Die Elfen
hätten.« Emerelle zog nun das Langschwert, Nuramons alte Waffe. »Thorwis und Wengalf waren weise. Sie gaben dir dein altes Schwert, und als ich es bei dir sah, wusste ich, dass du bei den Zwergen gewesen warst. So wurdest du zum Boten des Schicksals. Du sagtest mir mit dieser Waffe, dass die Zwerge kommen würden. Und du hast mich daran erinnert, woher diese Waffe stammt.«
»Das weißt du?«, fragte Nuramon überrascht.
»Erinnerst du dich etwa nicht?«
Nuramon überlegte. Das Schwert hatte ihn durch manches Leben begleitet. Seine Kampfgefährten hatten es zu seiner Sippe gebracht, wo es auf ihn gewartet hatte. Doch wo kam es her?
»Zerbrich dir nicht den Kopf«, meinte Emerelle und steckte das Schwert zurück in die Scheide. »Es ist ein Geschenk von mir gewesen. Jedem meiner Kampfgefährten schenkte ich einst eine Waffe.«
Nuramon konnte sich nicht erinnern, und das ärgerte ihn.
Die Königin legte ihm die Hand auf die Schulter. »Deine Erinnerung wird wiederkehren. Du wirst deine Zeit brauchen, um alles zu entdecken. Es ist eine ganz besondere Reise. Sie ist von einer anderen Art als jene, die du bisher erlebt hast. Halte es wie die Zwerge. Nimm meine Worte so lange in dein Gedächtnis auf, bis du dich selbst erinnerst.«
Nuramon starrte auf die Waffe, die neben der Königin lag. »Dann ist die Magie in diesem Schwert deine Magie.«
Emerelle lachte. »Ich war damals eine andere, so wie Yulivee früher eine andere war. Selbst der Devanthar wird den Zauber deines Schwertes nicht erkannt haben.«
Nuramon blickte zu Boden. Was die Königin ihm offenbarte, stieß tausend Pforten auf, und er wusste nicht, in welche Welt er zuerst eintreten sollte. Emerelle hatte Recht: Es war eine Reise. Sie führte ihn durch vergessene Gefilde. »Wie soll es nun weitergehen?«, fragte er. »Ich fühle mich verloren, so als hätte ich mich auf meinem langen Weg verirrt.«
»Dabei sollten dir meine Worte Halt geben«, entgegnete sie. »Sie sollten dir zeigen, dass du mehr bist, als du glaubst, und dass du so viel mehr sein kannst, als du es dir je erträumt hast.«
Die Königin sprach, als drohte ihm keine Gefahr, als wäre sein Weg fortan ohne jedes Hindernis. »Werde ich morgen sterben?«, fragte Nuramon und merkte, wie Emerelle überrascht die Augenbrauen hob.
»Nuramon, du weißt, dass ich dir das nicht sagen würde, selbst wenn ich es wüsste. Der Ausgang einer Schlacht ist auch für mich nicht zu überschauen. Zu oft ändert sich dabei das Schicksal. Zu viele Schwerter, zu viele Pfeile und zu viele Bewegungen machen es mir unmöglich, das Ende von allem zu sehen. Ich kann nicht einmal erkennen, ob wir Albenmark retten werden. Ich weiß nur, was sein sollte. Und das muss ich verschweigen, weil es sonst nicht eintreten kann. Ich weiß, was dich bewegt. Du fürchtest, du und Farodin, ihr könntet beide sterben.«
»Ja. Noroelle wäre dann verloren, und ich würde in ein neues Leben hineingeboren, in dem ich mich an Noroelles bitteres Schicksal erinnern würde, ohne jemals etwas für sie tun zu können. Warum vermagst du dein Urteil nicht aufzuheben? Warum muss der Zauber, der Albenmark von der Anderen Welt trennt, direkt nach dem ersten Zauber gesprochen werden?«
»Weil ich meinen Tod sah, wenn wir nur das Land jenseits der Shalyn Falah abtrennen.« Emerelles Blick reichte ins Leere. »Ein Pfeil trifft mich, und dann kann der Zauber nimmermehr gesprochen werden. Die Tjuredpriester aber werden andere Tore nach Albenmark öffnen, wenn wir unsere Welt nicht von der ihren trennen.« Sie blinzelte und sah Nuramon wieder an. »Noroelle muss dort bleiben, wo sie ist, damit ich leben kann.
Doch glaube nicht, dass ich aus Selbstsucht handle.
Mir geht es nur um Albenmark. Auch die Königin kennt Mitgefühl und leidet, wenn sie Dinge sagen und tun muss, die den Wünschen ihres Herzens widersprechen.« Emerelle legte ihm die Hand auf die Schulter. »Und mein Herz sagt mir, dass es für Noroelle Hoffnung geben muss. Deswegen gebe ich dir ein Versprechen.« Ihre Augen glänzten. »Wenn Farodin und du sterben solltet, dann werde ich Yulivee meinen Thron anvertrauen und an eurer statt Albenmark den Rücken kehren.«
Nuramon hätte alles erwartet, aber nicht dies. »Das würdest du tun?«, fragte er.
Die Königin nickte. »Ja, denn so sehr ich all die Jahrhunderte dem Schicksal ergeben war, so unerträglich wäre es, in einem blühenden Zeitalter zu leben und dich und Farodin als Wiedergeborene zu sehen. Auch Obilees Trauer
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