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Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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die mit Eisenplatten verstärkten Vordersitze des Pick-ups, die sein Bruder anschließend mit Leichtigkeit an die bröckelige Betonwand der Brücke lehnte. Cassidy stellte schockiert fest, dass sie nur je vier Schrauben am Boden festhielten. Bei einem starken Aufprall wären die Gestelle wohl einfach durch die Windschutzscheibe geflogen. Noch ein Grund mehr, warum die Frontscheibe von einem stabilen Gitter unterstützt wurde.
    Johnny kam unterdessen mit dem Erste Hilfe Kasten herbeigeeilt. Eine letzte Binde rollte einsam in der roten Kunststoffschachtel umher, Verfallsdatum September 2057. Was kann an einem Verband schon schlecht werden, dachte er sich und riss die Verpackung mit den Zähnen auf. Das Blut in der alten Bandage war durch den Fahrtwind geronnen und klebte auf der Wunde. Als Butch sie vorsichtig abzog, fiel Angel aufgrund der Schmerzen erneut in Ohnmacht. An eine Säuberung der Eintrittswunde war nicht zu denken, da sofort frisches Blut herausquoll.
    Cassidy sah dem Geschehen entsetzt zu. Leichte Verletzungen waren für sie nichts Neues, doch ein tiefes Loch im Bein, aus dem das Blut geradezu herausspritzte, hatte sie noch nie gesehen. Sie stieß die Wagentür auf, stolperte ein paar Schritte und übergab sich. Besorgt blickte Kim ihr hinterher. Die gleißende Hitze und der Wassermangel zerrten stark an ihren Kräften. Kim verkniff sich die Frage danach, wie es ihr ging, und nahm sie tröstend in den Arm. Gemeinsam setzten sie sich auf die Brüstung der Autobahnbrücke und starrten auf die deprimierende Großstadtruine, die einst von den gigantischen Strommasten abseits der Straße versorgt worden war. Von den baulichen Errungenschaften der untergegangenen Zivilisation hatte Cassidy bisher nur aus Erzählungen ihrer Eltern und den Geschichten von Reisenden gehört. Entsprechend groß war ihre Neugier, warum die Einwohner von Silver Valley die komplexen Infrastrukturen und stabilen Gebäude der alten Metropolen nicht für ihre Zwecke nutzten. Etwas wehmütig erklärte Kim, dass es sowohl durch die Gangs als auch Ranger Versuche gegeben hatte, die Städte neu zu bevölkern, was für beide Seiten in einem Desaster endete. Selbst kleine Stadtviertel offenbarten dank ihrer verwinkelten Bauweise und den weit verzweigten Kanalisationsnetzen unzählige Zugänge, die eine längerfristige Verteidigung unmöglich machten. Dazu kamen die Eingeborenen, wie Kim sie scherzhaft nannte, die aus allen Löchern zu kriechen schienen. Menschen, die man kaum noch so nennen konnte, da sie vor Hunger und Durst häufig den Verstand verloren hatten, und die unvorsichtigen Plünderern für eine gefüllte Feldflasche ohne mit der Wimper zu zucken den Kopf einschlugen. Sobald man die Städte betrat, befand man sich in ihrem Territorium, in dem sie jeden Schatten und jedes Versteck kannten. Kleinere Banden beanspruchten mitunter ganze Stadtviertel und verteidigten sie erbittert gegen Eindringlinge. Stolperfallen, plötzlich herabstürzende Waschmaschinen und glaubwürdige Gerüchte über Kannibalismus vervollständigten das Bild der Todeszonen. Außerdem lauerten in den Müllhalden der untergegangenen Zivilisation unzählige Seuchen, für die kaum noch Gegenmittel existierten. Gelegentlich unternahmen die Ranger unter hohem militärischen Aufwand koordinierte Raids zur Materialbeschaffung, die jedoch zeitlich auf die hellen Stunden eines einzigen Tages begrenzt waren. Jede Operation, die darüber hinausging, kam einem kollektiven Selbstmord gleich.
    Kim besaß das einzigartige Talent, derartige Schauergeschichten unheimlich gruselig auszuschmücken. Cassidy lief es kalt den Rücken runter, als sie zwischen den Häuserschluchten tatsächlich vorbeihuschende Gestalten erkannte. Außerdem wurde sie das Gefühl nicht los, aus den zersplitterten Spiegelfassaden der Wolkenkratzer beobachtet zu werden, die stellenweise über die Autobahnbrücke hinausragten. Schadenfroh schmunzelnd verfolgte Kim den seekranken Blick ihrer jungen Freundin, die sich mit Sicherheit gleich nochmal übergeben hätte, wäre ihr Magen nicht schon leer gewesen.
    Von einem Moment zum anderen versteinerte sich ihr Gesichtsausdruck jedoch. Sie starrte an Cassidy vorbei in Richtung der Autobahnauffahrt, die nur ein paar Kilometer hinter ihnen lag. Kommentarlos griff sie nach Angels Scharfschützengewehr auf der Ladefläche und spähte hindurch.
    »Was ist? Was siehst du?«, fragte Stan beunruhigt.
    »Vultures, zwei Buggys«, erwiderte Kim mit bebender Stimme. »Los, in

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