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Die Engelsmuehle

Die Engelsmuehle

Titel: Die Engelsmuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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an der Wand.
    Instinktiv griff er unter das Sakko an jene Stelle, wo er früher das Schulterholster getragen hatte. Doch die Waffe lag im Handschuhfach seines Wagens. Sein Puls begann zu rasen. Er musste den Kerl erwischen. Dann wären beide Mordfälle gelöst.
    Hastig lief er durchs Wohnzimmer und riss die zweite Tür auf, die in den Flur führte. Die Räume seiner Wohnung waren ringförmig angeordnet, sodass er jetzt wieder am Beginn des Vorraums neben der Eingangstür stand. Er wollte nach dem Stemmeisen greifen, das an der Wand gelehnt hatte, doch es war verschwunden. Da hörte er ein Geräusch aus dem Esszimmer. Aus irgendeinem Grund war der Einbrecher nicht aus der Wohnung geflüchtet, sondern hatte sich nur die Brechstange geholt.
    Das Eisen krachte gegen Tisch und Stühle. Holz und Glas splitterten. Der Einbrecher schlug wie ein Berserker um sich.
    »Wütend?«, rief Hogart durch den Vorraum, doch niemand antwortete.
    Vorsichtig schloss er die Eingangstür hinter sich. Es gab nur zwei Möglichkeiten, zum Ausgang zu gelangen. Entweder durch das Wohnzimmer oder durch den Flur. Solange er hier stand, würde niemand vorbeikommen. Er griff zum Handy und wählte den Notruf der Polizei.
    Da hörte er, wie das Fenster im Schlafzimmer geöffnet wurde. Der Luftzug ließ den Fensterrahmen gegen die Wand krachen, Glas splitterte. Zwei Meter unterhalb des Fensters lag das Plateau der Feuerleiter. Ein rostiges Gitter, von dem man zur Straße runterklettern konnte.
    »Scheiße!« Hogart ließ das Handy fallen und sprintete los.
    Er stürzte ins Schlafzimmer zum geöffneten Fenster. Doch bevor er sich über die Fensterbank beugen konnte, um zu sehen, wohin der Einbrecher geklettert war, traf ihn ein harter Gegenstand auf dem Hinterkopf.
    Benommen ging er zu Boden. Trotzdem rollte er sich instinktiv auf den Rücken und riss beide Arme überkreuzt vors Gesicht. Der nächste Schlag traf seine Unterarme. Das Brecheisen würde gewaltige Quetschungen und Blutergüsse hinterlassen. Hogart wollte sich aufrappeln, doch die Schläge trafen ihn immer härter. Er ließ sich zurückdrängen, krümmte sich in der Ecke wie ein Kind in Fötusstellung zusammen und hielt die Arme schützend über den Kopf.
    Im nächsten Moment wurde ihm das Bettlaken über den Kopf gezogen. Ein Fußtritt traf ihn in die Magengrube. Während ihn die Tritte erwischten, stemmte er sich hoch. Für einen Augenblick ließen die Schläge nach. Er verlor keine Zeit damit, sich das Laken vom Kopf zu reißen, sondern stürzte mit nach vorne gebeugtem Kopf in die Richtung, in der er den Angreifer vermutete. Er rammte dem Mann den Schädel in die Rippen und drängte ihn zurück, bis er gegen den Schrank krachte. Der Spiegel splitterte. Hogart blieb keine Zeit, die Arme schützend vors Gesicht zu ziehen. Da traf ihn das Knie des Mannes am Kinn. Er taumelte zurück, schlug mit dem Hinterkopf gegen das Fensterbrett und sank zu Boden.
    Von einer Sekunde auf die nächste wurde ihm schwarz vor Augen.
     
    Hogart wusste nicht, was zuerst da war. Die Kopfschmerzen oder die Schläge ins Gesicht. Er spürte, wie er an der Schulter gerüttelt wurde. Kurz darauf lief ihm kaltes Wasser über den Nacken.
    Er öffnete ein Auge, und sogar diese Bewegung trieb ihm einen stechenden Schmerz durch den Schädel. Vor sich sah er die verschwommenen Umrisse eines Kopfes. Langsam formten sich die verschiedenen Konturen zu einem Gesicht. Er erkannte Gomez’ platte Nase und den schwarzen Kinnbart. Augenblicklich dachte er an den Einbrecher. Er konnte sich nicht erinnern, sein Gesicht gesehen zu haben.
    »Wie spät ist es?«, krächzte Hogart.
    »Deine Tür wurde aufgebrochen, deine Wohnung verwüstet, dein Gesicht sieht aus wie eine zerquetschte Tomate, und du willst wissen, wie spät es ist?«
    Hogart saß immer noch im Schlafzimmer, unter dem Fenster an die Mauer gelehnt. Er rappelte sich auf. Ein schmerzhafter Stich fuhr ihm durch den Schädel. »Wie spät?«
    Gomez reichte ihm sein Handy. Das Display hatte einen Sprung. »Hat vor deiner Wohnung gelegen. Brauchst du einen Krankenwagen?«
    Hogart blinzelte auf die Anzeige. Es war kurz nach 18.00 Uhr. Sein Schädel schmerzte, als wäre er in ein leeres Schwimmbecken geköpfelt. Er befühlte seinen Hinterkopf. Das Haar war blutverkrustet. Seine Unterarme schillerten in roten und blauen Farbtönen. Vermutlich war auch eine Rippe angeknackst.
    »Alles okay. Hast du ein Glas Wasser?«
    Nachdem Gomez wiederkam und ihm zu trinken gegeben hatte, setzte

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