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Die Eltern-Trickkiste

Die Eltern-Trickkiste

Titel: Die Eltern-Trickkiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gräfe und Unzer <München>
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erfährt, dass er traurig ist, und von Mama, dass sie sich wütend oder niedergeschlagen fühlt, lernt es, die eigenen Negativgefühle zu akzeptieren. Und im besten Fall – wie seine Eltern –, über sie zu reden. Denn das hilft, diese Empfindungen zu bewältigen.
    Sprechen Sie über Ihre negativen Gefühle jedoch nur hin und wieder und nur dann, wenn Ihr Kind sie ohnehin wahrnimmt. Außerdem muss unbedingt die Botschaft dazu: »Das hat nichts mit dir zu tun« oder »Das kriege ich schon wieder hin«. Erwarten Sie weder Trost noch Verständnis von Ihrem Kind, egal in welchem Alter. Das würde es überfordern.
     
    Angela und ihr Sohn haben für ihre Liebe alle paar Wochen abends beim Zubettgehen bildhafte Vergleiche gesucht: »Ich lieb dich so fest wie der Baum seine Äst’«, »Ich lieb dich so sehr wie die Fische das Meer«… Die Fantasie trieb immer neue wohltuende Blüten.
    WUT IST OKAY
    … aber nicht auf jede Weise
    CELINA LAG BRÜLLEND in der Fußgängerzone, weil Mama nicht wie sie wollte. Achim schlug im Esszimmer um sich, weil er seinen Willen nicht bekam. Isabel schrie auf offener Straße »Du bist nicht mehr meine Mutter!«, weil sie ihren Kopf nicht durchsetzen konnte. Die Trotzphase mit etwa vier Jahren ist völlig normal, solche Wutausbrüche gehören zum Heranwachsen dazu. Da müssen alle Eltern durch. Mitleidige Blicke und überflüssige Kommentare mancher Zeitgenossen ab und zu inklusive. Was tun? Keinesfalls das Ausflippen durch Wunscherfüllung belohnen. Stattdessen: Klare Linie, striktes Verweigern (siehe >) , Augen zu und durch.
    Früher war das Ausleben von Wut verpönt, man hatte sie »hinunterzuschlucken« oder musste sich »zusammenreißen«. Auch heute tun sich die meisten Menschen mit diesem Gefühl schwer, doch inzwischen weiß man, dass Wut neben Freude, Angst und Trauer eins der elementaren Grundgefühle des Menschen ist, von denen sich alle anderen Gefühle ableiten lassen. Deshalb wäre es fatal, Wut als etwas Falsches oder Böses abzustempeln. Das Kind sollte wissen: Auch unglaublicher Ärger gehört zu mir, er ist okay. Zugleich sollte es unbedingt lernen, mit ihm sozialverträglich umzugehen. Die Kunst ist es, die Wut herauszulassen, ohne sich selbst oder anderen zu schaden. Eltern können an diesem Punkt Orientierung geben, indem sie Grenzen setzen und »Wut-Ventile« bieten.
    Eine einfache Hilfe für den kleinen Wüterich ist Anteilnahme. Sagen Sie etwas wie: »Ich verstehe, dass du darüber stocksauer bist.« Das vermittelt Ihrem Kind, dass es in Ordnung ist, wütend zu sein, und nimmt meist schon ein bisschen Dampf aus der Sache. Die Art des Wutausbruchs sollten Sie sich aber gegebenenfalls verbitten, zum Beispiel den Tritt gegen Ihr Schienbein.
    Wut-Ventile bieten einen kanalisierten Abfluss der Aggression. Doch unterwegs sind sie oft Mangelware. Manchmal lässt sich die Aufforderung »Los, wir rennen jetzt zusammen deine Wut weg« realisieren. Oder es kann mit einem Stock auf einen Felsen eingedroschen werden. Aber im Supermarkt hilft nur, das bockige Kind sich selbst zu überlassen – natürlich mit Erklärung: »Wenn du hier sitzen bleiben willst, okay, ich muss jetzt weiter einkaufen.« Im Weggehen keinesfalls umdrehen! Das ist schwer, wird aber meist damit belohnt, dass das Kind den Ernst der Lage erkennt und sich fängt.
    Zu Hause gibt es mehr Wut-Ventile: Sie können Ihrem Kind einen alten Pappkarton zum Zertrümmern geben. Oder mit ihm laufen gehen, den Rasen mähen oder die Wut sonst wie bewusst in eine andere Aktivität abfließen lassen. Wenn Sie Platz haben, können Sie zum Abreagieren einen Boxsack anschaffen. Ihnen fällt kein Wut-Ventil ein, Ihre Nerven liegen selber blank? Dann schicken Sie Ihr wütendes Kind in sein Zimmer mit der Anweisung, erst wieder auf der Bildfläche zu erscheinen, wenn die Wut verraucht und das Zusammensein mit ihm wieder erträglich ist. Das ist immer noch besser, als das ohnehin unglückliche Kind niederzuschreien oder gar handgreiflich zu werden.
    Wichtig: Nicht nachkarten. Da die Wut meist aus Nichtigkeiten entsteht, kann sie eine Stunde später kaum noch jemand verstehen. Das Herumstochern in der Vergangenheit verhindert nur ein glückliches Miteinander.
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