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Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition)

Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Versendaal
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Reifengröße durch das Dach eines Supermarkts geschlagen und hatte ein Regal mit Tierfutter zerschmettert. Sie hatte es in der Nynäsposten gelesen. Keine Opfer, immerhin.
    Ein letzter Rest Tageslicht lag bläulich über dem Horizont. Am Ausgang des Tals konnten sie einen Tanz roter und weißer Lichter sehen. Es waren die Schuttlaster der Baustelle, die auf ihre Standplätze rangiert wurden, die Rückleuchten der Autos, die in den Verkehr eingefädelt wurden. Feierabend.
    – Alles verlassen, meinte Holzapfel zehn Minuten später. Jetzt kommen wir.
    Ihr Weg fiel steil ab, schnell wurde der Pfad schwammig und schwarz. Nach zehn Minuten Fußweg erreichten sie die ersten Stapel Bauholz und die Wohnwagen, in denen die Arbeiter am Tage ihren Proviant aßen und sich aufwärmten.
    Der Baustellencontainer, den Per Ola Forss ihnen avisiert hatte, lag am äußeren Rand der Baustelle. Er war fensterlos. Ein Halogenstrahler beleuchtete die Eingangsseite. Mit dem vierten Steinwurf traf Myrbäck die Lampe. Ihr Glas zersplitterte, befreit stieg ein kleines Dampfwölkchen auf.
    Während Holzapfel den Strahl der Taschenlampe auf das Schloss richtete, führte Sassie den elektrischen Türöffner ein. Sie hatte an den schweren Vorhängeschlössern geübt, mit denen die Boote am Fähranleger von Näsudden vertäut lagen. Der Apparat arbeitete mit einer Batterie, sein leises Surren hörte sich beruhigend an.
    Holzapfel rückte näher. Er roch nach Rasierwasser und Bier. Gestern hatte sie ihn dabei erwischt, dass er schon am Nachmittag Schnaps trank, sich bei Sonnenschein mit einer Wolldecke auf die Liege im Garten verzog und dort ein stilles Schläfchen hielt.
    Sobald sich ihnen auf der Landstraße ein Auto näherte, unterbrachen sie ihre Arbeit und sprangen in den Schatten des Containers. Holzapfel begann unruhig auf die Uhr zu sehen, als der Bügel des Schlosses endlich aufsprang.
    – Finster wie Arsch, meinte er, als sie eintraten. Eine Elektroheizung knackte. Es roch nach Wurstaufschnitt und Schmieröl.
    – Heiß wie Muschi, sagte Sassie. Sie ließ das Licht der Taschenlampe kreisen. Hinter ihnen schloss sich die Tür. Myrbäck hielt draußen Wache. So hatten sie es ausgewürfelt.
    Auf einem Stahltisch an der fensterlosen Rückwand lagerten die Plastikkästen. Große, quadratische Koffer, in Zehnerpacks aufeinandergestapelt.
    – Ammoniumnitrat. Holzapfel las laut von den Zetteln ab, die auf jeder der grauen Kisten klebten. Der Strahl der Taschenlampe erleuchtete einen Strahlenkranz zersplitterter gelb-schwarzer Linien, eine anschauliche Warnung vor explosionsfähigen Stoffen.
    – Das ist nicht, was wir suchen, meinte sie. Wir suchen Dynamit.
    – Was immer es ist, sagte Holzapfel. Es knallt.
    Seiner Stimme war nicht anzuhören, ob er es ernst meinte.
    – Wenn du meinst, sagte sie zweifelnd. Was wusste sie schon von Sprengmitteln? Sie würde sich hier nicht aufspielen. Auch wenn das, was sie hier vor sich sahen, kein klassisches einheimisches Produkt der Marke Nitro Nobel war.
    Holzapfel öffnete einen der Plastikkästen. Im Inneren ruhten vier Aluminiumdöschen in einem Bett aus Schaumstoff. Jedes hatte einen Schraubverschluss und ein rotes Etikett.
    – Da steht es doch, sagte sie. Ammoniumnitrat.
    Ungerührt hob Holzapfel sechs der Kisten vom Stapel, verstaute sie in drei Rucksäcken und trug sie vor den Container. Sie folgte ihm und Myrbäck in den Schatten einer Schallschutzwand, kurz darauf in das talaufwärts ansteigende Gestrüpp. Sie hatten die Baustelle weit hinter sich gelassen und waren in einen gedankenleeren Trott gefallen, als Knut in die Dunkelheit hinein fragte:
    – Hat nicht Stanczak mit Sprengstoffen zu tun gehabt?
    – Ja, das hat er, antwortete Holzapfel. Man konnte seiner Stimme anhören, dass er nachdachte.
    – Er hat es ab und an krachen lassen. Das aber ist lang her. Späte Achtziger.
    Die Sprengstoffaktivitäten des Polen waren auf das Revier an der Stresemannstraße beschränkt gewesen, erklärte ihnen Holzapfel. Dort war eine Spezialeinheit des Landeskriminalamtes eingerichtet worden, um sich der dramatischen Zunahme von Autodiebstählen anzunehmen. Eines Nachts wurde ein vor der Wache abgestellter Dienstwagen gesprengt. Dabei flog eine der Radkappen durch ein Fenster im Erdgeschoss und zerschmetterte den Wasserkasten über der Diensttoilette.
    – Es war das Damenklo, keuchte Jan. Hat Stanczak jedenfalls immer behauptet. Der steile Aufstieg raubte ihm die Luft.
    – Damit nicht noch einmal jemand

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