Die Elfen
höchsten Preis gezahlt.
»Was will sie nun von dir?«, drängte Farodin.
Nuramon zögerte zu antworten, denn sobald sein Gefährte die Wahrheit kannte, würde es auch in seinem Leben kein Glück mehr geben.
»Sag es, Nuramon!«
»Bist du dir sicher, dass du es hören willst, Farodin? Manchmal ist es besser, die Wahrheit nicht zu kennen. Wenn ich rede, wird für dich nichts mehr sein wie zuvor. Wenn ich schweige, könntest du glücklich werden… Ich bitte dich! Lass mich aufbrechen, ohne weiter in mich zu dringen und ohne mir zu folgen! Bitte!«
»Nein, Nuramon. Was immer es für eine Last ist, wir müssen sie gemeinsam tragen.«
Nuramon seufzte. »Du hast es so gewollt.« Tausend Gedanken gingen ihm durch den Sinn. Fehlte ihm die Kraft, die Bluttat allein zu begehen? Hatte er sich vielleicht insgeheim doch gewünscht, die Schuld mit Farodin zu teilen, und gab er deshalb nach? Oder war es anmaßend, allein entscheiden zu wollen? War es Farodins Recht zu erfahren, was die Königin verlangte? »Ich werde ausziehen, Noroelles Sohn zu suchen und ihn zu töten«, sagte Nuramon leise.
Farodin und Mandred starrten ihn an, als warteten sie immer noch auf seine Worte.
»Lasst mich allein gehen! Hörst du, Farodin! Warte hier, bis Noroelle zurückkehrt.« Er wusste, was nun geschehen würde. Es gab kein Zurück mehr.
Wie betäubt schüttelte Farodin den Kopf. »Nein, das kann ich nicht tun. Du erwartest von mir, dass ich hier sitze und auf Noroelle warte? Was soll ich ihr sagen, wenn sie zurückkehrt? Dass ich dich habe ziehen lassen in dem Wissen, du würdest ihren Sohn töten? Nun, da ich es weiß, habe ich nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich halte dich auf, oder ich begleite dich . Wenn ich dich hindere, ist Noroelle nicht geholfen. Also muss ich dein Schicksal teilen, um sie zu retten.«
Mandred schüttelte fassungslos den Kopf. »O Luth, was für ein Netz hast du diesen Elfen gesponnen!«
»Es sieht so aus, als meinten es deine Götter nicht gut mit uns«, bestätigte Nuramon. »Aber im Grunde tragen wir die Schuld. Die Königin hat mich an unser Versagen in der Höhle erinnert.« Er erzählte seinen Gefährten, was Emerelle ihm vorgehalten hatte.
»Soll es etwa unsere Schuld sein, dass wir keine Alben sind?«, empörte sich Mandred.
»Wenn es so ist, dann sind wir mit dieser Schuld geboren. Dann steht unser ganzes Sein unter diesem Makel.« Farodin machte eine lange Pause. »Es scheint, als würden nur noch finstere Pfade vor uns liegen. Lass uns ausreiten!«
Nuramon wandte sich an den Menschensohn. »Unsere Wege trennen sich hier, Mandred. Du hast deinen Sohn gefunden. Nimm dir Zeit für ihn und sei ihm wenigstens jetzt der Vater, den das Schicksal ihm gestohlen hat. Du bist nicht wie wir verdammt. Gehe deiner Wege und lass uns unserem düsteren Schicksal folgen.«
Der Menschensohn machte ein verdrossenes Gesicht. »Törichtes Elfengeschwätz! Wenn die Königin sagt, dass wir den Dämon hätten besiegen müssen, dann habe auch ich versagt. Unsere Wege sind ab jetzt miteinander verbunden.«
»Aber dein Sohn!«, wandte Farodin ein.
»Der wird uns begleiten. Ich muss doch sehen, ob er etwas taugt. Nehmt es mir nicht übel - aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es gut ist für einen Jungen, wenn er an einem Elfenhof aufwächst. Die Düfte hier verkleben einem ja die Lungen. Und dann die weichen Betten, das feine Essen… Wahrscheinlich hat er nie gelernt, wie man einen Hirsch ausweidet und dass man das Fleisch ein paar Tage hängen lässt, damit es schön mürbe wird. Also, versucht erst gar nicht, mich davon abzuhalten, ihn mitzunehmen. Ab nun gilt: Wo ihr hingeht, da geht auch Mandred hin!«
Nuramon tauschte einen Blick mit Farodin. Sie kannten den Dickkopf inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sie ihn kaum von seinem Entschluss abbringen konnten. Farodin nickte unmerklich.
»Mandred Aikhjarto!«, hob Nuramon an. »Du hast die Standhaftigkeit des alten Atta. Wenn es dein Wunsch ist… Uns ist es eine Ehre, dich an unserer Seite zu haben.«
»Wann brechen wir auf?«, fragte Mandred tatendurstig.
Bevor Nuramon antworten konnte, sagte Farodin: »Sofort. Noch ehe irgendjemand etwas merkt.«
Mandred lachte zufrieden. »Dann wollen wir mal! Ich packe meine Sachen.« Mit diesen Worten verließ er das Zimmer.
»Der Menschensohn ist so laut, dass wir wohl kaum unbemerkt davonkommen«, sagte Farodin.
»Wie viele Jahre hat Mandred? Wie lange lebt ein Mensch?«
»Ich weiß es nicht genau. Vielleicht
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