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Die Engelsmuehle

Die Engelsmuehle

Titel: Die Engelsmuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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ausgestellt hatte.
    Als er Schritte hinter der Häuserecke hörte, faltete er das Blatt rasch zusammen und ließ es in der Hosentasche verschwinden. Sobald er sich erhoben hatte und umwandte, lief er Garek in die Arme.
    »Du hast Nerven, hier aufzutauchen!« Garek sah tatsächlich aus, als habe er seit Tagen in der Mülltonne übernachtet.
    »Spar dir deine Moralpredigt«, antwortete Hogart. »Eichinger ließ soeben meinen Bruder festnehmen, und ich bin unterwegs zu meinem Wagen.« Er wollte an Garek vorbei.
    »Hier kannst du nicht durch, der Teil ist abgesperrt. Du musst auf die Schotterstraße und außen herum … Scheiße, Mann, du verarschst mich doch.« Plötzlich veränderte sich Gareks Ton. »Was suchst du hier?«
    »Wurde Dornauer auch gefoltert?«, fragte Hogart frei heraus.
    »Warum auch?«
    »Ich brauche die Unterlagen zu diesem Fall«, sagte Hogart.
    »Bist du verrückt? Nicht hier!«, zischte Garek. Er packte Hogart am Arm und führte ihn den Feldweg entlang, der zur Schotterstraße führte.
    »Mein Bruder sitzt in der Klemme, aber er hat nichts mit den Morden zu tun«, sagte Hogart, als sie sich von dem Archiv entfernt hatten. »Ich brauche die Tatortfotos, die Zeugenaussagen und das Gutachten des Gerichtsmediziners.«
    »Das kann ich nicht mehr. Eichinger passt auf wie ein Schießhund.«
    »Er ist nicht dein Vorgesetzter.«
    »Aber er hat Leute auffliegen lassen, die höher standen als ich. Da bin ich nur ein kleiner Fisch. Glaubst du, die gehen zimperlich mit mir um?«
    »Hör zu, ich brauche eine Kopie der Akte Dornauer.«
    »Nein.«
    Garek brauchte seit Jahren nicht nur Geld für die Alimente seines Sohnes, sondern auch für den Unterhalt seiner Exfrau. Alle, die sie kannten, wussten, dass sie ihn ausnahm wie eine Weihnachtsgans. »Zweihundert Euro«, sagte Hogart.
    »Scheiße«, zischte Garek. »Hast du so viel dabei?«
    Sie gingen weiter den Weg entlang, bis sie den Wegweiser mit den Holzpfeilen erreichten.
    Hogart nahm hundertfünfzig Euro aus der Brieftasche. »Den Rest erhältst du, sobald ich die Unterlagen habe. Wann kann ich damit rechnen?«
    »Dornauers Leiche ist bereits in der Pathologie - oder zumindest das, was von ihr übrig geblieben ist. Bartoldi nimmt sie sich gerade vor. Die Akte liegt in etwa fünf Stunden auf meinem Schreibtisch.« Garek ließ das Geld in der Hosentasche verschwinden.
    Es würde funktionieren wie immer. Die Akte würde für einige Minuten offen auf Gareks Schreibtisch liegen, während er sich einen Kaffee aus dem Automaten holte. Die Papiere würden für kurze Zeit verschwinden. Bis Garek wieder auftauchte, hätte bereits ein eingeweihter Kollege, der nichts mit dem Fall zu tun hatte, eine Kopie davon gemacht - entweder Gomez oder Koslik, je nachdem, wer gerade im Dienst war. Wie üblich würde heute Abend jemand einen braunen Umschlag in Hogarts Wohnung vorbeibringen - und dann bekam er die ersten Fotos von Dornauers Leiche zu sehen.

13
     
    Während der Autofahrt nach Hause versuchte Hogart, seinen Bruder am Handy zu erreichen. Doch nach dem sechsten Läuten aktivierte sich die Mailbox. Er hinterließ keine Nachricht. Die Beamten hatten Kurt bestimmt das Handy abgenommen. Wahrscheinlich hatten sie ihn schon in der Mangel. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Hogart von seiner Mutter oder Sabina, Kurts Frau, angerufen wurde, die ihm die Hölle heiß machten, weil er seinen Bruder in diese Lage gebracht hatte. Als Nächstes telefonierte er mit der Rechtsanwaltskanzlei von Dr. Fliesenschuh, einem befreundeten Anwalt, mit dem er öfters zusammenarbeitete. Fliesenschuh hatte Hogart sogar einmal vertreten, als ihn Eichinger wegen einer dummen Geschichte, die Vor Jahren schiefgelaufen war, vor Gericht gezerrt hatte. Diesmal bat Hogart den Mann mit der Furcht einflößenden tiefen Stimme, dem wirren Vollbart und der schwergewichtigen Statur eines Bären, sich um seinen Bruder zu kümmern.
    Das Einzige, was Hogart jetzt noch tun konnte, war, eine Kopie des Videobandes anzufertigen und das Original in Eichingers Revier zu bringen. Bis er Gareks Unterlagen vom Tatort erhielt, musste er sich etwas einfallen lassen, was er den Leuten von Medeen Sc Lloyd wegen des Brandes erzählen sollte. Als er die Stufen im Treppenhaus zu seiner Wohnung hochstieg, überlegte er, wie er sich aus dem Fall mit der Krankenkasse elegant rauswinden konnte, ohne das Gesicht zu verlieren. Allerdings hatte er den Vertrag heute morgen unterzeichnet und zurückgefaxt. Er brauchte rasch Ergebnisse,

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