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Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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die Wagen! Victor ans MG!«
    Die nette Kim war plötzlich wie ausgewechselt und erteilte routiniert Befehle in Angels Tonfall – es gab keine Widerrede. Butch und Johnny montierten eilig die Vordersitze des Pick-ups – drei Schrauben mussten reichen. Victor kletterte auf die Ladefläche und entsicherte das Maschinengewehr.
    »Cassidy mach, dass du rein kommst!«, rief sein Bruder aus dem Wageninneren. »Kim! Worauf wartest du!«
    Sie antwortete nicht sondern kniete sich neben den Pick-up und legte an. Noch hatten die Späher sie inmitten der Fahrzeugwracks nicht entdeckt, aber Butchs schwer überladener Transporter würde den leichten Geländewagen nie entkommen können. Ihre beste Chance bestand darin, sie aus großer Entfernung aufzuhalten. Ein Auto mit einem konventionellen Schuss explodieren zu lassen ist reiner Unsinn, egal wo die Kugel einschlägt, doch es gibt andere Möglichkeiten. Ein gezielter Treffer aus einer großkalibrigen Waffe kann den Fahrer ausschalten oder zumindest kurzzeitig irritieren, was schon bei mäßiger Geschwindigkeit fatale Folgen haben würde. Sie zielte auf den von ihr aus linken Buggy. Für eine realistische Trefferchance musste sie aber warten, bis ihr Ziel auf unter einen Kilometer an sie herangekommen war.
    Noch fünfhundert Meter bis zur Schussweite. Kim begann, bewusst ruhig zu atmen. Für Angel wäre diese Übung ein Leichtes gewesen. Die erfahrene Scharfschützin hatte schon häufig Fahrzeuge auf große Entfernung aus dem Verkehr gezogen, doch für Kim gab es bisher nur alte Blechdosen auf dem Übungsplatz.
    Noch dreihundert Meter, anhand der Brückenmarkierungen ließ sich die Distanz präzise bestimmen. Die gute Nachricht war, dass die Wagen in einen Bereich kamen, der relativ frei von Wracks war und sie dadurch direkt auf die Ranger zusteuerten; außerdem war es völlig windstill. Die Geschwindigkeit der Buggys sollte die Aufprallenergie zusätzlich steigern.
    Noch einhundert Meter, sie konnte die Motoren schon hören. Kim atmete ruhig aus, nahm all ihren Mut zusammen und zog den Abzug gleichmäßig zurück, bis sie der laute Knall selbst überraschte. Bei der Entfernung dauerte es knapp zwei Sekunden bis zum Einschlag. Die Welt um sie herum schien stillzustehen. Butch schrie irgendetwas und wirkte dabei äußerst angespannt, Victor klemmte sich hinter das Maschinengewehr auf dem Pick-up und würde jeden Moment das Feuer eröffnen. Es war absolut still; Kim hörte nichts außer ihrem eigenen Atemzug. Sie spürte, wie das Blut durch ihren Hals strömte und von innen an ihre Adern klopfte. Für einen Augenblick glaubte sie zu träumen, die Welt schien so friedlich, so ruhig – so leblos.
    Dann traf das Geschoss den Buggy direkt in den Motorblock. Eine Fontäne aus Öl oder Bremsflüssigkeit spritzte dem Fahrer entgegen, doch damit nicht genug. Grollend verfeuerte Kim das gesamte Magazin der halbautomatischen Dragunow. Funkenschlagend scherte der Wagen schlagartig nach links aus und hob sich seitlich ein paar Zentimeter vom Boden ab. Der zweite Buggy bohrte sich frontal unter das getroffene Fahrzeug und überschlug sich mit aufheulendem Motor kopfüber. Die beiden Geländewagen rollten die Straße wie Strohbälle entlang. Hunderte Metallsplitter pfiffen als tödliche Schrapnellgeschosse durch die Luft, bis sich eine gewaltige Staubwolke wie ein undurchsichtiger Schleier über das Blechknäuel legte. Victor hob die Hände und jubelte vor Begeisterung. Kim verfolgte ihr Werk im Zielvisier und lächelte zufrieden.
    »Volltreffer«, hauchte sie siegesbewusst. Flammen züngelten zwischen den Resten der Fahrzeuge. Benzin trat aus. Ein Vulture schien den Unfall überlebt zu haben und versuchte aus seinem Wrack zu klettern. Er hatte es ziemlich eilig, denn bald würden beide Wagen Feuer fangen; dennoch dachte niemand daran, ihm zu helfen. Es dauerte nicht mal eine Minute, dann brannte die Unfallstelle lichterloh und eine tiefschwarze Wolke stieg in den Himmel. Der Überlebende schrie eingeklemmt unter dem Überrollbügel seines Wagens um Hilfe, während er allmählich bei lebendigem Leib verbrannte. Butch wendete sich ab und rieb sich das Gesicht, Victor senkte sein Haupt und starrte auf den Boden der Ladefläche. Cassidy blickte Kim erstaunt und zugleich erschrocken an. In ihren funkelnden, unterschiedlich grün und hellblau gefärbten Augen spiegelte sich das fünfhundert Meter entfernte Schauspiel, doch sie zeigte nicht die geringste Gefühlsregung. Nach kurzer Zeit erreichten

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