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Die Endlichkeit des Lichts

Die Endlichkeit des Lichts

Titel: Die Endlichkeit des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Riedel
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Füßen.
    Zwischen langen Fingern balancierte
Doris ihr bestes Bleikristall, den Sherry hatte sie schon entkorkt, Pale Dry
Manzanilla, ihr Lieblingsaroma. Pfeffer mit pikantem salzigem Nachgeschmack.
Goldatome schimmerten, als sie ihm einschenkte.
    »Warum besorgst du nicht endlich Very
Dry Fino?« sagte Alakar sachlich, es interessierte ihn wirklich. »Er ist
besser, schmeckt nach Mandel, wenn du ihn leicht kühlst.«
    »Möchtest du Tomme de Argelia dazu?«
fragte Doris. So hatten sie sich stets unterhalten, Fragen, die ihren Charakter
verloren, und Antworten, die sich in Gehirnen stapelten. Aus dem
Mini-Kühlschrank unter den Fenstern zog sie die Käseplatte hervor.
    »Das Übliche«, sagte Alakar bestimmt,
»wenn du hast. Aber bitte mariniert in Olivenöl.«
    Dankbar flitzte Doris in die Küche und
kam mit einem Holzteller zurück, auf der das Kronjuwel prangte. Die Antwort
aller nicht gegebenen Antworten, die Lösung des Rätsels der Welt: Mahon, ein
milder halbfester Käse aus Kuh- und etwas Schafsmilch. Als sie ihn auf den
Marmortisch stellte, zog Alakar sein Duft in die Nase, Ahornblätter, naß von
einem Schauer. Ob Erma Zoffi manchmal an ihn dachte?
    Doris hatte eine seltsame Art, sich vor
Behaglichkeit zu schütteln, eine Angewohnheit, die sie besonders lieben
Beischläfern vorbehielt. Dabei schlackerten ihre Wangen, und sie trampelte in
einem angedeuteten Stakkato mit den Pantoffelspitzen auf den Boden.
    »Schau mal«, sagte sie und deutete auf
den unordentlichen Haufen, der neben einer Skulptur aus Ebenholzherzen lehnte,
»meine neuen Golfschläger und der Holiday-Travel-Bag, 1400 Gramm, Kunststoff.
Robust. Und dazu noch was? Rate!«
    »Wasserfest«, sagte Alakar.
    »Ja!« rief Doris und schüttelte sich
wieder, bis ihr Gesicht in Unordnung geriet. Manchmal konnte man vergessen, daß
sie eine schöne Frau war. »Ich wollte dich auch gar nicht aufhalten«, sagte er,
»es gibt da nur ein Problem.«
    »Ein Problem?« sagte sie angewidert.
»Ich dachte, ihr hinter den sieben Bergen wißt gar nicht, was das ist, bei den
vielen Blümchen und dem Vogelgezwitscher.«
    »Doris, hör mir einen Augenblick zu. Du
bist beleidigt, das verstehe ich ja. Aber mir hat es damals auch nicht
gefallen, wie du meine Disketten in den Teich geworfen hast. Wir paßten nun mal
nicht zusammen. Wir interessieren uns für zu unterschiedliche Dinge. Ich will
meine Ruhe, und du willst...« — Alakar stand auf, ging zu der Golftasche und
hob sie an — »...das da!«
    »Ich will guten Sex«, sagte Doris, »und
den hatten wir. Sag jetzt nicht, daß es nicht stimmt, sonst erinnere ich dich
daran, wie du dich aufgeführt hast, als ich die Handschellen aus dem Laden...«
Sie brach in der Mitte durch und konnte sich nicht mehr ohne fremde Hilfe
zusammenfügen. Na, dann sag es doch, dachte Alakar, los, sprich, aber das
kannst du nicht. Du kannst immer nur die Hälfte von allem, und wenn es brenzlig
wird, ist es dir peinlich.
    » Du hast dich aufgeführt«, sagte er, »als
du die Handschellen besorgt hattest, damit ich dich an deine Dusche kette. Und
nur weil du dich aufgeführt hast, habe ich mich auch aufgeführt. Das viele
Wasser, wir sind doch immer nur ausgerutscht. Das war eine Aufführung von zwei
Schmierenkomödianten. Es hat mir auch nicht wirklich gefallen, du hast ja nicht
mal die Augen aufgemacht, bist nur mit geschlossenen Augen in deiner
französischen Seife herumgerutscht. Du wolltest einfach nicht, daß ich dich
dabei ansehe.«
    Mit geschürztem Mund tunkte Doris einen
Finger in den Käse und steckte die Fingerkuppe in den Mund, um den cremigen Hut
abzulecken.
    »Und wennschon?« sagte sie. »Du hast
mir auch nie eins deiner Gedichte vorgelesen. Immer nur Eliot. Eliot, bis dir
der Atem ausging. Wer ist da wem wann zu nah gekommen, bitte?«
    »Wir hatten sehr guten Sex«, sagte
Alakar, »ich will das nicht abstreiten. Aber du hast nebenbei einiges von mir
gewollt, was ich nicht für dich hatte. Buttje, buttje, timpeteh. Erst Sex, dann
Frühstück, dann Mittagessen, dann Wochenenden bei mir. Dann die Sache mit der
Fischzucht, ich meine, eine Ukelei-Zucht in meinem Fluß, nur weil du Ukelei hübsch findest. Du hast erklärt, wir könnten sie später essen! Wann, frage ich dich,
wann? Wenn wir mit unseren Kindern sonntags am Tisch gesessen hätten? Du, ich,
deine Golfschläger und der kleine Alburnus?«
    »Wer?« fragte Doris mißtrauisch. »Wen
meinst du?«
    »Siehst du«, sagte er, »so war es
immer. Alburnus alburnus, die

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