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Die Elite

Die Elite

Titel: Die Elite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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Abendessen konnte man nun zwischen zwei Möglichkeiten wählen. Entweder man aß auf dem Zimmer oder unten im Speisesaal. Meine Zofen kleideten mich also für das Essen an, doch anstatt mich nach unten zu begeben, lief ich nur quer über den Flur in Bariels altes Zimmer. Die Idee war einfach genial.
    Er lächelte über mein Lob und führte mich in die hinterste Ecke des Raums, wo er schon ein paar Kissen übereinandergestapelt hatte. »Sitzt du einigermaßen bequem?«
    Ich nickte und erwartete, dass er sich gleichfalls hinsetzte. Doch stattdessen schob er ein großes Sofa zu uns herüber, so dass man uns von der Tür aus nicht sehen konnte. Dann zog er einen Tisch heran, der unsere Köpfe verbarg, und griff nach dem Bündel, das obendrauf lag. Es roch nach Essen.
    »Fast wie zu Hause, was?« Er ließ sich neben mir nieder und rutschte dann hinter mich, so dass ich zwischen seinen Beinen saß. Diese Haltung war mir sehr vertraut – es fühlte sich tatsächlich ein bisschen wie in unserem alten Baumhaus an. Es war, als hätte er ein Stück von dem, was ich für immer verloren glaubte, wieder hervorgeholt.
    »Es ist sogar noch besser«, seufzte ich und lehnte mich an ihn. Nach einer Weile spürte ich seine Finger durch meine Haare gleiten und Schauer liefen mir durch den Körper.
    Eine Zeitlang saßen wir ganz still da. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf Aspens Atem. Dieser friedliche Moment war alles, wonach ich mich gesehnt hatte.
    »Worüber denkst du nach, Mer?«
    »Über alles Mögliche. Über zu Hause, dich, Maxon, das Casting, einfach alles. Vor allem, wie verwirrend die ganze Situation ist. Zum Beispiel glaube ich manchmal zu verstehen, was mit mir passiert. Und dann verändert sich plötzlich die Lage, und das wirkt sich dann wiederum auf meine Gefühle aus.«
    Aspen schwieg für ein paar Sekunden. »Verändern sich deine Gefühle für mich auch?«, fragte er, und ich konnte den Kummer in seiner Stimme hören.
    »Nein!«, entgegnete ich und kuschelte mich noch enger an ihn. »Wenn es eine Konstante in meinem Leben gibt, dann bist du das. Selbst wenn alles auf den Kopf gestellt wird, wirst du noch immer hier sein. Das Ganze hier ist so verrückt, dass meine Liebe für dich in den Hintergrund gedrängt wurde, doch ich weiß, sie ist noch da. Ergibt das für dich einen Sinn?«
    »Ja. Ich weiß, ich mache die Dinge nur noch komplizierter, als sie ohnehin schon sind. Aber es tut gut, zu wissen, dass ich noch nicht ganz aus dem Rennen bin.«
    Aspen schlang die Arme um mich, als ob er mich so für immer bei sich behalten könnte.
    »Ich habe uns nicht vergessen«, versicherte ich ihm.
    »Manchmal habe ich den Eindruck, dass Maxon und ich uns in einem ganz persönlichen Wettstreit befinden. Nur er und ich. Und am Schluss bekommt der Sieger dich. Dabei fällt es mir schwer, zu beurteilen, wer von uns beiden die schlechtere Position hat. Maxon weiß gar nicht, dass wir miteinander wetteifern, also strengt er sich vielleicht nicht genug an. Ich hingegen muss alles im Verborgenen tun. Deswegen kann ich dir nicht das geben, was er dir geben kann. Auf jeden Fall ist es kein fairer Wettkampf.«
    »So solltest du das nicht sehen.«
    »Ich weiß nicht, wie ich es sonst sehen sollte, Mer.«
    Ich stieß den Atem aus. »Dann lass uns nicht mehr darüber reden.«
    »Na schön. Ich rede sowieso nicht gern über ihn. Was ist mit all den anderen Dingen, die dich verwirren?«
    »Bist du eigentlich gern Soldat?«, fragte ich unvermittelt und drehte mich zu ihm um.
    Aspen nickte begeistert und öffnete das Essenspaket. »Es ist toll, Mer, ehrlich. Ich dachte, ich würde jede einzelne Sekunde hassen, aber es ist großartig.« Er stopfte sich ein Stück Brot in den Mund und fuhr fort. »Ich meine, es gibt ganz offensichtliche Vorteile – wie zum Beispiel die regelmäßigen Mahlzeiten. Sie wollen, dass wir kräftig sind, deshalb gibt es jede Menge zu essen. Na ja, und auch die Spritzen«, ergänzte er. »Aber die sind nicht so schlimm. Und außerdem bekomme ich eine Vergütung. Obwohl ich alles habe, was ich brauche, kriege ich Geld.«
    Er machte eine kurze Pause und spielte mit einem Orangenschnitz. »Du weißt ja selbst, wie gut es sich anfühlt, Geld nach Hause schicken zu können.«
    Ich sah ihm an, dass er an seine Mutter und seine sechs Geschwister dachte. Zu Hause war er die Vaterfigur gewesen, und ich fragte mich, ob er deshalb vielleicht noch mehr Heimweh hatte als ich.
    Aspen räusperte sich. »Aber es gibt noch

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