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Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)

Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Wolldecke wärmte ihren Körper zwar allmählich, aber noch immer fror sie erbärmlich.
    »Wieso bist du eigentlich hier?«, fragte Ebba plötzlich und drehte sich zu Anna um. Erst jetzt schien ihr aufzufallen, wie merkwürdig es war, dass sie zusammen hier waren.
    »Mårten muss mich auch angegriffen haben.« Anna zog die Decke fester um sich.
    Ebba runzelte die Stirn.
    »Warum? Grundlos oder ist etwas passiert …?« Sie schlug sich die Hand auf den Mund. »Ich habe das Tablett im Schlafzimmer gesehen. Wieso bist du eigentlich gestern gekommen? Bist du zum Abendessen geblieben? Was war los?«
    Die Worte prallten wie Gewehrkugeln auf die harten Wände, und Anna zuckte bei jeder Frage zusammen, als hätte sie eine Ohrfeige bekommen. Sie brauchte nichts zu sagen. Die Antwort stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    Ebbas Augen füllten sich mit Tränen. »Wie konntest du nur? Du weißt doch, wie es uns geht und was wir durchgemacht haben.«
    Anna schluckte immer wieder, aber ihr Mund war staubtrocken. Sie wusste nicht, wie sie ihr Verhalten erklären und um Verzeihung bitten sollte. Ebba sah sie noch eine Weile unter Tränen an. Dann holte sie tief Luft und atmete langsam wieder aus. Ruhig und beherrscht sagte sie:
    »Wir reden jetzt nicht darüber. Wenn wir hier rauswollen, müssen wir zusammenhalten. Vielleicht finden wir in der Kiste etwas, womit wir die Tür aufbrechen können.« Dann wandte sie Anna den Rücken zu. Vor unterdrückter Wut war Ebbas Körper steif geworden.
    Dankbar nahm Anna das vorläufige Friedensangebot an. Wenn es ihnen nicht gelang, sich zu befreien, bestand ohnehin kein Klärungsbedarf mehr. Erst einmal würde niemand sie vermissen. Dan und die Kinder waren verreist, und Ebbas Eltern würden erst in ein paar Tagen unruhig werden. Blieb nur noch Erica, die sich schnell verrückt machte, wenn sie Anna nicht erreichen konnte. Normalerweise trieb sie Anna damit zur Weißglut, aber nun hoffte sie, dass Erica sich Sorgen machte, wie üblich nicht lockerließ und hartnäckig wie nur irgend möglich nach ihr suchte. Bitte, liebe Erica, bitte sei so besorgt und neugierig wie immer, flehte Anna leise im Schein der nackten Birne.
    Ebba trat gegen das Schloss der Kiste, die direkt neben der offenen stand. Das Vorhängeschloss ging nicht auf, aber schließlich gaben die Beschläge nach.
    »Hilf mir mal.« Mit vereinten Kräften rissen sie das Schloss ab. Sie beugten sich hinunter, fassten den Deckel an beiden Seiten und zerrten daran. Der Schmutzschicht nach zu urteilen, war er wohl seit Jahren nicht geöffnet worden. Mit einem Ruck gab er endlich nach.
    Sie warfen einen Blick in die Kiste und starrten sich dann an. Anna sah das Spiegelbild ihres eigenen Entsetzens in Ebbas Gesicht. Ein Schrei hallte von den kahlen Wänden wider. Sie wusste nicht, ob sie ihn ausgestoßen hatte oder Ebba.
    »Hallo. Sie sind Kjell?« Sven Niklasson gab ihm die Hand und stellte sich vor.
    »Haben Sie keinen Fotografen mitgebracht?« Kjell sah sich in dem kleinen Raum um, in dem die Fluggäste auf ihr Gepäck warteten.
    »Es kommt jemand aus Göteborg mit dem eigenen Auto.«
    Sven zog einen kleinen Rollkoffer hinter sich her. Kjell nahm an, dass Sven es gewohnt war, mit leichtem Gepäck zu reisen.
    »Meinen Sie, wir sollten trotzdem die Polizei Tanum informieren?«, fragte Sven, als sie in Kjells großem Kombi saßen.
    Kjell dachte darüber nach, als er vom Parkplatz herunterfuhr und rechts abbog.
    »Ja, ich finde schon, aber dann sollten Sie mit Patrik Hedström reden. Mit niemandem sonst.« Er warf Sven einen Seitenblick zu. »Ist Ihnen egal, welche Polizeibezirke informiert sind?«
    Lächelnd betrachtete Sven die vorüberziehende Landschaft. Er hatte Glück. In der Sommersonne war die große Brücke in Trollhättan am schönsten.
    »Man weiß nie, wann man eine Gefälligkeit von einem Insider braucht. Ich habe bereits eine Abmachung mit den Göteborgern. Sie geben mir Bescheid, bevor sie zuschlagen, weil wir sie mit Informationen versorgt haben. Betrachten Sie es als reine Höflichkeit, dass die Polizei Tanum auch erfährt, was sich hier anbahnt.«
    »Da die Polizei Göteborg anscheinend nicht vorhatte, so zuvorkommend zu sein, werde ich Hedström bei Gelegenheit auf Ihre Großzügigkeit hinweisen.« Kjell grinste. Er selbst empfand aufrichtige Dankbarkeit, dass Sven ihn einbezog. Nicht nur, weil es sich um eine richtig große Story handelte, sondern weil in der schwedischen Politik etwas in Bewegung geriet. Für die

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