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Die Enden der Parabel

Titel: Die Enden der Parabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Pynchon
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bedeutende Männer, aber ich erkannte nur einen: Generaldirektor Smaragd aus Leverkusen. Ein älterer Herr mit einem Spazierstock, notorischer Spiritist vor dem Krieg und, wie es schien, auch jetzt noch. , lächelte er und griff nach meiner Hand, . Keiner von den anderen teilte seinen Charme. Sie hatten alle auf Blicero gewartet. Ein Treffen der Edlen im Schlosse. Sie gingen in den Sitzungssaal. Mich ließen sie bei einem Assistenten namens Drohne zurück, hohe Stirn, ergrauendes Haar, ständig an seinem Binder herumfingernd. Er hatte jeden einzelnen meiner Filme gesehen. Wir begaben uns in den Maschinenraum. Durch die Fenster des Sitzungssaals sah ich sie um einen runden Konferenztisch sitzen, auf dem in der Mitte etwas stand. Es war grau, aus Kunststoff, schimmernd, die Lichtreflexe spielten auf seiner Oberfläche. fragte ich Drohne, mit einem verführerischen Blick. Er zog mich außer Hörweite der anderen. , wisperte er." "F?" sagt Slothrop. "F-Gerät, bist du da sicher?" "Irgendein Buchstabe." "S?"
    "Na schön, S. Sie sind Kinder an der Schwelle der Sprache mit all diesen Wörtern, die sie sich ausdenken. Für mich sah es aus wie ein Ektoplasma, wie etwas, das sie kraft ihres gemeinsamen Willens gezwungen hatten, sich auf dem Tisch zu materialisieren. Keiner bewegte seine Lippen. Es war eine Seance. Da begriff ich, daß Blicero mich über eine Grenze geführt hatte. Daß er mich in seinen ureigenen Raum, seine Heimat injiziert hatte, ohne das Zucken eines Schmerzes. Ich war frei. Hinter mir drängelten sich Männer auf dem Gang, blockierten den Rückweg. Drohnes Hand schwitzte auf meinem Ärmel. Er war ein Kunststoff-Connaisseur. Er fuhr mit einem Fingernagel über eine große, durchsichtige afrikanische Maske und spitzte die Ohren - Er begeisterte sich vor einem schweren Kelch aus Methyl-Methacrylat, einer Nachbildung des Heiligen Grals ... Wir waren vor einem Reaktionsturm angelangt. Ein starker Geruch nach Farbverdünner hing in der Luft. Glasige Kunststoffstränge wanden sich zischend aus den Düsen in der Basis des Turms, liefen weiter in Kühlkanäle oder Zerhacker. Die Hitze lastete schwer im Raum. Ich dachte an etwas Tiefes, Schwarzes und Zähflüssiges, das diese Fabrik nährte. Von draußen hörte ich Motorenlärm. Fuhren sie alle ab? Wozu war ich hier? Plastikschlangen krochen endlos nach rechts und nach links. Die Erektionen meiner Begleiter versuchten, aus den Öffnungen ihrer Kleider zu kriechen. Ich konnte tun, was ich wollte. Schwarz, leuchtend und tief. Ich kniete nieder und begann, Drohnes Hosen aufzuknöpfen. Aber zwei andere packten mich bei den Armen und schleppten mich in einen Lagerraum. Andere folgten oder kamen aus anderen Türen dazu. Lange Vorhänge aus Styrol oder Vinyl, alle Farben, transparent und undurchsichtig, hingen Reihe um Reihe von der Decke herab. Sie leuchteten wie Nordlichter. Ich fühlte, daß hinter ihnen ein Publikum sein mußte, daß auf irgend etwas wartete. Drohne und die Männer legten mich ausgestreckt auf eine aufblasbare Plastikmatratze. Rund um mich her beobachtete ich ein glasiges Zerbröckeln der Luft oder des Lichts. Jemand sagte , und ich hörte Du mußt gehn... Überall raschelten und knackten Kunststoffe, schlossen uns geisterweiß ein. Man nahm mir die Kleider und zog mir ein exotisches Kostüm aus einem schwarzen Polymer an, sehr eng in der Taille, offen im Schritt. Es fühlte sich lebendig an auf mir. , bebte Drohne. Ich kann nicht beschreiben, wie es sich anfühlte, wie es roch-diesen Genuß. In dem Augenblick, da es meine Brüste berührte, schwollen meine Brustwarzen an und verlangten danach, gebissen zu werden. Ich wollte es an meiner Fotze spüren. Nichts, was ich je vorher oder nachher getragen habe, hat mich so stark erregt wie dieses Imipolex. Sie versprachen mir Büstenhalter, Hemden, Strümpfe, Kleider aus dem gleichen Material. Drohne hatte sich einen riesigen Imipolex-Penis über seinen eigenen geschnallt. Ich rieb mein Gesicht daran, es war wunderbar ... Zwischen meinen Füßen war ein Abgrund. Dinge, Erinnerungen, unmöglich, das noch zu unterscheiden, stürzten durch meinen Kopf nach unten. Ein reißender Strom. Ich schied alles aus mir aus, in eine Leere hinein ... von meinem Scheitel lockten sich hellfarbene Halluzinationen und flossen hinab... Tand und Spielzeug, amüsante Dialogzeilen, Kunstgegenstände ... ich ließ alles fallen. Ich hielt nichts zurück. War dies also die - all dies fallen zu lassen? Ich weiß nicht, wie lange sie

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