Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)
Wir gehen der Sache dann nach und bereinigen die Situation. Anschließend berichten sie darüber.« Jade hob die Hände und blickte Angel erfreut an. »Das gesamte Imperium gewinnt.«
»Hört sich für mich eher an, als könntet ihr sie nach Belieben für eure Zwecke benutzen«, überlegte Angel. »Nicht, dass ich damit ein Problem hätte.«
»Falls ich dir den Eindruck vermittelt habe, dass uns die Journalisten hörig sind, dann mach dich mal auf was gefasst.«
Sie hatten das gegenüberliegende Ende des Parks erreicht und betraten die belebte Promenade mit ihren vielen Marktständen und Restaurants. Schon nach wenigen Schritten zeigte Jade auf einen Tisch unter einem schattenspendenden Sonnenschirm. Darüber prangte ein großes Schild mit der Aufschrift »QUASAR« gefolgt von einer Sahnetorte, die von einer Art Laserstrahl aus einer scheibenförmigen Wolke zerteilt wurde.
»Herrin Jade!«, sagte die bereits am Tisch sitzende Frau und stand zur Begrüßung auf. Sie war Mitte dreißig und trug ihre gepflegten, schwarzen Haare als einen im schwachen Wind wehenden Pferdeschwanz. »Ich hatte gehofft, dass ihr mich nicht vergessen würdet.« Sie sprach deutlich, aber leise, so als wolle sie das Treffen im kleinen Rahmen halten.
»Nicht, wenn es sich anderweitig einrichten lässt«, antwortete Jade und reichte ihr freundlich die Hand. Anschließend stellte sie die beiden einander vor. »Catherine McDonnell, das ist General Angel von den Rangern aus Cor Syrte.«
Angel lief ein kalter Schauer den Rücken herunter, als Jade sie als General bezeichnete. Zum Nachdenken fehlte ihr jedoch die Zeit, denn die Reporterin übernahm sofort die Führung.
»Die große Kriegsheldin oder Kriegsverbrecherin höchstpersönlich«, erwiderte sie enthusiastisch und fügte mit einem professionellen Lächeln hinzu: »Je nachdem, wen man fragt.« Sie löste den Griff um Angels Hand und setzte sich. Dabei rutschte ihre kleine Brille bis vor zur Nasenspitze, die sie umgehend mit dem Zeigefinger wieder hinaufschob. »Darf ich euch zu etwas einladen?«
»Wir hatten heute schon zwei Kaffee«, überlegte Jade. »Aber vielleicht ...« Sie griff nach der handgeschriebenen Speisekarte und zeigte darauf, so dass nur Catherine sie sehen konnte.
Diese lächelte, wie nach einem Insiderwitz, winkte die Bedienung herbei und begann, ihre Bestellung aufzugeben. »Also, ich hätte gern ein Stück von dem Pflaumenkuchen, den du gerade den Leuten da drüben gebracht hast, dazu einen Cappuccino mit frischen Schokoraspeln und zwei Mal Nummer fünfzehn für meine Gäste.«
Der Kellner hatte Jade inzwischen erkannt und lief einen Augenblick lang bleich an, bis diese ihm zunickte. »Sofort, Herrin!«, sprach er, so als hätte sie ihm einen direkten Befehl gegeben.
»Man sollte meinen, du wärst seit Brackwood an einfachen Kaffee gewöhnt«, scherzte Jade.
»Ihr habt zum Glück verpasst, wie Sergeant Crisp versucht hat, das Kaffeepulver mit Getreide zu strecken«, entgegnete Catherine und stupste abermals ihre Brille zurück auf die Nase.
»Ja, meine Kriegsgefangenschaft bei den Rangern hat sich als äußerst fruchtbar herausgestellt, wie du siehst.«
»Dann sind die Gerüchte also wahr?«, fragte die Reporterin. Im selben Moment griff sie in die Mitte des Tischs und drückte den Aufnahmeknopf ihres Diktiergeräts. »Die Ranger arbeiten trotz des Blutbads von General Torus mit den Bacchae zusammen?«
»Nun, das ist eine komplexe Frage, die sich nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten lässt«, begann Jade diplomatisch. »Genau wie im Imperium gibt es bei den Rangern eine Gewaltenteilung. General Angel ist Oberbefehlshaberin des verbliebenen Militärs, während der gewählte Bürgermeister Paul die Interessen der Zivilbevölkerung vertritt. Mit all den Übergriffen der Söhne des Ragnarök ist es uns bisher nicht gelungen, alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen. General Angels Anwesenheit in Alexandria sollte jedoch als positives Signal gewertet werden.«
Angel glitt unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Inzwischen war sie die Launenhaftigkeit von Jade gewohnt, aber dieser neue Wechsel hin zu einer schwafelnden Politikerin gefiel ihr ganz und gar nicht.
»Ich sehe keine Ketten oder Soldaten zur Bewachung«, fuhr Catherine fort. »Gehe ich also recht in der Annahme, dass ihr unsere schöne Stadt auf eigenen Wunsch besucht, General?«
»Ich, also ...« Angel fixierte das kleine Mikrofon und lehnte sich so weit zurück, wie sie konnte. »Ich
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