Die Elite
ihn und hielt mich eine Weile an ihm fest. Dann ging ich, um uns beide nicht zu gefährden.
Während mich meine Zofen bettfertig machten, war ich wie benommen. Ich hatte immer das Gefühl gehabt, als müsste ich beim Casting nur eine Wahl treffen – Maxon oder Aspen. Doch aus dieser Herzensentscheidung war so viel mehr geworden. War ich eine Fünf oder eine Drei? Wenn der Wettbewerb vorüber war, würde ich dann eine Zwei oder eine Eins sein? Würde ich letztlich meine Tage als Offiziersgattin oder als Frau eines Königs verbringen? Würde ich mich still im Hintergrund halten, wo ich mich immer so wohlgefühlt hatte? Oder würde ich mich überwinden, ins Rampenlicht zu treten, das ich stets gemieden hatte? Könnte ich eher auf die eine oder eher auf die andere Art glücklich sein? Wenn ich mich für Aspen entschied, könnte ich dann diejenige akzeptieren, die Maxon zur Frau nahm? Und wenn ich bei Maxon blieb, könnte ich dann Aspens Frau ertragen?
Als ich mich schließlich hinlegte und das Licht löschte, rief ich mir in Erinnerung, dass es mein eigener Entschluss gewesen war, hierherzukommen. Vielleicht hatte Aspen mir dazu geraten und meine Mutter mich sogar gedrängt, aber niemand hatte mich gezwungen, die Formulare für das Casting auszufüllen. Was immer die Zukunft bereithielt, ich würde mich ihr stellen.
23
I ch betrat den Speisesaal und knickste vor der Königin, doch sie schien es gar nicht zu bemerken. Ich warf Elise, die als Einzige schon da war, einen fragenden Blick zu. Doch sie zuckte bloß mit den Schultern. Als ich mich hinsetzte, kamen Natalie und Celeste herein, fanden jedoch ebenfalls keine Beachtung. Schließlich erschien Kriss und ließ sich neben mir nieder, wobei sie die Königin nicht aus den Augen ließ.
K önigin Amberly starrte die meiste Zeit auf den Boden, nur ab und zu richtete sie den Blick auf die leeren Stühle von Maxon und dem König, als ob etwas nicht stimmte.
Die Diener trugen das Frühstück auf, und fast alle Mädchen begannen zu essen, nur Kriss schaute weiterhin zum Kopf des Tisches.
»Weißt du, was los ist?«, flüsterte ich.
Kriss beugte sich zu mir herüber. »Elise hat ihre Familie angerufen, um herauszufinden, was dort unten los ist. Sie hat ihre Verwandten gebeten, sich mit Maxon und dem König zu treffen, sobald diese in New Asia ankommen. Doch Elises Verwandte behaupten, dass sie bislang noch nicht eingetroffen sind.«
»Sie sind gar nicht angekommen?«
Kriss nickte. »Das Merkwürdige dabei ist, dass der König nach ihrer Landung angerufen hat. Er und Maxon haben mit der Königin gesprochen und gesagt, es ginge ihnen gut und sie wären in New Asia. Doch Elises Familie beharrt darauf, dass sie nicht aufgetaucht sind.«
Ich runzelte die Stirn und versuchte, das Ganze zu verstehen. »Und was bedeutet das?«
»Keine Ahnung«, gestand sie. »Das ergibt alles keinen Sinn.«
»Hm«, murmelte ich, unsicher, was ich noch sagen sollte. Und was, wenn Maxon und der König tatsächlich nicht in New Asia waren? Aber wo konnten sie dann sein?
Kriss beugte sich noch näher zu mir. »Da gibt es noch etwas, worüber ich gern mit dir sprechen möchte«, flüsterte sie. »Können wir nach dem Frühstück ein bisschen im Garten spazieren gehen?«
»Aber klar«, erwiderte ich, denn ich brannte darauf zu erfahren, was sie mir sagen wollte.
Eilig verspeisten wir unser Frühstück. Ich wusste zwar nicht, worum es sich handelte, aber wenn sie draußen mit mir reden wollte, dann ging es offenbar um etwas Geheimes.
Es war ein wundervolles Gefühl, kurz darauf den sonnigen Garten zu betreten.
»Es ist schon eine Weile her, seit ich das letzte Mal hier draußen war«, sagte ich, schloss die Augen und hielt mein Gesicht in die Sonne.
»Normalerweise bist du immer mit Maxon hier, nicht wahr?«
»Mmh.« Eine Sekunde später fragte ich mich, woher sie das wusste. War das etwa allgemein bekannt?
Ich räusperte mich. »Also, worüber möchtest du mit mir sprechen?«
Sie blieb im Schatten eines Baums stehen und drehte sich zu mir um. »Wir müssen uns über Maxon unterhalten.«
»Was ist mit ihm?«
Kriss zappelte nervös herum. »Ich hatte mich damit abgefunden, zu verlieren. Ich glaube, wir alle hatten das, bis auf Celeste vielleicht. Es war so offensichtlich, America. Er wollte dich. Und dann passierte das mit Marlee. Und plötzlich hat sich alles geändert.«
Ich hatte keine Ahnung, worauf sie hinauswollte. »Willst du mir etwa erzählen, es täte dir leid, dass du jetzt
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