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Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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nicht an ihren Absichten, kritisieren jedoch ihre Taktik. Jeder Prätorianer würde sein Leben für das eines Bürgers, besonders das eines Kindes, aufs Spiel setzen, aber die Entscheidung, eine von Neces überrannte Stadt zu stürmen, darf nicht aus dem Bauch gefällt werden.« Sigma-eins drehte sich zu Yolandas Tisch um. »Herrin Jade hat erfolglos versucht, Herrin Scarlet zu warnen, ihre Befehle jedoch nicht widerrufen. Sie ist ihr gefolgt, genau wie wir.«
    Jade hörte sich seine Ausführungen still an. Sie saß zurückgelehnt in dem bequemen Sessel und stützte ihren Kopf mit der rechten Hand, ohne den Soldaten aus den Augen zu lassen, der sich inzwischen wieder an Sydney wandte.
    »Wir beurteilen die Geschehnisse als Tragödie, jedoch nicht als Fehlentscheidung von Herrin Scarlet«, sagte Sigma-eins. »Ihre Motive waren ehrenhaft, wenn auch von unvorteilhafter Herkunft. Unsere Vermutung ist, dass ihre lange Gefangenschaft ihre Urteilskraft beeinflusst hat.« Er machte eine kurze Pause, so als suchte er nach den richtigen Worten für etwas, das nicht alltäglich war. »Ich möchte die Gelegenheit nutzen, dem Rat gegenüber die Hilfe der Fremden zu erwähnen. Es mag offensichtlich gewesen sein, dass wir ihnen zu Beginn sehr skeptisch gegenüberstanden. Im Laufe des Gefechts hat sich jedoch der, den sie Dog nennen, als würdiger Krieger hervorgetan. Furchtlos und kompetent, wenn auch etwas übermütig. Ganz anders die Scharfschützin Angel, die ihrem Namen in D-Sechs-alpha alle Ehre gemacht hat, als sie für kurze Zeit das Kommando an sich riss und mir damit mein Leben gerettet hat. Ihre Befehle waren eindeutig, ihre Art gelassen und beruhigend.« Er machte eine Pause und winkte seine Männer heran, die sich im Halbkreis um ihn aufstellten. »Wir geben hiermit dem Rat die Empfehlung, Herrin Scarlet mehr Zeit für ihre Genesung zu gewähren, bevor sie wieder ein Kommando erhält.«
    Gemeinsam nahmen die Prätorianer Form an und erwarteten, von Sydney entlassen zu werden. Ihre Augen starrten an den Bacchae vorbei, so als wäre ihre Arbeit getan.
    »Wir danken euch, Lance Commander Anderson«, sagte Sydney. Sie stand mit zusammengefalteten Händen auf und trat drei Schritte auf ihn zu. »Ihr und eure Männer sind hiermit von ihrem Dienst entbunden. Geht nun und trauert um euren gefallenen Kameraden.«
    Gleichzeitig salutierten alle fünf Prätorianer mit der rechten Faust auf der Brust und drehten sich um die eigene Achse in Richtung Tür. Erst danach rührten sie sich und verließen die große Halle.
    »Anderson!«, rief Scarlet dem Anführer hinterher, als dieser gerade als Letzter über die Türschwelle trat. »Wie war sein Name?«
    »Lance Sergeant Ray O‘Brien«, antwortete Anderson laut und deutlich. »Zweiundzwanzig Jahre alt. Prätorianer seit drei Jahren und sieben Monaten. Siebzehn Kampfeinsätze. Mehrfach ausgezeichnet für besondere Tapferkeit. Seine Mutter lebt in Persephone, sein Vater ist als Captain der Legion im zweiten Ragnarkrieg gefallen.«
    Scarlet behielt den starren Augenkontakt mit ihm einen schweren Atemzug lang aufrecht, bis sie ihm respektvoll zunickte. Daraufhin verschloss Anderson die Türen hinter sich. Der Mann hatte die Frage mit außergewöhnlichem Detailreichtum beantwortet, doch genau das schienen Scarlet und ihre Schwestern erwartet zu haben. Wie auf Kommando schlossen sie für einen Augenblick die Augen, um den gefallenen Soldaten zu ehren.
    Ein tiefes Schweigen legte sich durch den nächtlichen Raum, der nur von vier gedimmten Lampen an den Wänden erleuchtet wurde. Azure kippelte in ihrem Aluminiumstuhl und betrachtete den Sternenhimmel durch die Glaskuppel. Nadra leerte ihren Krug und winkte einen Arbiter aus den Schatten hinter den Marmorsäulen herbei, der ihr nachschenkte. Es war eine gelbe Flüssigkeit, die jedoch nicht schäumte und demnach kein Bier sein konnte.
    Jade und Sydney verharrten die ganze Zeit unbeweglich. Jade in ihrem Sessel mit starrem, ausdruckslosen Blick auf die Tür, hinter der die Prätorianer verschwunden waren und Sydney auf ihrer Tischkante sitzend, den Kopf gedankenverloren auf die Brust gesenkt. Nur ein Arbiter bewegte sich durch den Raum und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sydney nickte ihm zu und schickte ihn wieder fort. Es schien, als würden sie ein Ereignis erwarten. Erst als es an der großen Flügeltür klopfte, erwachten sie aus ihrem tranceähnlichen Zustand und riefen im Chor: »Eintreten!«
    Die Türen öffneten sich mit einem

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