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Die Elite

Die Elite

Titel: Die Elite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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versuchen, dem Ideal einer Prinzessin so nahe wie möglich zu kommen. Und ich würde meinen Frieden mit dem Wettbewerb machen.
     
    Es war hoffnungslos. Sosehr ich mich auch bemühte, mir fiel einfach kein geeignetes Wohlfahrtsprojekt ein. Ich informierte mich in Büchern. Ich fragte meine Zofen, aber auch sie hatten keine Idee. In meiner Not hätte ich sogar Aspen aufgesucht, aber ich hatte seit Tagen nichts von ihm gehört. Da Maxon wieder zu Hause war, musste er vermutlich besonders vorsichtig sein.
    Dass Kriss offenbar schon mitten in der Vorbereitung für ihre Präsentation steckte, machte die Sache nur noch schlimmer. Sie schwänzte viele Stunden im Damensalon, um zu lesen, und wenn sie da war, hatte sie die Nase in ein Buch vergraben oder machte sich wie wild Notizen.
    Verdammt!
    Als es auf Freitag zuging und mir klar wurde, dass mir nur noch eine Woche blieb und mir noch immer nichts Geeignetes eingefallen war, wäre ich am liebsten gestorben. Während des
Berichts
informierte Gavril die Zuschauer über den Ablauf der nächsten Sendung und erklärte, es würde lediglich ein paar Ankündigungen geben, der Rest des Abends sei unseren Präsentationen gewidmet.
    Allein beim Gedanken daran brach mir der Schweiß aus.
    Ich bemerkte, dass Maxon mich ansah. Er zog sich am Ohrläppchen, und ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Ich wollte nur ungern Ja sagen, aber ich wollte ihn auch nicht zurückweisen. Schließlich erwiderte ich unser Geheimzeichen, und er wirkte erleichtert.
    Während ich auf sein Erscheinen wartete, lief ich unruhig in meinem Zimmer auf und ab und zwirbelte meine Haarspitzen.
    Maxon klopfte kurz an und trat dann sofort ein, wie er es immer tat. Ich hatte das Gefühl, ich müsste ein bisschen formeller als gewöhnlich auftreten. Ich wusste, es war lächerlich, aber ich war nicht in der Lage, mich anders zu verhalten.
    »Wie geht es dir?«, fragte er und kam auf mich zu.
    »Ganz ehrlich? Ich bin nervös.«
    »Weil ich so gut aussehe, nicht wahr?«
    Ich lachte über seinen Scherz. »Stimmt. Ich sollte wohl besser die Augen abwenden. Aber eigentlich liegt es eher an dem Wohlfahrtsprojekt.«
    »Oh«, sagte er und setzte sich an den Tisch. »Du kannst deine Präsentation gern mit mir durchgehen, wenn du möchtest. Kriss hat das auch getan.«
    Mir blieb fast die Luft weg. Natürlich war Kriss schon fertig.
    »Ich habe noch nicht mal eine Idee«, gestand ich und setzte mich ihm gegenüber.
    »Aha. Ja, ich verstehe, wie belastend das sein kann.«
    Ich warf ihm einen Blick zu, der ihm klarmachen sollte, dass er keine Ahnung hatte.
    »Was ist dir denn wichtig? Es muss doch etwas geben, das dich wirklich berührt und das die anderen vielleicht übersehen.« Maxon lehnte sich bequem im Stuhl zurück und legte eine Hand auf den Tisch.
    Wie konnte er nur so gelassen sein? Merkte er denn nicht, dass ich fast durchdrehte?
    »Ich habe mir schon die ganze Zeit das Hirn zermartert, aber mir fällt einfach nichts ein.«
    Maxon lachte leise. »Also eigentlich hätte ich gedacht, dass du es am leichtesten hast. Du hast in deinem Leben mehr Not erlebt als die anderen vier zusammen.«
    »Das stimmt, aber ich wusste nie, wie man das hätte ändern können. Das ist das Problem.« Ich blickte auf den Tisch und erinnerte mich plötzlich wieder an das Leben in Carolina. »Ich sehe das alles noch genau vor mir – die Siebener, die sich in ihren Knochenjobs verletzen und dann plötzlich zu Achtern herabgestuft werden, weil sie nicht mehr arbeiten können. Die Mädchen, die kurz vor der Sperrstunde die Straßen entlanglaufen und in den Betten einsamer Männer alles tun, was von ihnen verlangt wird. Die Kinder, die nie genug haben – nie genug Essen, nie genug Wärme, nie genug Liebe –, weil sich ihre Eltern zu Tode arbeiten. Dagegen waren meine schlimmsten Tage gar nichts. Aber eine praktikable Lösung finden, um gegen all diese Missstände etwas zu tun? Was sollte ich da vorschlagen?«
    Ich blickte ihn an in der Hoffnung, die Antwort in seinen Augen zu finden. Aber da war nichts.
    »Das hast du ganz hervorragend zusammengefasst«, sagte Maxon leise und schwieg.
    Ich dachte über das, was ich gesagt hatte, nach. Und auch über seine Antwort. Wusste er also doch mehr über Gregory Illeás Pläne, als ich gedacht hatte? Oder fühlte er sich schuldig, weil er so viel hatte und andere so wenig?
    Er räusperte sich. »Das war aber nicht das, worüber ich heute Abend mit dir sprechen wollte.«
    »Was hattest du denn im

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