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Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)

Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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heiraten, der seit einem Jahr verwitwet war. Nach Nannas Tod waren sie ja nur noch zu zweit.
    »Meine liebe Frau hat gewollt, dass ich jemanden finde, der mit mir die Kinder großzieht, und von Ihrer Mutter weiß ich, dass Sie ein tüchtiges Mädchen sind«, fuhr der Mann fort.
    Inez hatte eine vage Ahnung, dass solche Dinge normalerweise anders abliefen. Die siebziger Jahre hatten gerade angefangen, und Frauen hatten mittlerweile die Möglichkeit, selbst über ihr Leben zu bestimmen. Sie war jedoch nie ein Teil der richtigen Welt gewesen, sondern hatte nur in der perfekten Welt ihrer Mutter gelebt. In dieser Welt waren Mutters Worte Gesetz. Wenn sie es für das Beste hielt, dass ihre Tochter einen fünfzigjährigen Witwer mit drei Kindern heiratete, hatte Inez nicht den Mut, diese Entscheidung in Frage zu stellen.
    »Ich möchte das alte Ferienheim auf Valö kaufen und dort ein Internat für Jungen gründen. Da brauche ich jemanden an meiner Seite, der mich unterstützt. Sie können doch kochen?«
    Inez nickte. Sie hatte viel Zeit bei Nanna in der Küche verbracht, und die hatte ihr alles beigebracht, was sie konnte.
    »Dann hätten wir das beschlossen«, sagte Laura. »Wir müssen natürlich eine angemessene Verlobungszeit einhalten. Wie wäre es mit einer Hochzeit an Mittsommer?«
    »Das klingt ausgezeichnet«, sagte Rune.
    Inez schwieg. Sie musterte ihren zukünftigen Ehemann und stellte fest, dass er rings um die Augen und den verkniffenen kleinen Mund Falten hatte. Sein dunkles Haar war von grauen Strähnen durchzogen, und er hatte eine beginnende Glatze. Dies war also der Mann, den sie heiraten würde. Die Kinder kannte sie noch nicht. Sie wusste nur, dass sie fünfzehn, zwölf und fünf Jahre alt waren. Vielen Kindern war sie bis jetzt nicht begegnet, aber es würde schon klappen. Das sagte jedenfalls ihre Mutter.

P ercy saß im Auto und blickte auf die Hafeneinfahrt von Fjällbacka, konnte die Wellen und Boote aber kaum erkennen. Er hatte nur sein eigenes Schicksal vor Augen. Vergangenheit und Gegenwart fügten sich jetzt zusammen. Seine Geschwister waren am Telefon angemessen höflich gewesen. Es gehörte zum guten Ton, dass man auch den Besiegten respektvoll behandelte. Percy wusste auch so, was sich hinter ihren mitfühlenden Floskeln verbarg. Schadenfreude war immer gleich, ob man nun reich oder arm war.
    Sie erzählten ihm, dass sie das Schloss gekauft hatten, aber das war nichts Neues für ihn. Er wusste bereits von Rechtsanwalt Buhrman, dass Sebastian ihn hintergangen hatte. Mit haargenau den gleichen Worten wie Sebastian erklärten sie ihm, dass das Schloss in ein exklusives Konferenzzentrum umgebaut werden sollte. Es sei bedauerlich, aber er müsse spätestens zum Monatsende ausziehen. Dies müsse selbstverständlich unter Aufsicht ihres Anwalts vonstattengehen, damit Percy nicht versehentlich Dinge mitnahm, die zum Familienbesitz gehörten.
    Es wunderte ihn, dass Sebastian heute aufgetaucht war. Percy hatte ihn gesehen, als er den Hügel zu Leons Haus hinauffuhr. Braungebrannt, mit offenem Hemdkragen, teurer Sonnenbrille und Gel im Haar. Er sah genauso aus wie immer. Für ihn war sicherlich auch alles ganz normal. So läuft eben Business, pflegte er zu sagen.
    Percy warf einen letzten Blick in den Spiegel. Er sah furchtbar aus. Die Augen waren blutunterlaufen von zu wenig Schlaf und zu viel Whisky. Seine Haut wirkte fahl und teigig. Nur der Krawattenknoten saß perfekt. Das war Ehrensache. Er klappte die Sonnenblende hoch und stieg aus. Es gab keinen Grund, das Unausweichliche hinauszuzögern.
    Ia lehnte den Kopf an das kühle Seitenfenster. Die Taxifahrt zum Flughafen Landvetter dauerte fast zwei Stunden, je nach Verkehr sogar noch länger, und sie wollte versuchen, ein wenig zu schlafen.
    Vor ihrer Abreise hatte sie ihn geküsst. Es würde die Hölle für ihn werden, wenn er allein zurechtkommen musste, aber sie wollte nicht dabei sein, wenn die Bombe platzte. Leon hatte ihr versichert, dass alles gutgehen würde. Er könne nicht anders, sagte er. Sonst käme er nie zur Ruhe.
    Wieder einmal dachte sie an diese Autofahrt auf den steilen Straßen von Monaco. Er war kurz davor gewesen, sie zu verlassen. Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. Er hatte gestammelt, die Dinge hätten sich verändert und er habe nicht mehr dieselben Bedürfnisse. Sie hätten viele schöne Jahre zusammen verbracht, aber nun habe er sich in eine andere verliebt. Auch sie würde wieder jemanden finden. Sie hatte den

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