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Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition)

Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Versendaal
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versteckt hatte.
    Der Kerl riss ihn aus seinen Gedanken.
    – Verdammt! Wir brauchen Ergebnisse, Zugriffe. Wer das Assistenzsystem besitzt, hält ein Prestigeprojekt der gesamt deutschen Industrie in Händen. Wie bekommen wir also unsere Kiste zurück?
    B. zuckte, weil ihm Besseres gerade nicht einfiel, ratlos mit den Schultern.
    – Wir haben es hier nicht mit einer Trockenübung zu tun. Wie ich schon sagte: Die Sicherheit des Landes. Ansehen und Ruf des Bundeskriminalamtes. Mein Job. Vor allem: Ihr Job, Herr Kollege.
    Alex B. spürte Resignation in sich aufsteigen. Aus den Tiefen seines Bauches erhob sie sich, wälzte all seine Zuversicht beiseite und riet ihm, in Deckung zu gehen. Ihm dämmerte, wem der Besuch seines Kollegen wirklich galt. Nicht der Jana Z. oder ihren beiden Bluthunden. Sondern ihm.
    – Jetzt mal halblang, konterte er schlaff. Der Verfassungsschutz endet an unseren Landesgrenzen. Das Referat Spionagebekämpfung, Geheimschutz, Sabotageschutz hat im schwedischen Schärengarten nichts verloren.
    – Kommen Sie mir nicht auf die Tour. Sie hängen in der Geschichte drin wie die Wurst im Hotdog.
    Höchste Zeit, einen anderen Ton anzuschlagen. Was diese Pfeife vom BSI verstand, war die Sprache der Bürokratie. Und da hatte er, Alex B., es zur Meisterschaft gebracht. Aus dem Effeff trug er vor, was er einst an verfassungsschutzspezifischen Lehrinhalten in der Außenstelle der FH Bund in Swisttal - Heimerzheim erlernt hatte:
    – Der Gesetzgeber hat mit seiner Novellierung die Eingriffsschwelle des Verfassungsschutzes hoch angesetzt. Das heißt: Er darf erst bei einer bestimmten Handlungsintensität innerhalb einer verdächtigen Szene oder im Falle von Gewaltbereitschaft mit seinen nachrichtendienstlichen Mitteln tätig werden. Um es ein für alle Mal und auch für Sie verständlich auszudrücken: Ich verfüge über keine polizeilichen Befugnisse. Verfassungsschützer sollen Sammler, dürfen nicht Jäger sein.
    Schweigen auf der anderen Seite des Tisches. Das saß, dachte Alex B. noch, als die Gegenattacke kam:
    – Sie werden demnächst der Kellner sein. Es gibt Leute, mächtige Leute, die eine totale Neuaufstellung Ihres Dienstes für unausweichlich halten. Ein Mindestmaß an Durchblick, ein paar weniger V-Leute, die so lange die rechte Szene observieren, bis sie sich selber in ihr tummeln, dann müssten wir uns nicht mit dem NSU-Debakel herumschlagen. Kollege, die Tage des Verfassungsschutzes sind gezählt. Ihr Dienst ist dem Untergang geweiht. Und ich werde mein Bestes tun, dass Sie zu den ersten gehören, die über Bord gehen. Ohne Rettungsring.
    Endlich holte der Heini mal Luft. Doch bevor Alex B. sich verbal zur Wehr setzen konnte, erhob sein Gegenüber sich von seinem Stuhl, zog einen eidottergelben Umschlag aus seiner Aktentasche, ließ ihn auf seinen Tisch flattern, grüßte mit schiefem Gesicht und verschwand, ein Aufblitzen des Neonlichts auf dem haarlosen Hinterkopf.
    Alex B. schüttelte den Kopf noch, als der Kollege den Raum längst verlassen hatte. Er musste die Dienstmitteilung nicht erst öffnen, um zu wissen, dass seine Kariere beim Verfassungsschutz zwar nicht beendet, jeder weitere Aufstieg in den Gehaltsrängen aber ausgeschlossen war. Leider gehörte er zu jenen Menschen, denen die tollsten Antworten auf Anmaßungen, auf Beleidigungen jeder Art stets zu spät einfielen, im Abgang erst. Deswegen bekam der Heini vom BSI auch jenes Wort nicht zu Ohren, das, wie Alex B. fand, ob seiner lautmalerischen Wucht in beinah philosophischer Schönheit durch sein Büro schallte:
    – Arschratte!
    ✴
    Nach vier jeweils halbstündigen Sitzungen bei seiner Traumatherapeutin in Stade hatte der Rapsbauer Jörg Kallweit weitere Termine mit dem Hinweis abgesagt, er sei doch kein schwules Mädchen. Zwar verbrachte er viele Nächte schlaflos, roch in manchen seiner Träume auch verbranntes Fleisch und hörte das leise Knacken kokelnden Holzes, doch im Großen und Ganzen sah er sich auf dem Weg der Besserung. Dazu passte, dass ihm im Laufe der letzten Stunde kein Mensch begegnet war, der später vor Gericht würde bezeugen können, dass er im Schutz der Dunkelheit ein Stahlrohr von der Dicke seines wirklich dicken Daumens in die Antriebsmechanik des Estesperrwerks getrieben, dann den Rückzug über den Cranzer Hauptdeich angetreten und dort sein in einer Böschung verstecktes Rad bestiegen hatte, um während des Heimwegs darüber zu frohlocken, dass Rache süß sei und die beste Therapie des kleinen

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