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Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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Ich wollte diese Bastarde zur Strecke bringen, einen nach dem anderen. Ich wollte Rache. Ich wollte meine eigene Überlegenheit unter Beweis stellen, nachdem mich jeder Prätorianer, jeder Nocturnal und nahezu alle meine Schwestern seit meiner Flucht aus der Ian-Hawk-Biosphäre wie eine Aussätzige behandelt haben!« Dabei drehte sie sich zu Nadra, die Scarlet um einen Kopf überragte, und legte ihr die Hände auf die muskelbepackten Schultern. »Doch ihr hattet Recht. Was auch immer Zhang Yuen mir angetan hat, hat tiefere Wunden gerissen, als ich zuzugeben bereit war.« Sie senkte für einen Moment des Dankes für ihre Loyalität die Stirn auf Nadras Brust und wandte sich anschließend wieder an Sydney. »Ich, Scarlet von Sicariia, füge mich der Entscheidung des Rates.« Im selben Augenblick riss sie sich ihr silbernes Amulett vom Hals und ließ es klimpernd auf den Marmortisch fallen. Stumm ging sie an Azure, Jade und Sydney vorbei. Scarlet hielt den Kopf aufrecht, die Augen geradeaus; ohne ein Zeichen von Demut. Nadra folgte ihr wie eine mächtige Beschützerin zur großen Flügeltür hinaus.
    Als die Türen zurück ins Schloss fielen, zuckte Azure betroffen zusammen. Sie hatte von allen Anwesenden das offenbar dünnste Nervenkostüm und sah aus, als wäre sie gerade von einem Truck überrollt worden. Stumm schlurfte sie zu ihrem Aluminiumstuhl und ließ sich kraftlos hineinsinken. Ihre Augen fixierten Scarlets silbernes Amulett, das einsam und verlassen auf ihrem Platz lag.
    »Scarlet wird uns weder vergeben noch euren Verrat vergessen«, sprach sie verbittert. »Heute mag sie eurem Ruf gefolgt sein, doch schon bald wird sie auf Rache sinnen.«
    »Scarlet hat sich selbst ...!«, versuchte Jade zu kontern.
    »Nein«, unterbrach Sydney sie mit streng erhobener Hand und blickte zu Azure. »Unser Albino hat Recht. Scarlet hat sich weder unterworfen noch konnten wir sie läutern. Was sie gerade getan hat, war nichts anderes als ein taktischer Rückzug. Ihre demütigen Worte galten lediglich der Zerstreuung unserer Aufmerksamkeit. Sie wird ihre Kräfte sammeln und zurückschlagen.« Ihre Augen nahmen herausfordernde Züge an und wanderten zu ihrer einstigen Schülerin. »Würdest du eine Erniedrigung dieses Ausmaßes etwa auf dir sitzen lassen?«
    Jade schüttelte den Kopf und setzte sich auf ihren kalten Marmortisch. »Wie lange wird sie brauchen?«
    »Fünf Bacchae sind nötig, um ihren Status zu reaktivieren; und sie selbst darf keine davon sein«, überlegte Sydney. »Amber ist in Persephone auf der Suche nach Material für unsere Armee, aber ob sie auf meiner Seite steht, ist ungewiss. Siren spioniert für Nadra bei den Ragnars. Selbst wenn sie schon morgen Boten gen Norden schickt, dürfte es Wochen dauern, sie ausfindig zu machen.«
    »Was ist mit Felicia?«, fragte Jade. »Wir haben sie in Arnac getroffen. Sie hat sich geweigert mir zu sagen, wie ihr Auftrag lautet.«
    »Felicia folgt meiner Bitte. Um sie brauchen wir uns nicht zu sorgen.«
    Jade nickte ihr zu, als solle sie fortfahren, doch die Meisterin ignorierte ihre Aufforderung. Sie würde keine weiteren Informationen preisgeben.
    »Und Elizabeth?«, fragte Azure. »Was, wenn Scarlet selbst zu ihr nach Sicariia reist? Was, wenn sie den Imperator gegen uns aufbringt?«
    »Marcus Avianos ist kein Mann, der sich von Gerüchten leiten lässt und Elizabeth wird das Ritual achten«, murmelte Sydney. »Nein.« Sie hob den Kopf und sah nacheinander Azure und Jade an. »Die Schlüsselfigur wird Yolanda sein, sobald sie erwacht. Sie steht weder auf meiner noch auf Scarlets Seite. Wenn wir bis dahin keine Ergebnisse vorzuweisen haben, wird sie ihr helfen, um ein Auseinanderbrechen des Ordens zu verhindern.«
    »Dann müssen wir schnell handeln, ehe Scarlet Gelegenheit dazu bekommt«, sagte Jade.
    »Richtig«, bestätigte Sydney. »Wir müssen eine Armee aufbauen, einen Krieg führen und die Legion in ihre Schranken weisen, bevor Scarlet mit ihrem Rachedurst das Imperium zerstört.« Sie wirkte müde, als sie auf die Westtür zuging, hinter der die Wohnquartiere und die Wendeltreppen zur Loge lagen. »Führt Angel herein!«, befahl sie plötzlich.
    Angels Magen hatte sich also doch nicht geirrt. Das Brennen verwandelte sich sprunghaft in ein Stechen in ihrem Herzen. Sie spürte, wie sich ihre Nackenhaare einem Stachelschwein gleich aufrichteten. Als sie sich auf dem Boden liegend umdrehte, sah sie einen Schatten, der direkt hinter ihr stand. Das Licht wurde

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