Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
Vom Netzwerk:
bin aus eigenem Antrieb nach Alexandria gereist, um mehr über die Sicarii zu erfahren und um einer Einladung von Jade zu folgen.«
    »Die Bacchae sprechen nicht oft persönliche Einladungen aus«, sagte Catherine, wirkte dabei jedoch keinesfalls überrascht. »Wie ich sehe, tragt ihr sogar eines ihrer Auctoritas.«
    »Eine Notwendigkeit, um ihr Überleben nach den tragischen Ereignissen in Cor Syrte zu sichern«, erklärte Jade und tippte auf ihren Ausschnitt, um Angel zu zeigen, dass ihr Amulett gemeint war.
    »Das ist seit einiger Zeit das erste Mal, dass ihr ein Auctoritas vergebt«, fuhr Catherine fort. »Hattet ihr keine Angst, dass General Angel es für einen Rachefeldzug missbrauchen könnte? Immerhin war sie fast ein Jahrzehnt lang Feldherrin der Vultures, die uns, wie wir nun wissen, verraten haben.«
    In diesem Augenblick kehrte der immer noch nervös wirkende Kellner zurück. Er wartete respektvoll ein paar Meter entfernt, bis Jade ihn heranwinkte, und servierte die Bestellung. Nummer Fünfzehn erwies sich dabei als Vanilleeisbecher garniert mit bunten Früchten.
    Catherine schaltete ihr Diktiergerät ab und griff nach der Kuchengabel.
    »Und?«, unkte Jade. »Hältst du es noch aus?«
    »Ich bin auf deine Antwort gespannt«, sagte Angel, während sie das Eis zunächst optisch untersuchte.
    »So wie das ganze Imperium«, fügte die Reporterin hinzu und schnurrte genüsslich mit dem Kuchen auf der Zunge.
    »Ich hab in Sienna ein paar Kühltruhen mit Eisresten gesehen«, erinnerte sich Jade. »Gab es die in Silver Valley auch?«
    »Nur zum Frischhalten von Fleisch, wenn wir mal ausreichend Strom hatten. Es gab ohnehin nur selten genug Milch oder Früchte für echte Eiskrem.«
    »Ein Grund mehr, euch dem Imperium anzuschließen.«
    »Lasst euch von Herrin Jade nicht täuschen«, intervenierte Catherine. »Auch bei uns ist Eis so ziemlich das teuerste Lebensmittel.«
    »Wie viel kostet diese Schale denn?«
    Die Reporterin griff nach der Speisekarte. »Fünfunddreißig Sicar.«
    Angel zeigte keine erstaunte Gefühlsregung auf den Wucherpreis. Ihr Werteverständnis für Geld hielt sich nach wie vor in Grenzen. »Wann wird das Interview gedruckt?«, fragte sie stattdessen.
    »Gar nicht«, sagte Catherine. »Direkte Interviews mit den Bacchae werden nur in Ausnahmefällen veröffentlicht. Etwa für zeremonielle Ereignisse, wie damals die Eröffnung von Alexandria.«
    »Wir sind eben keine Politikerinnen und nicht in der Lage, jedes Wort auf seine Reaktion beim Volk einzuschätzen«, fuhr Jade fort. »Der Job der Journalisten ist es, den Kontext richtig zu deuten und rüberzubringen, wenn wir Klartext reden.«
    »Das Diktiergerät ist nur eine Gedächtnisstütze für mich«, versicherte Catherine nuschelnd.
    Die Beteuerungen beruhigten Angel etwas, denn sie wusste um ihre Schwäche in Diplomatie. Dog scherzte gern darüber, wie sie bei Verhandlungen um Zweckbündnisse mit anderen Gangs häufig neue Kriege angezettelt hatte, anstatt alte zu beenden.
    »Auctoritas. Was heißt das?«
    »Das ist Latein für Ansehen oder Einfluss«, sagte Jade. »Sophia fand es ziemlich treffend.«
    »Seid ihr bereit, Herrin?«, fragte Catherine, als sie ihre Gabel nach dem letzten Bissen ableckte und auf den Teller legte.
    Jade nickte und wartete, bis sie das Diktiergerät wieder eingeschaltet hatte.
    »Das Risiko des Missbrauchs war eine Zeit lang vorhanden, aber überschaubar, denn ich habe General Angel keinerlei Informationen über die Bedeutung meines Amuletts gegeben«, begann sie erzählerisch. »Es sollte als Freikarte aus dem Gefängnis dienen und nicht, um eine Rebellion vom Zaun zu brechen.«
    »Ich verstehe«, sagte Catherine und machte sich dazu eine kleine Notiz.
    Anschließend richtete sich das Interview vorrangig an Angel. Die Reporterin wollte wissen, wie es den Rangern gelungen war, die Truppen von General Torus zurückzuschlagen, nachdem sie zuvor wochenlang ungehindert vorrücken konnten. Jade ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen, mangelnde Disziplin und Gehorsam in der Armee anzuprangern. Ihre Duelle gegen Angel genossen bei der Bevölkerung große Aufmerksamkeit und Catherine bat um Erlaubnis, eine detaillierte Beschreibung davon abdrucken zu dürfen. Angeblich studierte eine Theatergruppe bereits die Choreografie ein, um dem ganzen Imperium den Kampf zwischen General Angel und Herrin Jade auf der Bühne zu zeigen. Dabei stand noch nicht fest, ob Angel als blutrünstige Barbarin oder heldenhafte

Weitere Kostenlose Bücher