Die Enden der Parabel
Winter sprechen, Samenkörner, die niemals Wurzeln schlagen werden, nur noch gelegentliche Worte, verloren hingesagte Spuren für die Lebenden - "Füchse", ruft Spectroe über astrale Räume, ein Wort für Mr. Pointsman, der nicht da ist, es zu hören, dem es wohl auch nie ausgerichtet werden wird, weil die paar Leute von der Psi-Sektion, die zur Stelle sind, bei jeder Seance massenhaft mit kryptischem Schutt dieser Art eingedeckt werden - wenn sie ihn überhaupt registrieren, dann allenfalls für Milton Gloamings Wortzählprojekt- "Füchse", ein summendes Echo am Nachmittag, Carroll Eventyr, ständiges Medium bei der "Weißen Visitation", die Löckchen fest an den Kopf geklatscht, spricht das Wort "Füchse" mit äußerst roten, schmalen Lippen aus ... dem halben St.-Veronika-Spital hat es heute morgen das Dach weggerissen, jetzt sieht es aus wie die alte Abtei über Ick Regis, bestaubt wie der Schnee, und den armen Spectro hat's erwischt, sein helles Kämmerchen und der dunkle Krankensaal sind eins geworden in der Explosion, und niemals wird er das Geräusch des Sturzes hören, zu spät der Schall, erst nach dem Blitz, Ruf des Raketengeistes zu den Geistern, die er soeben neu erschaffen .. .Dann Stille. Und ein "Ereignis" mehr für Roger Mexicos Statistik, eine weitere rundköpfige Stecknadel für seine Wandkarte, ein Quadrat aus der Zweiergruppe, das zu den Dreiern aufsteigt und die prognostizierte Zahl der Planquadrate mit drei Einschlägen wieder auf den Stand der Wahrscheinlichkeit holt, hinter dem sie zurückgeblieben war...
Eine Stecknadel? Nicht einmal das: ein Nadelloch in einem Stück Papier, das einmal abgerissen werden wird, wenn die Raketen ihr Fallen eingestellt haben oder der junge Statistiker sich entschließt, die Zählung zu beenden, Papier, das die Putzfrauen fortkehren, in Stücke reißen und verbrennen werden... Pointsman allein, hilflos niesend, in seinem dämmrigen Büro, in dem das Bellen aus den Zwingern immer flacher klingt, gedämpft von der Kälte, er schüttelt den Kopf, nein ... in mir, in der Erinnerung ... mehr als ein statistisches "Ereignis" ... unser aller Sterblichkeit ... diese tragischen Jahre ... Aber nun zittert er und wagt, quer durch den Raum, den Blick auf das Buch, der ihn daran erinnert, daß von den ursprünglichen sieben Besitzern jetzt nur noch zwei am Leben sind, er und Thomas Gwenhidwy, der sich draußen hinter Stepney um seine Armen kümmert. Die fünf Geister sind in deutlicher Eskalation verkettet: Pumm fiel einem Unfall mit einem Jeep zum Opfer, Easterling einem der ersten deutschen Luftangriffe, Dromond der deutschen Artillerie in Shellfire Corner, Lamplighter einer fliegenden Bombe, und nun Kevin Spectro ... Auto, Bombe, Geschütz, V1 und jetzt V2: Pointsman sieht mit Entsetzen, das seine Haut schmerzen macht, wie systematisch sich die Raffinesse steigert - und welche Dialektik dies zu implizieren scheint...
"Ah ja, was sonst: der Fluch der Pharaonen, du Trottel. Herr im Himmel, ich bin wahrhaftig reif für den D-Flügel."
Beim D-Flügel handelt sich's um das Alibi, mit dem die "Weiße Visitation" den alten Anschein eines Irrenhauses wahrt. Er beherbergt immer noch ein paar echte Patienten. Nur wenige von den PISCES-Leuten kommen jemals in seine Nähe. Der kleine Rest des regulären Krankenhauspersonals hat seine eigene Kantine, eigene WCs, Schlaf quartiere, Diensträume, macht weiter wie im Frieden und erduldet stumm die Eindringlinge in seiner Mitte. Genau wie sich umgekehrt das PISCES-Personal mit dem banalen Friedensirrsinn der D-Flügler abfindet, wo es nur selten Neuigkeiten über Therapien und Symptome einzutauschen gibt. Eigentlich könnte man mehr Zusammenarbeit erwarten, Hysterie ist schließlich und endlich gleich Hysterie, nicht wahr? Doch nein, genau betrachtet: sie ist nicht. Wie soll man theorienfest und sorglos bleiben vor solchem Übergang: von Verschwörungen, so sanft, so zahm, von zusammengeringelten Schlangen in Teetassen, von Handlähmungen und Augenkrämpfen angesichts bestimmter Worte, Worte, die derart Angst einflößen können, zu dem, was Spectro jeden Tag auf seiner Station erlebte, die nun zerstört ist... zu dem, was Pointsman bei den Hunden Pjotr, Natascha, Nikolai, Sergei, Katinka findet - oder bei Pawel Sergewitsch, Warwara Nikolajewna und deren Sprößlingen und - was man so deutlich in den Gesichtern der Ärzte lesen kann ... bei Gwenhidwy, der hinter seinem flaumigen Bart nie so gelassen aussieht, wie er möchte, bei
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