Die Engelsmuehle
er sich auf Hogarts Bett. »Also? Krankenwagen, Polizei, Anzeige?«
»Ich kümmere mich selbst drum. Hast du die Unterlagen dabei?«
Gomez legte ihm eine dicke Mappe in den Schoß. »Du schuldest mir fünfzig Eier. Das nächste Mal musst du mehr dafür springen lassen. Ich habe zehn Minuten lang kopiert.«
»Hat dir Garek nichts gegeben?«
»Nein, Mann. Er sagte mir, ich bekomme den Fünfziger von dir. Lass ihn rüberwachsen, ich habe nicht ewig Zeit, oder glaubst du, ich bin hergekommen, um dir beim Aufräumen zu helfen?«
Garek war ein Halsabschneider. Aber nach dem dicken Papierstapel zu schließen, war die Akte des Dornauer-Mords vollständig.
Hogart gab Gomez das Geld und dieser verschwand wieder.
Zunächst hielt Hogart den Kopf in der Badewanne unter das kalte Wasser. Höllische Kopf- und Magenschmerzen machten ihm zu schaffen. Er schluckte zwei Tabletten Parkemed gegen die Gehirnerschütterung. Dann telefonierte er mit dem Hausmeister, der ihm versprach, einen Tischler aufzutreiben, der sich um die kaputte Tür kümmern würde. Anschließend zündete er sich eine Zigarette an, drückte die Stuyvesant aber gleich wieder aus, da ihm nach dem ersten Lungenzug übel wurde. Er breitete die Unterlagen des Dornauer-Falls auf dem Bett aus. Während er die Tatorrfotos betrachtete, rief er Eichinger auf dem Handy an.
»In meine Wohnung wurde eingebrochen«, erklärte er.
»Was wurde gestohlen?«
»Das Videoband, von dem ich dir erzählt habe.«
Eichinger schwieg eine Weile. »Ich schicke ein Spurensicherungsteam zu dir.«
»Habt ihr an Ostrovskys Tatort fremde Fingerabdrücke gefunden?«, fragte Hogart.
»Nur die deines Bruders!«
Hogart dachte daran, dass sich in seiner gesamten Wohnung Kurts Fingerabdrücke befanden. »Die Mühe kannst du dir sparen. Hier sind bestimmt keine.«
»Möglicherweise hat dein Bruder das Video verschwinden lassen«, vermutete Eichinger.
»Blödsinn! Ich habe mit ihm heute Morgen die Wohnung verlassen, und danach habt ihr ihn aufs Revier gebracht.«
»Dann hat er einen Komplizen beauftragt«, vermutete Eichinger.
»Du weißt ja nicht, wie schwachsinnig das klingt.«
»Schwachsinnig?«, rief Eichinger. »Er hat für Freitagabend während der Zeit der beiden Morde kein Alibi. Der Richter hat eine U-Haft verhängt, die der Staatsanwalt soeben genehmigt hat. Dein Bruder sagt kein Wort. Interessanterweise hat er schon einen Anwalt. Weißt du, wonach das aussieht?«
Verdammt ja, er wusste es! Aber er wusste auch, dass Kurt die besagte Nacht bei einer Freundin verbracht hatte. Bevor der Idiot seine Ehe aufs Spiel setzte, blieb er lieber in U-Haft.
»Ihr seid auf der falschen Spur«, sagte Hogart. »Ihr müsst euch Linda Bohmann vorknöpfen.«
»Vielen Dank für den Tipp, du Schlaumeier! Garek hat bereits mit ihr gesprochen, und wir haben uns ziemlich blamiert. Sie kennt Staatsanwalt Hauser.«
»Ich weiß, seine Frau studiert an der Akademie.«
»Ach, das weißt du? Großartig! Bohmann hat sich erst mal über Garek erkundigt, bevor er mit ihr sprechen durfte.«
»Und was habt ihr rausgefunden?«
»Nichts!« Eichinger schnaubte am Telefon. »Deine Linda Bohmann kennt weder Ostrovsky noch Dornauer.«
»Auf dem Video ist sie gemeinsam mit Dornauer zu sehen!«
»Kannst du das beweisen?«, fragte Eichinger sarkastisch. »Ich hab es langsam satt! Wir haben das Archiv der Dornauer-Klinik auf den Kopf gestellt. Dort existiert keine einzige Unterlage über eine Linda Bohmann.«
»Die wurden gestohlen.«
»Klar, genauso wie dein ominöses Video. Die Geschichte kaufe ich dir nicht ab. Dein Bruder bleibt achtundvierzig Stunden in U-Haft. Wie es im Moment aussieht, ist er unsere beste Spur.« Eichinger legte auf.
Hogart dachte an Linda Bohmann. Warum log sie? Aus welchem Grund sollte vertuscht werden, dass sie eine Patientin in Doktor Dornauers Zentrum gewesen war? Außerdem musste er den Grund herausfinden, weshalb Ostrovsky das Band nicht der Polizei geben wollte. Doch nicht etwa, weil Linda den Staatsanwalt kannte? Hauser war zwar ein Arsch - wie Eichinger es heute morgen formuliert hatte -, doch er war garantiert in keine Mordsache verwickelt.
Das Läuten des Handys riss ihn aus den Gedanken. Noch bevor er zu Wort kam, plapperte eine aufgeregte Frauenstimme drauflos. Es war Elisabeth Domenik von der Medeen & Lloyd-Versicherung. Ihre Stimme klang jugendlich, im Grunde sympathisch, doch war sie im Moment ziemlich aufgebracht. Domenik erklärte ihm, dass es bereits
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