Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)
doch völlig durchgedreht!«, grollte Dog und fuhr zu ihm herum. »Ich hoffe, du hast ihr einen kräftigen Tritt in den Arsch verpasst!«
»Wenn Jill fragt, mit Sicherheit.«
»Und wenn ich frage?«
»Das ist unwichtig«, entschied Grant. »Wichtig ist, dass Jade und ich ein Vertrauensverhältnis zueinander aufgebaut haben. In Eagle Village hat sie mich unter ihre Prätorianer gemischt, bis Angel eingetroffen ist und ich Torus das Signal zum Angriff gab. Die haben uns gut eingeheizt, aber wir hatten genügend Reserven nur ein paar Kilometer entfernt, um sie gleich an Ort und Stelle von der Landkarte zu fegen. Stattdessen befahl Jade plötzlich den Rückzug und wollte allein zurückbleiben. Ich sollte Torus ausrichten, dass er den Krieg bis auf weiteres zu stoppen und Sydney herbeizurufen hat.« Colonel Grant setzte seinen Weg am Rand der Festung fort und deutete Dog, ihm zu folgen. »Als Torus davon erfahren hat, war er außer sich. Er hat die Bacchae als nutzlosen Ballast des Imperiums bezeichnet und den Krieg auf eigene Faust fortgesetzt. Damals war ich unschlüssig und bin seinen Befehlen gefolgt, bis ich Jade in Brackwood wiedergetroffen habe und sie mir die ganze Geschichte erzählt hat. Von Angel, die sie so unglaublich beeindruckt hatte, und ihrer Fehleinschätzung über die Ranger.«
»Kann mich gar nicht an dich erinnern«, brummte Dog skeptisch.
»Sie hat mich sofort zurück ins Reich geschickt, um an unserem gemeinsamen Plan zu arbeiten.«
»Diesen Torus zu stürzen?«
»Das ist nur der Anfang. Torus ist die alte Garde, das alte System. Er gehört genauso abgeschafft wie die lebenslange Sklaverei.« Colonel Grant drehte sich um und zeigte mit Stolz geschwellter Brust auf die versammelten Soldaten. »Das ist die Zukunft der Legion. Eine disziplinierte und professionelle Armee von ausgebildeten Studenten aus Alexandria.« Dann schwenkte er den Kopf zurück zu Dog. »Und ich werde ihr neuer General sein.«
»Ahh!«, lachte Dog. »All dieses Geschwafel und am Ende so ein durchschaubarer Grund.«
»Ich habe dir doch gesagt, dass Beziehungen zu den Bacchae karrierefördernd sind«, sagte Grant mit einem bestätigenden Nicken. »Alles andere geht weder Jill noch dich etwas an. Ist deine Frage damit beantwortet?«
»Fürs erste«, erwiderte Dog, ohne sein schäbiges Grinsen abzusetzen.
»Gut. Nun zeig uns, was wir vergessen haben und wo die Schwachstellen der Festung liegen!«
***
»Also? Was ist das für ein Termin, den wir beide haben?«, fragte Angel angespannt beim Verlassen des Tempels. In ihrem Sprachgebrauch bestand die hauptsächliche Verwendung des Begriffs in Arztterminen bei Dr. Steven aus Silver Valley, denen sie nie positiv entgegengesehen hatte. Jedes Mal wurde sie von Nadeln gepikst und mit Medikamenten vollgestopft, die aufgrund ihrer abgelaufenen Mindesthaltbarkeit häufig mehr Nebenwirkungen hervorriefen, als sie Krankheiten kurierten.
»Hat dir Scarlet mal eine von unseren Zeitungen gezeigt?«
»Sie hatte eine im Zug dabei«, antwortete Angel. »Der Bericht über deine Operation in Cor Syrte hat sie auf hundertachtzig gebracht.«
Jade knurrte innerlich. »Kann ich mir vorstellen. Erinnerst du dich an den Namen der Reporterin?«
»Nein. Ich weiß immer noch nicht ganz, was ein Reporter eigentlich ist.«
»Das wird sich gleich ändern«, versprach Jade zuversichtlich, während sie über den Kunstrasen des Sophiaplatzes spazierten. »Wir treffen uns mit Catherine McDonnell im Quasar-Café. Sie hat den besagten Artikel geschrieben und war einige Zeit mit mir in Cor Syrte unterwegs.«
»Muss ich dazu irgendwas wissen?«
»Du solltest deine Worte mit Bedacht wählen, aber das brauche ich dir wohl nicht zu sagen.«
»Wenn ich also etwas Falsches sage, steht es nächste Woche in der Zeitung?«, hakte Angel sicherheitshalber nach.
»Ganz so schlimm ist es nicht«, beruhigte Jade sie. »In den letzten Jahren hat sich ein gut funktionierendes Verhältnis zwischen den Bacchae und der Presse gebildet. Mit Ausnahme der Nocturnals und Prätorianer wissen sie am meisten über unsere Arbeit und können recht gut nachvollziehen, was an die Öffentlichkeit gelangen darf und was nicht. Außerdem hat es sich bewährt, dass alle Reporter unter unserem bedingungslosen Schutz stehen. Kein korrupter Händler, Politiker oder Sklaventreiber ist vor ihnen sicher, während Vergeltungsmaßnahmen automatisch die Bacchae auf den Plan rufen. Viele unserer Anfangsverdachte stammen von Journalisten.
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