Die Enden der Parabel
Sitzungssaal. Viele Menschen haben sich versammelt. In den vergangenen Tagen hat sich zu bestimmten Stunden ein kugelförmiges, weißes Licht von großer Strahlungskraft gezeigt, das in einer geraden, geneigten Linie durch die Luft glitt. Und schon erscheint es wieder, die Bahn geradlinig wie gewohnt, von rechts nach links. Doch diesmal leuchtet es nicht stetig - es pulst in keifend hellen Schlägen. Die Anwesenden nehmen die veränderte Erscheinung als warnendes Vorzeichen - etwas ist faul, ganz drastisch faul, an diesem Tag ... Noch weiß hier keiner, was das runde Licht zu bedeuten hat. Eine Kommission ist gebildet worden, die Untersuchung in vollem Gang, die Antwort bereits in quälend greifbarer Nähe -doch nun hat sich das Verhalten der Lichtkugel geändert... Die Versammlung vertagt sich. Als du das Licht so keifend flackern siehst, beginnst du, auf etwas Furchtbares zu warten - nicht eigentlich einen Luftangriff, aber etwas, das dem nahekommt. Du wirfst einen raschen Blick auf eine Uhr. Es ist Punkt sechs, die Zeiger stehen in gerader Linie, hinauf, hinunter, und du begreifst, daß dieses Licht immer um sechs erscheint. Du gehst hinaus in den Abend. Da ist die Straße vor dem Haus deiner Kindheit: steinig, tief ausgefahren, gefurcht von Rissen, spiegelnde Wasserpfützen. Du hältst dich links. (Normalerweise bevorzugst du in solchen Träumen von zu Hause die Landschaft auf der rechten Seite - weite Nachtwiesen, überragt von alten Walnußbäumen, ein Hügel, ein Holzzaun, hohläugige Rösser auf einem Feld, ein Friedhof ... Oft hast du die Aufgabe, in solchen Träumen, die Fläche im Schutz der Bäume und Schatten zu überqueren, ehe etwas passiert. Oft zieht es dich zum Brachland hinter dem Friedhof, wo die Zigeuner hausen und es Herbstbrombeeren und Kaninchen gibt. Zuweilen fliegst du auch. Doch über eine gewisse Höhe kannst du dich nie erheben. Du spürst vielleicht, wie du gebremst wirst, unerbittlich, bis zum Stillstand - nicht den schneidenden Schrecken des Sturzes, nur ein Verbot, das keinen Einspruch duldet ... und als die Landschaft sich verdunkelt... weißt du auf einmal... daß ...) Doch heute abend bist du zur Stunde dieses Sechs-Uhr-Lichts nach links gegangen. Bei dir ist ein Mädchen, das deine Frau sein soll, obwohl du nie im Leben verheiratet gewesen bist, sie nie zuvor gesehen hast. Dennoch kennst du sie seit vielen Jahren. Sie spricht kein Wort. Es ist kurz nach einem Regen. Alles glänzt naß, die Konturen treten ungewöhnlich klar hervor, das Licht ist schwach und sehr rein. Überall um dich her siehst du kleine Büschel weißer Blumen sprießen. Alles blüht. Wieder erhaschst du einen Blick auf das schräg absteigende runde Licht, ein kurzes Blinken, an und aus. Trotz aller Frische, Regenfeuchte, Blütenpracht fühlst du dich unbehaglich. Du schnupperst nach einem Duft, der zu dem, was du siehst, passen würde, aber vergeblich. Alles ist still und geruchlos. Das Licht hat dir gezeigt, daß etwas geschehen wird, du kannst nur warten. Die Landschaft funkelt. Feuchtigkeit auf dem Pflaster. Du ziehst dir eine Art warmer Kapuze über Schultern und Nacken und willst zu deiner Frau sagen: "Dies ist die unheilvollste Stunde des Abends." Aber da ist noch ein besseres Wort als "unheilvoll". Du suchst danach. Es ist ein Name, jemand heißt so. Es lauert hinter der Dämmerung, der Klarheit, den weißen Blumen. Da kommt ein Licht und klopft gegen die Tür.
Du saßest kerzengerade aufgerichtet im Bett, dein Herz hämmerte vor Angst. Du wartetest, ob sich das Klopfen wiederholte, und bemerktest die vielen Bomber am Himmel. Wieder das Klopfgeräusch. Thomas Gwenhidwy war's, der den ganzen weiten Weg von London hergekommen war mit der Neuigkeit vom armen Spectro. Du hast die Bomberstaffeln und ihr pausenloses Dröhnen glatt verschlafen, aber Gwenhidwys leises, zögerndes Klopfen hat dich geweckt. So etwas Ähnliches spielt sich auf der Großhirnrinde der Hunde ab, während der "paradoxen" Phase. Jetzt sammeln sich die Geisterum die Dachtraufen. Ausgestreckt zwischen verschneiten Rußkaminen, bebend über den Klangsäulen der Lüftungsschächte, zu zart, um selbst zu tönen, für immer ausgetrocknet in der feuchten Brise, biegsam und unzerreißbar, in gläsern kurvenangepaßter Jagd über Dachfirst und silberne Hügel gepeitscht, ein Schäumen, wo das Meer Eis auf den Strand kämmt. Es werden immer mehr im Lauf der Zeit, englische Geister, die sich in den Nächten drängeln und Erinnerungen in den
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