Die Eltern-Trickkiste
sich zu einem Machtkampf hochschraubt.
Ein Kind kann da selten aussteigen. Aber Sie können die Spirale kappen, indem Sie Ihrem kleinen Sturkopf überraschend eine Alternative ganz anderer Art anbieten. Wollen Sie nicht, dass Ihr Sohn die gute Schüssel zum Spielen benutzt, klammert der sich jedoch daran fest, können Sie die Situation mit folgender Alternative entschärfen: »Du gibst mir jetzt die Schüssel. Und dafür gebe ich dir entweder den Quirl oder die große Plastikwanne. Was willst du lieber?« Die Wahlchance wahrzunehmen hat solch einen Reiz, dass darüber meistens der ursprünglich festgehaltene Gegenstand an Interesse verliert.
Auch bei schwierigen Entscheidungen des Sprösslings kann das Reduzieren der Wahl auf A oder B die Lage vereinfachen. So an der Eistheke. Bevor die Schlange der Wartenden hinter einem ungemütlich wird, lässt sich dem von der Vielfalt überforderten Wicht mit einer simplen Alternative helfen: »Jetzt hast du genug überlegt: eine Kugel Erdbeer oder Schokolade?« Von solch einem elterlichen Schlussstrich überrascht, kann womöglich postwendend ein »Nein! Vanille!« folgen.
TISCHMANIEREN
Was Hänschen nicht lernt …
WER ESSENDE KINDER beobachtet, sieht, dass Tischmanieren etwas ins Abseits geraten sind. Wie beim Besteck-Training ist hier das Vorbild der Eltern besonders wichtig. Wenn Sie den Ellbogen nicht aufstützen, gerade vorm Teller sitzen, den Löffel zum Mund führen und nicht umgekehrt, dann lernt das Kind vom Schauen. Das reicht aber nicht aus.
Damit sich bei Ihrem Nachwuchs die richtigen Verhaltensmuster einschleifen, müssen Sie Ihre Wünsche auch vorbeten. Immer und immer wieder. Ein Lernanreiz kann sein: »Wenn ich sicher bin, dass du dich tadellos am Tisch benimmst, gehen wir ins tolle Pizzalokal an der Ecke.«
Bei Sophia und Lorena führten die Eltern Ampelpunkte beim Essen ein (Grün, Gelb, Rot), die jedes Familienmitglied ab und zu für die Qualität der Tischmanieren vergeben durfte: Grün bedeutete »Super«, Rot »Verbesserung nötig«. Das war ein guter Anreiz, sich anzustrengen.
TISCHABRÄUMEN
Kein »Leergang« nach dem Essen
DAS ESSEN WAR LECKER, die Schüsseln sind leer, die Bäuche voll, alle stehen auf und… Ja, da sitzt sie nun, die Mama, die schon gekocht hat, und sieht sich dem Chaos allein gegenüber. Während Papa sich einen Kaffee macht, das Kind sich zu Spiel oder Hausaufgaben trollt, darf Muttern das schmutzige Geschirr allein abräumen. Übertrieben? In manchen Familien zum Glück. Aber nicht überall. Viele Mütter haben Verständnis dafür, dass der Mann vor der Rückkehr zur Arbeitsstelle entspannen möchte oder das Kind Schularbeiten erledigen oder spielen will, und übernehmen die Aufgabe automatisch. Trotzdem sind sie oft unterschwellig sauer, dass ihnen niemand dabei hilft.
Die innerfamiliäre Arbeitsteilung regelt natürlich jede Familie selbst. Wenn jedoch das Tischabräumen nicht an Ihnen hängen bleiben soll und auch nicht jedes Mal leidige Ermahnungen oder Diskussionen aufkommen sollen, kann es kurzerhand zu einer Gemeinschaftsleistung erklärt werden – oder zum Kinderdienst (siehe >) .
Doch selbst wenn Sie diese Arbeit freiwillig übernehmen, sollte eine Minimalregelung gelten: »Kein Leergang!« Das heißt, wer vom Esstisch aufsteht, geht nicht mit leeren Händen, sondern räumt zumindest seinen Teller samt Besteck ab. Oder das Kleinkind seinen Becher. So werden von Anfang an ein gewisses Pflichtgefühl und Gemeinschaftsbewusstsein eingeübt.
ELTERN EXTRA
Tapetenwechsel
Es gibt diese Momente, da ist einem alles zu viel. Nichts scheint zu gelingen. Je kleiner das Kind, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass es in solchen Momenten ebenfalls schlecht aufgelegt ist. Es spiegelt die Befindlichkeit des Erwachsenen wider und dieser wiederum die des Nachwuchses, ein zermürbender Pingpongeffekt! Besonders gern entzündet sich dieses Feuerwerk beim Essen. Das Kind verweigert das Fläschchen, manscht im Essen, haut auf den Löffel, und Mama oder Papa bekommt es einfach nicht hin, locker zu bleiben. Wenn Sie in solch ein Hamsterrad geraten sind, lassen Sie alles stehen und liegen! Gehen Sie an die frische Luft, am besten in Park oder Wald. Das beruhigt die Psyche. Ein heilsamer Prozess, der nichts kostet – außer etwas Zeit. Sie können das quengelnde Kind niemandem in die Arme drücken? Dann nehmen Sie es mit. Auch wenn Sie meinen, es mit seiner Laune keineswegs unter Leute bringen zu können – tun Sie’s
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