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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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Verwandtschaft! Kümmere dich nicht um dein Ansehen! Denn alles, was du bist, das ist in dir.
    Die Königin trat nun direkt vor ihn, ihr Blick wanderte zwischen seinen Augen hin und her. »In jenen Tagen gab es nur wenige Regeln. Wir mussten sie uns selbst schaffen, und deswegen hast du dich in all deinen Leben immer schwer damit getan, nach den Regeln der anderen zu leben. Erinnerst du dich, was ich dir sagte, bevor du deinen letzten Atemzug getan hast?«
    Damals war er durch das brennende Licht eines Sonnendrachen verwundet worden. Nun entsann er sich der Worte Emerelles und sprach sie aus: »Beim Orakel sah ich dich und das mächtige Kind. Yulivee! Du hast damals schon Yulivee gesehen?«
    »Ja. Ich wusste seither, dass du sie eines Tages zu mir führen würdest. Doch ich wusste nicht, wann. Und so übte ich mich in Geduld. Ich musste so lange warten und Dinge sagen und tun, die nicht von Herzen kamen. Doch alles, was ich in jener Nacht vor der Elfenjagd sagte, ist die Wahrheit. Allerdings musste ich dir einige Dinge verschweigen, so wie die Orakel es zu tun pflegten. Nun aber sollst du sie erfahren, so du sie nicht schon weißt. Komm!« Sie fasste seine Hand und führte ihn zu der Steinbank. Dort setzten sie sich nieder. »Ich kann nicht nachfühlen, was du nun empfindest, denn ich bin nie gestorben. Meine Erinnerungen sind die eines einzigen langen Lebens. Doch ich weiß, dass es nicht leicht ist, mit all den Erfahrungen zurechtzukommen. Du musst wachsen, um es zu begreifen. Und das ist eine deiner Stärken.« Sie ließ seine Hand los und deutete hinauf zur Decke, zum Abbild der Gaomee. »Ich habe dir damals mit Bedacht die Kammer der großen Gaomee zugeteilt. Mir war bewusst, dass dir eine lange Reise bevorsteht. Es war der richtige Zeitpunkt, dir ihr Schwert zu geben. Doch ich sagte dir nicht, was es mit dieser Waffe auf sich hat.« Emerelle erhob sich, schritt hinüber zu Nuramons Bett und holte seine beiden Schwerter. Dann kehrte sie an seine Seite zurück und zog das Kurzschwert der Gaomee. »Die Zwerge haben dir gewiss etwas über die Waffe gesagt.«
    »Sie sagten mir, sie sei von einem Zwerg namens Teludem für einen Elfen geschmiedet worden.« Nuramon bekam einen Verdacht und fragte: »War diese Waffe etwa einst ein Geschenk an mich?«
    »Nein, die Zwerge schenkten sie mir. Sie sagten, sie würden in die Andere Welt gehen, um sich dort ein Reich zu suchen, in dem Wengalf König bleiben konnte. Es war eine Zeit, in der ich niemanden neben mir dulden durfte, damit das geschehen konnte, was nun sein wird. Wir trennten uns im Zorn. Doch Wengalf ist kein Narr. Er schenkte mir die Waffe und sagte, dass ich sie ihm schicken solle, wenn ich bereit sei, ihn als König zu respektieren.«
    »Davon haben mir die Zwerge nie etwas gesagt«, erwiderte Nuramon.
    »Ich gab die Waffe Gaomee, weil sie aus dem Geschlecht stammte, dem es bestimmt war, den Zwergen nahe zu kommen.« Die Königin schien auf eine Regung seinerseits zu warten.
    Plötzlich wurde Nuramon klar, was sie meinte. »Gaomee stammt aus meiner Sippe?«
    »Sie stammt nicht nur aus deiner Sippe. Sie war deine Tochter.«
    Diese Kunde traf Nuramon wie ein Schlag. Gaomee war seine Tochter! »Ich erinnere mich nicht an sie.«
    »Du warst längst gestorben, als Diyomee sie gebar.«
    »Diyomee!«, sprach Nuramon vor sich hin. Es war eine unglückliche Liebe gewesen. Ihr Vater hatte ihn gehasst, und Nuramons Nebenbuhler hatte ihn in einem Duell erschlagen.
    »Die Familie verstieß Diyomee. So entschloss ich mich, sie bei mir aufzunehmen. Sie gebar das Kind, gab ihr den Namen Gaomee und ging ins Mondlicht. Ich habe mich des Neugeborenen angenommen. Und als ich sie zur Elfenjagd berief, da spürte ich, dass es richtig war, Gaomee das Kurzschwert anzuvertrauen. Ich erzählte ihr alles über ihren Vater, und sie bewunderte dich für deine Taten in Ischemon. Nur so konnte sie den Drachen Duanoc besiegen.«
    »Ich wurde doch wiedergeboren. Wieso kam sie nicht zu mir?«
    »Sie wagte es nicht. Sie fürchtete sich davor, dass du sie zurückweisen könntest. Doch bevor sie ihre Liebe fand und ins Mondlicht ging, vertraute sie mir das Schwert an und sagte, ich solle es für dich aufbewahren und es dir geben, wenn die Zeit reif wäre. Und das habe ich getan.« Sie steckte Gaomees Waffe fort. »Du hast das Schwert zu den Zwergen gebracht, und so wussten sie bald, welches Ende dieses Zeitalter nehmen würde. Sie erfuhren von Dareen, wann sie in ihre alten Hallen zurückzukehren

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