Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)
Freiheitskämpferin gezeigt werden sollte.
Nach einem kurzen Einblick in die Struktur der Freien Enklaven folgte die Frage nach einer möglichen Allianz von Rangern und Sicarii. Die Reporterin erhielt ehrliche Antworten und notierte sich Angels zurückhaltenden Pragmatismus. Sie würde das Thema unter Verschluss halten, bis eine Entscheidung getroffen und der Senat zugestimmt hatte. Dafür garantierte Jade ihr die Exklusivrechte an der Story sowie Touren in das Kloster und die Vulturefestung; nachdem letztere dem Erdboden gleichgemacht worden war.
»Nun, ich denke, ich habe alles, was ich brauche«, fasste Catherine nach einer halben Stunde zusammen. »Gibt es noch etwas, das ihr den Lesern sagen wollt?«
»Wenn uns das Disaster von Silver Valley und die darauffolgenden Ereignisse eines gelehrt hat, dann, dass unser mächtiges Imperium leichter zu zerstören ist, als es die meisten glauben«, sprach Jade prophetisch. »Unsere Freunde und Feinde haben gleichermaßen verstanden, dass wir ein einfach zu treffendes Ziel sind, wenn sie unseren Zusammenhalt untergraben. Von allen Seiten dringen sie wie Maden in den Speck ein und warten auf unseren nächsten Fehler. Dagegen müssen wir uns wappnen. Aus diesem Grund rufe ich alle Bürger unseres wunderbaren Reiches dazu auf, wachsam zu sein und ihre Arbeit zu verrichten, als hinge unsere Zukunft davon ab, denn nichts könnte näher an der Wahrheit liegen.«
»Darf ich das zitieren?«, fragte Catherine und schaltete das Diktiergerät ab.
Jade lehnte sich skeptisch zurück. »Wenn du glaubst, dass es den richtigen Nerv trifft.«
»Na, ich schau vorher noch mal drüber. Was ist mit euch, General? Irgendwelche letzten Worte?«
Angel schüttelte mit dem Kopf. »Ich warte erst mal ab, was du aus diesem Interview machst«, sagte sie mit einem Fingerzeig auf das Diktiergerät. »Aber ich werde Paul eine Zeitung mitnehmen. Der wird sich freuen, nach fünfundzwanzig Jahren endlich mal wieder eine neue zu bekommen.«
»Und ich freue mich darauf, ihn persönlich kennenzulernen«, antwortete Catherine beim Aufstehen. »Ich bedanke mich für das Gespräch, Herrin.« Sie machte eine leichte Verbeugung, legte eine silbern glänzende Münze neben ihren Teller und spazierte mit ihren Sachen unter dem Arm davon.
»Hab ich dir zu viel versprochen?«, fragte Jade, als sie allein waren.
»Sie ist ziemlich frech«, sagte Angel. »Wieso lasst ihr das zu und verbreitet nicht einfach nur Nachrichten, die eure Ziele voranbringen?«
»Dem Volk erzählen, was es unserer Meinung nach hören sollte, meinst du? Das funktioniert auf lange Sicht nicht«, hielt Jade dagegen. »Zumal wir unsere Kinder zum freien Denken erziehen.«
»Vielleicht solltet ihr das dann lieber seinlassen?«
»Und stattdessen unser eigenes Volk verdummen? Da nehme ich eher ein paar Interviews in Kauf«, sagte Jade. »Wichtig ist die Zusammenarbeit zwischen den Volksschichten. Respekt und Verständnis füreinander. Das alles zusammenzuhalten ist die Aufgabe der Bacchae. Wir sind der Klebstoff des Imperiums und füllen die Fugen, die andere Reiche auseinanderdriften lassen.«
»Ihr seid ... Klebstoff«, wiederholte Angel mit gespitzten Lippen und griff nach der silbernen Münze.
Jade gönnte sich ein gequältes Ächzen. »Wir gehen jetzt besser, bevor ich die Geduld mit dir verliere!«
»Was ist das?«, fragte Angel beim Aufstehen.
»Ein Silbersicar. Er ist so viel wert wie einhundert Kupersicar. Catherine hat uns eingeladen, schon vergessen?«
***
Nach dem Ende der Vorlesung nahmen Alison und Jenny Cassidy in die Mitte und erklärten ihr das Prinzip eines Schwimmbads. Cassidy besaß natürlich keinen eigenen Badeanzug. Die größte Menge Wasser, die sie je in ihrem Leben zu Gesicht bekommen hatte, waren die Holzfässer in Silver Valley gewesen. Ihre Unerfahrenheit erwies sich jedoch nicht als Hindernis, da in der Schwimmhalle praktischerweise geeignete Kleidung verliehen wurde.
Bevor sie sich aber in die künstlichen Fluten stürzen durften, führte sie ihr Weg in die Duschkabinen. Völlig egal, wie oft Putzkolonnen die Straßen von Alexandria fegten, der allgegenwärtige Sand der Endzeitwelt musste runter, um die Filteranlage nicht zu verstopfen. Um Wasser zu sparen, bürsteten sie sich zunächst den gröbsten Staub von der Haut, ehe sie die Duschen für voreingestellte zwanzig Sekunden einschalteten.
Kurz darauf stand Cassidy in einem sonnengelben Bikini vor dem fünfzig Meter langen Hallenbad. Hellblaue
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