Die elfte Jungfrau
mit Eurem Besuch zu beehren.«
»Welch höfische Sprache, Pitter.«
»So hat man es mir aufgetragen.«
»Ah. Ich nehme an, du wirst mich begleiten?«
»Klar!«
Das klang schon wieder mehr nach dem Päckelchesträger, und Almut faltete entschlossen das letzte Stück Leinen zusammen.
»Du wirst den Rest alleine machen müssen, Irma. Ich fürchte, die Botschaft ist tatsächlich wichtig. Pitter, hol dir in der Küche dein Stück Brot, ich habe noch etwas mit der Meisterin zu bereden, dann können wir aufbrechen.«
Magda gab der Begine die Erlaubnis, so lange wie nötig bei dem Apotheker zu verweilen. Dennoch war sie überrascht.
»Du glaubst wirklich, Bertram ist bei ihm?«
»Es würde mich mehr wundern, wenn er nicht da wäre.«
»Solltest du dann nicht Frau Lena benachrichtigen?«
»Nein, Magda. Ich denke, je weniger Leute wissen, was geschehen ist, desto besser.«
»Du bist schon wieder in Dinge verwickelt, die nicht ganz untadelig sind.«
»Ich bin nicht darin verwickelt. Ich nicht!«
»Und mir will scheinen, dass du darüber betrübt bist.«
Almut zeigte ein bedauernden Grinsen, und Magda schüttelte nur den Kopf.
Kurz darauf schritt sie neben dem Päckelchesträger dahin und hörte sich die erstaunliche Geschichte an, die er zu erzählen hatte.
»Is ene Düvelskääl, Euer Pater!«, begann der seinen Bericht mit ehrfürchtiger Stimme. »Hat mich gestern gefragt, ob ich’n paar Freunde hätte, auf die man sich verlassen könnte. Hab’ ich, klar! Der Job und der Johan und der Noeris und der Clais, die sind in Ordnung. Und die haben auch noch ein paar Freunde. Euer Pater meinte, ob wir am Turm heute Nacht ein bisschen Radau machen könnten. Klar, sag’ ich. Aber er sollte mir schon sagen, wofür das gut sein soll. Und er meinte, er müsse dem Bertram helfen, aus der Tollkammer zu kommen. Ich fand’s gut, weil, der Bertram ist ein feiner Kerl, auch wenn er ein Fallsüchtiger ist. Und wie er das denn machen wollte, hab’ ich den Pater gefragt. Erst war ich ja nicht dafür, aber es hat dann doch geklappt.«
»Wofür warst du nicht?«
»Den Labberdanes mitzunehmen, den Lodewig. Aber Euer Pater sagt, der kriegt das schon hin, und das hat er dann auch.«
»Also ist Pater Ivo mit Lodewig in den Turm gegangen?«
»Ja, weil der Bertram aus dem Fenster springen wollte. Hat gejammert und geheult, dass man es bis in die Gassen gehört hat. Da haben die Wachen im Kloster nach Pater Ivo gefragt, weil das der Einzige war, auf den der Bertram hören wollte.«
»Ei wei!«, kicherte Almut. »Wann war das?«
»Nach der Komplet. Na, und da sind die beiden Mönche, Pater Ivo und Bruder Markus, so heißt es, mit den Kapuzen über dem Kopf und den Händen in den Ärmeln, hineingegangen. Haben gesagt, es ist besser, sie sind zu zweit, wenn der Bertram wieder einen Anfall bekommt. Danach hat das Geschrei bald aufgehört, und die beiden Mönche sind wieder zurück nach Groß Sankt Martin. Der Bertram habe sich beruhigt und würde nun tief schlafen, haben sie gesagt. Man solle ihn nicht stören.«
»Sehr klug!«
»Ja, aber dann fing der Radau an. Und die Wachen vom Turm sind raus, und es gab ein großes Durcheinander.«
»Ich nehme an, die Rabauken sind nicht gefasst worden.«
»Die waren ziemlich flink, Frau Almut.«
»Dachte ich mir. Allerdings frage ich mich, wozu sie den Aufruhr gemacht haben.«
»Na, weil die doch dem Novizen, dem Tronskann, einen Streich gespielt haben.«
»Haben sie? Womöglich haben sie ihn mit Gewalt in die Tollkammer gebracht?«
»Klar. Und die Kleider haben sie ihm auch ausgezogen. Aber das haben die Wächter erst heute morgen gemerkt. Und das waren andere als die, die in der Nacht Dienst hatten.«
»Der arme Lodewig!«
»Ja, war nicht schön für ihn. Musste auch viel jammern und klagen, bis sie ihm glaubten. Aber dann hat man zum Abt geschickt. Bruder Jakob kam dann und hat ihn mitgenommen. Aber der Bertram ist auch weg, und sie suchen ihn, weil er doch schwermütig war und sich das Leben nehmen wollte.«
»Und Lodewig hat nicht mitbekommen, wann er ausgerissen ist?«
»Sie hatten ihm doch die Augen verbunden, die Rabäuche!«
»Nun, dann wollen wir hoffen, es geht Bertram wieder besser, und er ist nicht mehr schwermütig.«
»Bestimmt nicht. Die Trine kocht einen feinen Morgenbrei.«
»Du hast offensichtlich davon auch schon gekostet?«
»Klar!«
Klar war Almut damit auch, was für einen Bubenstreich der Pater mit den Gassenjungen und dem Novizen da durchgeführt hatte.
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