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Die Elite

Die Elite

Titel: Die Elite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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durch und dann am Krankenflügel vorbei. Ich werde da sein, habe aber nur wenig Zeit.« Dann verbeugte er sich knapp und setzte seinen Weg fort, bevor irgendjemand von uns Notiz nahm.
    Missmutig lief ich die Treppe hinunter. Am liebsten hätte ich losgeschrien. Dazu verurteilt zu sein, sich den ganzen Samstag über im Damensalon aufzuhalten, war wirklich unerträglich. Wenn Besucher kamen, wollten sie die Königin und nicht uns sehen. Vielleicht würde sich das ändern, wenn erst einmal eine von uns Prinzessin war, doch im Moment blieb mir nichts anderes übrig, als Kriss dabei zuzuschauen, wie sie wieder über ihrer Präsentation brütete. Die anderen lasen ebenfalls in irgendwelchen Berichten oder Aufzeichnungen. Mir wurde speiübel. Ich brauchte eine Idee, und zwar schnell. Bestimmt würde Aspen mir dabei helfen, etwas Geeignetes zu finden. Heute Abend musste ich endlich loslegen, egal wie.
    Als hätte sie meine Gedanken gelesen, kam Silvia, die kurz zuvor die Königin besucht hatte, vorbei, um nach mir zu sehen.
    »Was macht meine Starschülerin?«, fragte sie, wobei sie so leise sprach, dass die anderen es nicht hören konnten.
    »Alles wunderbar.«
    »Und wie steht es mir Ihrer Präsentation? Brauchen Sie noch Hilfe beim letzten Schliff?«
    Letzter Schliff? Wie sollte ich an
nichts
herumfeilen?
    »Alles läuft prima. Vielen Dank. Es wird Ihnen bestimmt gefallen«, log ich.
    Sie legte den Kopf schräg. »Wir sind heute ein wenig geheimniskrämerisch, was?«
    »Ein wenig.« Ich lächelte unverbindlich.
    »Das ist schon in Ordnung. Sie haben in letzter Zeit hervorragende Arbeit geleistet. Ich bin mir sicher, dass es phantastisch wird.« Silvia tätschelte mir wohlwollend die Schulter und verließ dann den Salon.
    Ich steckte wirklich in Schwierigkeiten.
    Der Vormittag verging so langsam, dass es mir wie eine spezielle Art der Folter vorkam. Kurz vor zwei entschuldigte ich mich und begab mich zum vereinbarten Treffpunkt. Ganz am Ende des Flurs stand ein burgunderfarben bezogenes Sofa unter einem großen Fenster. Dort setzte ich mich hin und wartete. Endlich bog Aspen um die Ecke.
    »Das wird aber auch Zeit.« Ich seufzte erleichtert.
    »Was ist los?«, fragte er und postierte sich mit förmlicher Miene neben der Couch.
    Alles Mögliche
, dachte ich.
Und so vieles, worüber ich mit dir nicht sprechen kann.
    »Wir haben da diese Aufgabe bekommen, und ich weiß nicht, was ich tun soll. Mir fällt nichts ein, und ich bin total nervös und kann nicht schlafen«, sagte ich verkrampft.
    Er grinste. »Was denn für eine Aufgabe? Ein Diadem gestalten?«
    »Nein«, erwiderte ich und funkelte ihn wütend an. »Wir sollen uns ein Projekt zum Wohl des Landes ausdenken. So etwas wie Königin Amberlys Einsatz für die Versehrten des Landes.«
    »Davon lässt du dich aus der Ruhe bringen?«, fragte er kopfschüttelnd. »Was ist denn daran anstrengend? Es klingt doch beinahe so, als könnte es auch Spaß machen.«
    »Das hatte ich auch gedacht. Aber mir fällt absolut nichts ein. Was würdest du vorschlagen?«
    Aspen überlegte einen Augenblick. »Ich weiß! Du könntest ein Kastentauschprogramm ins Leben rufen«, schlug er vor und seine Augen leuchteten vor Begeisterung.
    »Ein was?«
    »Ein Kastentauschprogramm. Menschen aus höheren Kasten tauschen ihren Platz mit Menschen aus niedrigeren Kasten, um einmal hautnah zu erleben, wie sich das anfühlt.«
    »Ich glaube nicht, dass das funktioniert, Aspen. Zumindest ist es nicht das Richtige für dieses Projekt.«
    »Es ist eine großartige Idee«, beharrte er. »Stell dir doch nur vor, wie sich jemand wie Celeste beim Regale Befüllen die Fingernägel abbricht! Das würde einigen nur recht geschehen.«
    »Was ist denn in dich gefahren, Aspen? Sind nicht ein paar der Wachen von Geburt an Zweier? Sind sie deswegen nicht deine Freunde?«
    »Gar nichts ist in mich gefahren«, verteidigte er sich. »Ich bin der Gleiche wie immer. Du bist diejenige, die vergessen hat, wie es ist, in einem Haus ohne Heizung zu leben.«
    Ich richtete mich auf. »Das habe ich nicht vergessen. Im Gegenteil. Ich versuche mir gerade ein Projekt auszudenken, das diese Missstände beendet. Selbst wenn ich nach Hause zurückkehre, findet meine Idee vielleicht noch Verwendung, deshalb muss sie wirklich gut sein. Ich möchte den Menschen ernsthaft helfen, Aspen.«
    »Vergiss eines nicht, Mer«, flehte Aspen mich mit eindringlichem Blick an. »Diese Regierung hat tatenlos mitangesehen, dass du nichts zu essen hattest.

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