Die Eltern-Trickkiste
Situation (zum Beispiel der Gang zum WC in einem Restaurant), können Sie oder ein anderes Kind den kleinen Angsthasen ausnahmsweise (!) begleiten.
Die Angst vor Monstern lässt sich mit einer alten Spraydose bekämpfen, die zur Monster-Abwehrwaffe deklariert wird. Wirkungsvoll ist auch, die Monster vom Kind malen zu lassen, anschließend mit netten Details zu verwandeln und den Wesen so den Schrecken zu nehmen. Oder die Monster werden in einen Käfig gesperrt (gemalt). Als Beistand können Sie zudem Buch-Helden aktivieren: Pippi Langstrumpf, Kalle Blomquist, bei Größeren Harry Potter und viele andere Kinderfiguren machen Mut, weil sie vorleben, wie sich mit Angst umgehen lässt. Natürlich können Sie Ängste auch ins Abendgebet einbinden und mit Wünschen für Schutz und guten Schlaf verknüpfen. In jedem Fall ist für Ihr Kind das Gefühl existenziell, auch als Angsthäschen geliebt zu werden. Wer in dunklen Momenten unterstützt wird, verkraftet sie besser und geht gestärkt aus ihnen hervor.
»AUA« ERNST NEHMEN
Was wie und wo schmerzt, ist subjektiv
DIE SZENE KENNEN SIE VIELLEICHT: Ein Junge fällt hin, zeigt sein Knie weinend den Eltern, und die sagen: »Stell dich nicht so an«, »Da ist doch nix« oder »Das tut doch gar nicht weh«. So werden die Empfindungen des Kindes als unangemessen oder falsch abgebügelt – was diesem überhaupt nicht hilft. Wiederholt sich das einige Male, kann es sein, dass das Kind die Eltern künftig mit Empfindungen nicht mehr »belästigt« – allerdings auch nicht mit schönen. Denn wer holt sich schon gern eine Abfuhr? Genauso ungünstig ist Dramatisieren. Angesichts eines aufgeschürften Knies »Meine Güte! Wie sieht das denn aus!« zu rufen ist übertrieben undschürt die kindlichen Ängste. Vielleicht haben Sie schon mal erlebt, dass ein Arzt mit der bloßen Feststellung »Das sieht aber gar nicht gut aus« große Furcht bei Ihnen auslöste?
Sachliche Anteilnahme ist bei »Aua« Trumpf, am besten gepaart mit einer gehörigen Portion Aufmunterung. Eltern sollten ihr Kind vor allem beruhigen. Das hat aber nur Erfolg, wenn das »Aua« des Kindes ernst genommen wird. »Da tut es weh?«, könnten Sie nachfragen. Und falls nichts zu sehen ist, hinzufügen: »Da hast du Glück gehabt, die Haut ist heil geblieben.« Auch ein einfacher Funktionstest ist eine sinnige Reaktion: »Geh mal zwei Schritte. Ah, gut, das klappt einwandfrei. Vielleicht bekommst du einen dicken blauen Fleck.« Solche Sätze zeigen Ihrem Kind, dass Sie es ernst nehmen, und sie mindern zugleich seine Furcht, »etwas Schlimmes« könnte passiert sein. Erwiesenermaßen sind Schmerzen etwas Subjektives. Was der eine wegsteckt, lässt den anderen aufheulen. Sogar derselbe Mensch empfindet gleiche Schmerzen je nach Situation unterschiedlich. Es ist daher unfair, einem Kind vorzuschreiben, was es zu fühlen hat. Und sollte ein kleiner Wicht mal schauspielernd ein Schüppchen drauflegen, dann will er wohl nur das »Mehr« an liebevoller Zuwendung ergattern, das er gerade braucht.
SCHMERZEN ERKLÄREN
»Das tut weh, weil…«
OFT VERKRAFTET MAN DINGE BESSER, wenn man weiß, was dahintersteckt. Erklärungen verändern die Situation zwar nicht, machen sie jedoch erträglicher. So empfindet ein Kind auch, speziell bei Schmerzen. Denen fühlt es sich ausgeliefert. Eltern können sie mit bewährten Hausmitteln und Anteilnahme manchmal lindern, aber selten ganz nehmen. Schmerzmittel zu geben ist kaum sinnvoll, da sie verschleiern, wie sich der Schmerz entwickelt. Es könnte statt harmloser Blähungen ja doch der Blinddarm sein, der zwackt. Was Sie zusätzlich tun können, ist, den Schmerz zu erklären, denn das beruhigt. »Dein Bauch tut dir weh? Sicher ist er müde und will ins Bett.« Oder: »Dir tut es im Mund weh, weil ein neuer Zahn kommt. Wir machen jetzt Salbe auf die Stelle und warten ab, ob wir morgen schon was sehen.«
PFLASTER & KÜHLER
Sichtbare Anerkennung von Schmerzen
ZUR LINDERUNG DES SCHMERZES trägt häufig eine sichtbare Handlung bei. Allein das Vertrauen, dass diese nützt, hilft. Ein Grund, warum Placebos – Scheinmedikamente ohne jegliche Wirkstoffe – so grandiose »Heilerfolge« verbuchen. Beim Kind fängt dieses Phänomen schon an. Denn was gerade noch zu Tränen führte, bessert sich bereits beim Aufkleben eines Pflasters. Speziell wenn es Clown-Gesichter, bunte Blumen oder Dinosaurier statt des klassischen Heftpflaster-Brauns zeigt. Was nicht aufgeschürft ist oder blutet, lässt
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