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Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition)

Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Versendaal
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einen Idioten behandelt. Hast viermal angerufen, mir Blödsinn erzählt und wieder aufgelegt.
    – Du weißt, wie es ist. Du hast keine zehn Sekunden Zeit, und wenn fünf Sekunden vorüber sind, denkst du schon wieder ans Auflegen.
    – Hier und jetzt musst du nicht auflegen. Niemand hört uns ab. Also. Ich will kein Gesülze mehr von dir hören. Was ist geschehen, dass wir jetzt in einem Mädchenzimmer mit rosa Tapeten hausen?
    – Ich weiß nicht. Alles lief wie sonst auch. Wir haben einen Auftrag bekommen. Ich habe ihn organisiert. Du hast den Wagen besorgt. Das Einmaleins unserer Branche.
    – Du lügst, sagte Myrbäck. Raschke hat von rein gar nichts gewusst. Weder von einem Audi in Bronze noch von einem Kinocenter.
    – Wie kommst du darauf? Holzapfel stutzte.
    – Raschke hat es mir erzählt. Ein paar Stunden bevor er starb. Ich habe ihn in der Werkstatt besucht. Warum hätte er mich anlügen sollen? Warum verarschst du mich?
    Holzapfel wandte sein Gesicht zum Fenster.
    – Okay, okay, sagte er. Raschke wusste von nichts. Aber sonst lief alles wie immer. Auftragseingang Stanczak. Auf tragserledigung Holzapfel und Myrbäck. Raschke hat einfach mal pausiert. Er saß auf der Ersatzbank. Das ist jedem von uns schon passiert.
    – Und dann wurde ich eingewechselt. Ohne zu wissen, auf welcher Position ich zu spielen hatte.
    – Dein Tor hast du ja geschossen. Holzapfel war die Freude über seine Schlagfertigkeit anzusehen. Er stand auf, um in der Küche Bier für sie beide zu holen. Ein Beschwichtigungsbier, dachte Myrbäck.
    Wo waren Raschke und Holzapfel sich über den Weg gelaufen? Aus Erzählungen der beiden wusste er, dass sie Mitte der Neunziger im Kastenwagen das norddeutsche Flachland abgefahren hatten, um des Nachts Diesel aus Mähdreschern abzufüllen. Pro Landmaschine kamen zweihundert bis vierhundert Liter zusammen; in manchen Nächten drohten die Achsen ihres Kastenwagens unter der Last zu zerbrechen. Ihr größter Coup handelte von sechzehn Traktoren, die einer neben dem anderen und entlang der Außenlinie auf einem Fußballfeld geparkt worden waren. Die ganze Nacht arbeiteten Holzapfel und Raschke durch. Am nächsten Morgen hatten sie über tausend Liter Diesel abgesaugt, und das Leistungspflügen der Landjugend von Uelzen musste kurzfristig abgesagt werden.
    Jan kehrte mit zwei Bierflaschen ins Zimmer zurück. Myrbäck legte nach.
    – Noch mal von vorn. Wer hat dir den Auftrag gegeben, einen Audi Q7 einzusammeln?
    – Stanczak. Wo der ihn her hat? Keinen Schimmer.
    – Was ist mit Stanczak? Wo steckt er?
    – Keine Ahnung, antwortete Holzapfel. Wo er immer ist, nehme ich an. In Danzig. Unterwegs.
    – Das glaubst du selber nicht.
    Ohne Wissen und Wohlwollen Zbigniew Nikodem Stanczaks lief nur wenig in der Perma-Corro. Bei alldem, was schiefgegangen war, hätte er längst Alarm geschlagen. Der Pole war ihr aller Mastermind.
    – Wo hast du gesteckt, als ich mir den Arsch aufgerissen habe? Warum bist du nicht ins Kino gekommen?
    Holzapfel starrte auf das Etikett seiner Bierflasche und runzelte die Stirn, als versuche er zu verstehen, was dort auf Schwedisch gedruckt stand.
    – Weil, sagte er schließlich. Weil schon jemand hinter mir her war.
    Na endlich, dachte Myrbäck, beinah erleichtert. Die erste Antwort, die ihm weiterhalf. Auch wenn er nur beunruhigende Schlüsse aus ihr ziehen durfte.
    – Wie kann man dich jagen, bevor du etwas angestellt hast?
    – Das wüsste ich auch gerne, sagte Holzapfel, jedes Wort betonend. Ich nehme an, man hat mich beobachtet, während ich den Audi beobachtet habe.
    – Wem gehörte der Wagen?
    – Zwei Männern. Mal fuhr der eine, mal der andere, meist beide gemeinsam. Kreuz und quer durch die Stadt, über die Elbe, nach Rissen, Bergedorf. Ein paar Mal kam es mir vor, als würde das Auto von selbst fahren.
    – Was?
    – Na, wie soll es sonst zugehen, wenn der Fahrer bei Tempo siebzig in die Kurve geht und dabei seine Nase schnäuzt? Mit beiden Händen? Hab ich gesehen.
    – Manche Leute steuern ihre Autos mit den Knien, schlug Myrbäck vor.
    – Ja. Aber dann sah ich, wie sie mitten auf der Straße hielten und ausstiegen. Der Wagen setzte sich von selbst in Bewegung. Es fuhr in eine Parklücke, in die nicht einmal ich es geschafft hätte ohne Blechschaden.
    – War deine Brille beschlagen? Saß ein Zwerg am Steuer, und du hast ihn nicht gesehen?
    – Wie auch immer. Manchmal war eine Frau dabei. Und immer fuhr ich hinterher. So lange, bis ich am Großneu markt in

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