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Die elfte Jungfrau

Titel: Die elfte Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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nicht sehr helle. Sie hat sie irgendwo auf dem Fischmarkt aus den Augen verloren.«
    Pitter, der jede Neuigkeit witterte wie eine Katze eine versteckte Maus, war ebenfalls herbeigekommen und hatte die Ohren gespitzt.
    »Soll ich mich für Euch umhören, Herr?«, fragte er beflissen. »Wenn Ihr sie mir beschreiben würdet.«
    Almut sah das zweifelnde Gesicht des jungen Parlers und unterstützte den Päckelchesträger.
    »Ja, Florens, das ist keine schlechte Idee. Pitter kennt sich aus in Köln.«
    »Ihr kennt den Jungen?«
    »Sehr gut. Er ist vertrauenswürdig.«
    »Klar!«, bestätigte Pitter.
    Florens, der inzwischen einigermaßen verzweifelt war, griff also nach diesem rettenden Strohhalm und beschrieb dem Jungen seine Schwester, so gut es ging.
    »Ich schau mich um. Wenn ich etwas gehört habe, bringe ich oder einer meiner Freunde Euch Botschaft.«
    »Und mich, Pitter, begleitest du bitte zum Eigelstein zurück, nicht wahr?«
    »Ich fühle mich aber ganz schwach auf den Beinen, Frau Almut. Hab’ einen anstrengenden Tag hinter mir.«
    »Ob Maria, die Köchin, wohl noch...«
    »Maria, die Köchin, hat!«
    Während die Hausherrin sich nach einer Wegzehrung für den mageren Jungen umsah, versuchte Almut, noch mehr aus Florens herauszubekommen.
    »Hat die Sanna möglicherweise einen Verehrer, bei dem sie untergeschlüpft ist?«
    »Nein. Oder doch, es gibt natürlich einige junge Männer, die ihr Aufmerksamkeit schenken. Aber sie würde sich nie so unschicklich benehmen...«
    »Florens, ich will ihr nichts Böses unterstellen, aber Ihr macht Euch Sorgen. Wenn es einen gibt, dessen Zuneigung sie erwidert, dann sprecht bei ihm vor. Mir schien letzthin der Schreinschnitzer Claas ganz angetan von ihr.«
    »Claas würde sie bestimmt nach Hause schicken. Er ist ein ehrenwerter Mann.«
    »Trotzdem.«
    »Natürlich, ich werde auch bei ihm nachfragen. Unter Umständen hat er sie ja gesehen. Dank auch, Frau Almut.«
    »Grüßt Euren Vater von mir, Florens.«
    Der junge Mann eilte davon, während Pitter ihm nachsah und an seinem Daumen nagte. Er schien nachdenklich zu sein.
    »Ein Mädchen mit schiefer Nase, so wie er, nicht wahr?«
    »Und blond wie er.«
    »Mit genau solchen Flutscheohren? Hab’ ich schon mal gesehen. Mit dem Alfi.«
    »Alfi?«
    »Alfi Selmecher. Er ist ein Seilmachergeselle, unten am Hafen. Ansehnlicher Kerl, hat aber die Fassbender-Elli in Schwierigkeiten gebracht. Ihr habt’s doch von den Gickelhühnern bei Frau Clara gehört.«
    »Oh, ich erinnere mich. Der die Mia sitzengelassen hat.«
    »Genau.«
    »Und mit dem treibt sich die Parlerstochter herum? Das hättest du Florens mitteilen müssen, Pitter.«
    »Ich geh’ nachher selbst bei ihm vorbei, Frau Almut. Ah, das ist ein Zubrot, das ich mir lobe!«
    Frau Barbara hatte einen Korb mit Würsten und Speckseiten gefüllt und reichte ihn Pitter.
    »Reicht das bis zum Eigelstein?«
    »Knapp, edle Frau.«
    »Wenn er alles selbst aufessen würde, was er so zusammenschnorrt, dann könnte man ihn bald durch die Gassen rollen wie ein Butterfass. Er hat eine Familie zu versorgen.«
    »Quatsch. Ich hab’ nur einen großen Magen.«
    »Klar!«
    Pitter grinste, und Almut verabschiedete sich herzlich von ihrer Stiefmutter.
    Auf dem Weg durch die Stadt horchte Almut den Päckelchesträger noch ein wenig nach Alfi Selmecher aus und kam zu dem Schluss, er müsse der Mann sein, der hin und wieder vor dem Tor des Beginenhofs herumlungerte.
    Nun ja, das würde Sinn machen, wenn er schon einmal mit Mia getändelt hatte. Nun hatte sie wirklich einen Grund, ihn beim nächsten Auftauchen zur Rede zu stellen.
    Sie waren schon ganz in der Nähe des Domes, dort, wo die Straße den köstlichen Namen »Unter Fetthennen« trug, als Almut, die den Passanten bisher keine große Aufmerksamkeit geschenkt hatte, plötzlich stehen blieb und mit den Augen zwinkerte, als könne sie nicht richtig sehen. Pitter hielt mitten im Satz inne und schaute ebenfalls in die Richtung, aus der ihnen ein Reiter entgegenkam.
    »Jroßer Jott!«, entfuhr es ihm, dann löste er sich in Straßenstaub auf.
    Almut stand wie angewurzelt mitten auf der Gasse, als der Reiter neben ihr hielt und abstieg.
    »Ich hatte gehofft, Euch im Konvent anzutreffen, Begine. Man sagte mir dort, Ihr seid zu Besuch bei Euren Eltern.«
    Noch immer fühlte Almut sich wie gelähmt. Der Mann in der vornehmen Kleidung mochte zwar Gesicht und Stimme jenes Paters Ivo haben, den sie bisher kannte, doch war er ihr so fremd, als seien sie

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