Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
Gewehr wie einen Hammer und zerschmetterte den rasierten Kopf des Schlangenanbeters mit seinem Kolben.
»KIM!«, schrie er aus lautstark in Richtung seiner Freundin. Er hockte sich neben das entsetzt nach Luft schnappende Mädchen, behielt aber seine Waffe im Anschlag, in der Vermutung, dass noch weitere Snakes ihren Tod vortäuschen könnten. Unterdessen kam die rothaarige Frau mit dem Verbandskasten herbeigeeilt. Das Geschoss hatte Cassidy zum Glück nur gestreift. Eine starke Blutung wies jedoch auf eine schwerwiegende Gefäßverletzung hin, die sofort verbunden werden musste. Sie wickelte eine keimfrei verpackte Binde um Cassidys Hals und nutzte ihr langärmliges Hemd als Druckverband, um die Blutung zu stoppen.
Inzwischen war Stan bei seiner ehemaligen Nachbarin eingetroffen und übernahm die Wache, so dass Johnny sich um die restlichen Snakes kümmern konnte. Butch und Victor trugen unterdessen ihre nach wie vor bewusstlose Anführerin zum Pick-up und legten sie auf die Rückbank. Anschließend bohrten sie kurzerhand die Tanks der Buggys an, um vor dem Aufbruch noch zeitsparend Benzin zu gewinnen.
Mit Angel außer Gefecht fiel Kim die Befehlsgewalt über das Team zu. Sie entschied, bereits in der Dunkelheit die Heimreise nach Silver Valley anzutreten und wies Butch mit ihrer mächtigen Lichtanlage den Weg aus der Ruinenstadt. Trotz der großen Schmerzen meldete Cassidy sich freiwillig, ihre verletzte Retterin während der Fahrt zu versorgen und hockte neben ihr auf der zweiten Sitzreihe. Obwohl Kim ihr keinerlei Vorwürfe gemacht hatte, fühlte sie sich für die vernachlässigte Rückendeckung verantwortlich. Stan bot an, wegen des mangelnden Platzangebots auf die Ladefläche auszuweichen, doch die beiden Brüder bestanden nach seiner tatkräftigen Unterstützung während des Gefechts darauf, dass er auf dem Beifahrersitz platz nahm. Victor klemmte sich stattdessen hinter das Maschinengewehr auf dem Heck und sicherte ihren Abzug.
4 - Der Fliegende Holländer
Erst bei Sonnenaufgang wurden die Spuren der vergangenen Nacht sichtbar. Getrocknetes Blut auf Kims bleichem Gesicht pellte sich im Fahrtwind wie Schuppen von der Haut. Ihr rosafarbenes Hemd hatte eine neue Bestimmung als Druckverband um Cassidys Hals gefunden und einzig ihr hauchdünnes Top schützte sie nun vor den erbarmungslosen Sandstürmen. Zusammengekauert, und während der eiskalten Nacht beinahe erfroren, klammerte sie sich an das Lenkrad des Jeeps, starrte auf die Straßenüberreste vor sich und versuchte den allgegenwärtigen Schlaglöchern auszuweichen. Johnny schlief unterdessen tief und fest. Überfälle und Verletzungen stellten die traurige Routine der Ranger dar und so vermochte er sich trotz des blutigen Gefechts zu entspannen.
Butch vergrößerte mit den ersten Sonnenstrahlen den Abstand zum vorausfahrenden Geländewagen. Im aufkommenden Tageslicht konnte er die Straße alleine finden und hatte so eher die Möglichkeit, Unebenheiten zu umfahren. Stan hatte das Schott der Beifahrertür nach oben geklappt und saß stolz mit seiner Flinte auf den Beinen und dem rechten Ellenbogen aus dem Fenster auf dem Beifahrersitz. Die Schlacht in Temple Town und die Chance immerhin eine ehemalige Nachbarin zu verteidigen hatten die Schuldgefühle, sein eigenes Dorf nicht schützen zu können, zumindest teilweise kompensiert. Auch die Achtung, die ihm die Ranger nun entgegenbrachten, schürte seine Motivation, in Silver Valley ein neues Leben zu beginnen. Cassidy fiel es inzwischen unendlich schwer, die Augen offen zu halten. Die lange Nachtwache und der Blutverlust forderten ihren Tribut. Lediglich die lauwarme Zugluft, die durch das Fenster herein wirbelte, und ihr schmerzender Hals hielten sie bei Bewusstsein. Victor versorgte sie mit mehr oder weniger sauberen Leinentüchern von der Ladefläche und suchte die erbärmlichen Wasserreste zusammen, mit denen sie Angels Stirn kühlte und sich selbst zwang, regelmäßig davon zu trinken. Ihre Freundin erwachte in unregelmäßigen Abständen, stöhnend vor Schmerz und unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.
Butch holte alles aus dem alten Pick-up heraus, doch die Fahrt nach Silver Valley würde noch einige Stunden dauern. Immer wieder sah er besorgt in den Rückspiegel und achtete darauf, dass Cassidy nicht einschlief. Mit einem solchen Angriff hatte niemand gerechnet und er wollte nicht akzeptieren, dass sie so kurz vor ihrem Ziel noch jemanden verlieren könnten. Erleichtert seufzend trat
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