Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)
Bevölkerung würde es ein Schock sein. »Danke, dass Sie mich mitnehmen«, murmelte er. Plötzlich genierte er sich.
Sven zuckte die Achseln. »Ohne die Hinweise von Ihnen hätten wir die Sache nicht zum Abschluss gebracht.«
»Sie haben die Ziffern also entschlüsselt?« Kjell platzte fast vor Neugier. Am Telefon war Sven nicht dazu gekommen, ihm alles zu erzählen.
»Die Chiffrierung war lächerlich simpel.« Sven lachte. »Meine Kinder hätten den Code in einer Viertelstunde geknackt.«
»Wirklich?«
»Die Eins entsprach dem A, die Zwei dem B und so weiter.«
»Sie machen Witze.« Kjell sah Sven an. Beinahe wäre er von der Fahrbahn abgekommen.
»Nein, obwohl es mir viel lieber wäre. Es zeigt, für wie bescheuert die uns halten.«
»Was haben Sie denn herausgefunden?« Kjell versuchte, sich an die Ziffernkombination zu erinnern, aber er hatte schon in der Schule kein gutes Zahlengedächtnis gehabt. Mittlerweile konnte er sich kaum noch seine eigene Telefonnummer merken.
»Stureplan. Die Ziffern standen für Stureplan. Danach ein Datum und eine Uhrzeit.«
»Verdammt.« Beim Kreisverkehr in Torp bog er rechts ab. »Das hätte ins Auge gehen können.«
»Ja, aber die Polizei hat heute Morgen diejenigen festgenommen, die das Attentat ausführen sollten. Nun sind sie nicht mehr in der Lage, miteinander zu kommunizieren, und können niemanden warnen. Deswegen eilte es so. Die Verantwortlichen in der Partei werden bald merken, dass die Männer nicht erreichbar sind, und daraus schließen, dass irgendwas faul ist. Diese Typen haben doch weltweit Kontakte und können mühelos untertauchen. Dann hätten wir keine Chance mehr.«
»In gewisser Weise war der Plan genial«, sagte Kjell. Er musste dauernd daran denken, was sich ereignet hätte, wenn er wirklich ausgeführt worden wäre. Die Bilder in seinem Kopf waren gestochen scharf. Es hätte eine Tragödie gegeben.
»Im Grunde können wir froh sein, dass sie endlich ihr wahres Gesicht zeigen. Für viele Anhänger von John Holm wird es ein böses Erwachen geben. Gott sei Dank. Hoffentlich kommt etwas Derartiges nicht so bald wieder vor. Leider lässt uns manchmal unser Gedächtnis im Stich.« Seufzend sah er Kjell an. »Wollen Sie diesen Hedman anrufen?«
»Hedström. Patrik Hedström. Kann ich machen.« Ohne die Fahrbahn vollständig aus den Augen zu lassen, wählte er die Nummer der Polizeidienststelle Tanum.
»Was macht ihr denn für einen Lärm?« Grinsend trat Patrik in die Küche. Erica hatte laut nach ihm gerufen, und er war sofort gekommen.
»Setz dich«, sagte Gösta. »Du weißt, wie oft ich die alten Ermittlungsakten schon durchgeackert habe. Die Aussagen der Jungs stimmten ziemlich überein, aber ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass etwas nicht stimmte.«
»Und nun wissen wir endlich, warum.« Erica verschränkte zufrieden die Arme vor der Brust.
»Und?«
»Wegen der Makrelen.«
»Makrelen?« Patrik kniff die Augen zusammen. »Entschuldige, aber würdest du mir das vielleicht ein bisschen genauer erklären?«
»Ich habe den Fisch, den die Jungs gefangen haben, nicht gesehen«, sagte Gösta, »und während der Vernehmungen habe ich aus irgendeinem Grund auch nicht daran gedacht.«
»Woran denn?«, fragte Patrik ungeduldig.
»Dass man vor Mittsommer keine Makrelen fangen kann«, sagte Erica überdeutlich, als spräche sie mit einem Kind.
Langsam wurde Patrik klar, was das bedeutete. »Alle Jungs haben ausgesagt, sie hätten Makrelen gefangen.«
»Genau. Einer von ihnen hätte sich irren können, aber wenn alle dasselbe behaupten, beweist das, dass sie sich abgesprochen haben. Und da sie sich mit Fischen nicht gut auskannten, haben sie sich den falschen ausgesucht.«
»Ich habe es Erica zu verdanken, dass ich darauf gekommen bin«, sagte Gösta verschämt.
Patrik warf ihr eine Kusshand zu. »Du bist die Beste!« Diesmal meinte er es vollkommen ernst.
In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Auf dem Display sah er, dass es Torbjörn war.
»Ihr habt wirklich gute Arbeit geleistet, aber jetzt muss ich ans Telefon!« Er hielt den Daumen hoch, ging in sein Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Aufmerksam hörte er Torbjörn zu und machte sich auf dem erstbesten Stück Papier auf seinem Schreibtisch ein paar Notizen. Sein merkwürdiger Verdacht hatte sich bestätigt. Er fragte sich, was die Neuigkeiten für Konsequenzen haben würden. Nach dem Auflegen wusste er mehr, war aber gleichzeitig noch verwirrter als vorher.
Auf dem
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