Die Elfen
Augenblick nicht völlig gleichgültig, ob sie ihn anlog? Die Schlacht um Albenmark musste geschlagen werden, und eines glaubte er ihr: Sie würde alles tun, um die Völker der Albenkinder zu retten.
Farodin verneigte sich knapp. »Ich werde noch in dieser Nacht zur Shalyn Falah reiten.«
Die Königin trat vor ihn und küsste ihn sanft auf die Wangen. »Gib auf dich Acht, mein Freund. Es gibt eine Emerelle, die nur wir beide kennen. Du hast ihr Geheimnis über die Jahrhunderte bewahrt. Dafür möchte ich dir danken.«
Farodin war überrascht. »Ich dachte, Ollowain hätte meinen Platz eingenommen.«
Die Königin sah ihn eindringlich an. »Nein. Er mag der beste Fechter von Albenmark sein. Doch um der Dolch der Königin zu sein, dazu fehlt ihm das Talent. Er hat in Aniscans versagt. Danach warst allein du es wieder, der meinen Willen vollstreckte. Du warst mein Gesandter unter den Trollen, und du hättest sie mit ihrem Blut zahlen lassen, hätten sie uns in der Seeschlacht verraten. Und zuletzt war deine Klinge es, die den Devanthar tötete, den mächtigsten Feind, den Albenmark je hatte.«
AUF DEN SPUREN EINER VERGANGENEN NACHT
Nuramon wandelte durch den Obstgarten der Königin. Wie schon in seiner Kammer musste er an die Nacht vor dem Auszug der Elfenjagd denken. Damals hatten die Bäume ihm zugewispert, nun aber schwiegen sie. Nuramon tastete nach den Zweigen der Feentanne, doch die Wärme, die sie stets verströmt hatte, war vergangen. Enttäuscht zog er die Hand zurück.
Was war hier geschehen? Waren die Seelen der Bäume etwa ins Mondlicht gegangen? Der Zauber, der diesem Ort anhaftete, schien noch zu wirken, denn all die Bäume trugen zugleich ihre Früchte. Doch die Zeit schien so manche Veränderung gebracht zu haben.
Nuramon kam an der Linde vorüber, an der er Noroelle zum ersten Mal gesehen hatte, und er gelangte zu den beiden Maulbeerbäumen, die ihm damals ihre Früchte geschenkt hatten. Wie die Schlacht morgen auch ausging, all das würde Noroelle nie wiedersehen. Ihren See, die Fauneneiche und ihr Heim würde sie nur mehr in ihrer Erinnerung finden.
Nuramon erreichte die Linde und den Ölbaum am Rande des Gartens. Hier hatte er als Baumgeist zu Noroelle gesprochen, und sie hatte sich auf das Spiel eingelassen. In jener Nacht hätte er nie und nimmer geglaubt, dass das Schicksal sie alle auf so einen schweren Pfad führen würde. Er schaute auf und sah dort zwei Gesichter, die zu ihm hinabblickten.
»Na, belauschst du uns?«, fragte Yulivee lächelnd.
Obilee legte der Zauberin die Hand auf die Schulter. »Lass ihn!«
»Komm doch zu uns«, setzte Yulivee nach.
Nuramon antwortete nicht, sondern stieg über die schmale Treppe zur Terrasse hinauf. Die beiden Elfen boten einen bezaubernden Anblick. Yulivee war in graue Gewänder aus leichtem Stoff gekleidet. In ihr dunkelbraunes Haar hatte sie weiße Bänder geflochten. Obilee trug ein fließendes blaues Kleid und hatte das Haar hochgesteckt. Niemand hätte geglaubt, sich einer Kriegerin gegenüberzusehen.
»Yulivee und Obilee!«, sagte Nuramon. »Seid ihr beste Freundinnen geworden?«
»Seit der Nacht, da du fortgingst«, bestätigte Yulivee.
Er trat vor sie.
Yulivee schaute ihm in die Augen. »Es ist seltsam, nicht mehr zu dir aufzublicken.« Sie war genauso groß wie Nuramon. »Du warst damals ein Riese für mich. Und ich war für dich gewiss nur ein törichtes Mädchen.«
»Nein, eine kleine Zauberin von großer Macht warst du… und ein liebenswürdiger Quälgeist.«
Obilee lächelte. »Das ist sie auch noch eine Weile geblieben, nachdem du fort warst.«
»Dafür möchte ich mich entschuldigen«, sagte Yulivee.
Nuramon schüttelte den Kopf. »Das musst du nicht . Schwester.«
»Ich habe es nicht vergessen… Bruder«, sagte Yulivee. »Und ich habe getan, worum du mich gebeten hast. Ich habe auf Felbion aufgepasst, und ich lebe in deinem Haus. Du wirst es noch wiedererkennen, auch wenn Alaen Aikhwitan fort ist.«
»Er ist nicht mehr da?«, fragte Nuramon und dachte dann an die Feentanne.
»Es gibt im ganzen Herzland keinen beseelten Baum mehr«, antwortete Obilee.
Yulivee holte aus einem kleinen Beutel eine Eichel hervor. »Diese gehört Alaen Aikhwitan. Wenn wir morgen siegen, dann werden die Seelen der Bäume wiedergeboren. Ich weiß nur noch nicht, wo ich diese Eichel pflanzen soll.«
»Was ist mit Atta Aikhjarto geschehen?«
»Xern wird ihn neu pflanzen.« Die Zauberin deutete zum Obstgarten hinab. »Die meisten Seelen der
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