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Die englische Freundin

Die englische Freundin

Titel: Die englische Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Chevalier
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dass Grace gestorben ist, oder?«
    Â»Natürlich.«
    Â»Sie werden es frühestens in sechs Wochen wissen, und in dieser Zeit wirst du Briefe von ihnen erhalten, in denen sie sich nach Grace erkundigen. Selbst wenn es wehtut, du musst dich daran gewöhnen. Auch die Post nimmt den langen Weg über den Ozean. Das Leben ändert sich, bevor es diejenigen, die es angeht, erfahren.«
    Doch Honor hörte nur mit halbem Ohr zu, denn sie hatte ein Geräusch wahrgenommen, auf das sie schon seit ihrem Aufbruch aus Wellington lauschte: den ungleichmäßigen Hufschlag von Donovans Pferd, das sich von hinten näherte.
    Schließlich schloss er zu ihnen auf. Honor roch Whiskey und kalten Rauch. »Honor Bright, hast du etwa gedacht, du kannst dich ohne ein Wort des Abschieds aus der Stadt stehlen?«, fragte er. »Wäre das nicht ziemlich unhöflich? Und unfreundlich noch dazu?«
    Adam Cox zog die Zügel an und brachte den Wagen zum Stehen. »Hallo, Freund. Sie kennen Honor?«
    Â»Adam, das ist Mr Donovan«, fiel ihm Honor ins Wort. »Ich habe ihn auf dem Weg nach Wellington kennengelernt.« Sie sagte nicht, dass er Belles Bruder war, denn das würde Adam nicht unbedingt für die Putzmacherin einnehmen.
    Â»Aha. Dann danke ich für alle Freundlichkeiten, die Sie Honor in dieser schweren Zeit erwiesen haben mögen.«
    Donovan grinste. »Oh, Honor war eine echte Sensation in der Stadt, nicht wahr, Schätzchen?«
    Adam quittierte Donovans unverschämte Vertraulichkeit mit einem finsteren Blick. »Ich nehme Honor mit nach Faithwell«, sagte er knapp. »Wenn Sie fertig sind, können wir weiterfahren.« Er hob die Zügel an.
    Â»Wie? Willst du jetzt sie heiraten, nachdem die Schwester gestorben ist?«
    Honor und Adam zuckten zusammen und rückten unwillkürlich auseinander. Honor war körperlich unwohl.
    Â»Ich fühle mich für Honor verantwortlich«, erwiderte Adam. »Sie ist mir wie eine Schwester und wird mit mir und meiner Schwägerin wie eine Schwester zusammenleben.«
    Donovan hob die Augenbrauen. » Zwei Schwägerinnen und keine Ehefrau? Hört sich kuschelig an.«
    Â»Das reicht jetzt, Donovan.« Honors scharfer Ton war fast so überraschend wie das fehlende »Mr«. Adam blinzelte verblüfft.
    Â»Ah, sie zeigt ihre Krallen! Schon gut, schon gut, ich bitte vielmals um Entschuldigung.« Donovan deutete eine Verbeugung an, dann schwang er sich aus dem Sattel. »Also, ich will nur mal schnell einen Blick in den Wagen werfen. Runter mit euch.«
    Â»Adam, lass ihn«, flüsterte Honor und kletterte vom Wagen. »Es ist einfacher so.«
    Doch Adam blieb stocksteif auf dem Kutschbock sitzen. »Kein Mensch hat das Recht, ohne Grund die Habseligkeiten eines anderen zu durchsuchen.«
    Der Schlag kam so schnell, dass Honor der Atem stockte. Gerade noch hatte Adam trotzig auf dem Kutschbock gesessen, und schon im nächsten Moment lag er im Straßenstaub. Adam schrie laut auf, Blut lief ihm aus der Nase, und er umklammerte sein Handgelenk. Honor kniete neben ihm nieder, legte seinen Kopf in ihren Schoß und tupfte ihm das Blut mit einem Taschentuch ab.
    Donovan hatte unterdessen ihre Truhe geöffnet, durchwühlte wie schon beim ersten Mal den Inhalt und verstreute ihn im Wagen. Diesmal verlor er kein Wort über den Signaturquilt. Als er mit der Truhe fertig war, hob er den Deckel der aufklappbaren Sitzbank und schaute hinein, dann sprang er vom Wagen und beugte sich über Honor und Adam. »Wo ist der Nigger, Honor? Du weißt, dass du mich nicht anlügen darfst, Quäkermädchen.«
    Honor schaute zu ihm hoch und sah ihm fest in die Augen. »Ich weiß es nicht.«
    Donovan blickte sie lange an. Sein Gesicht trug noch die Spuren des samstagnächtlichen Saufgelages, doch Honor sah wieder Interesse in seinen Augen aufblitzen. Sie hielt dem Blick stand. Seine Augen faszinierten sie. Die hellbraune Iris war schwarz gesprenkelt wie von unendlich vielen winzigen Rindensplittern. Donovan trug immer noch ihren Schlüssel unterm Hemd – Honor erkannte die Umrisse.
    Â»Na, gut. Ich weiß zwar nicht, warum, aber ich glaube dir. Eins sag ich dir: Wage niemals, mich anzulügen! Ich werde dich im Auge behalten, Honor Bright. Demnächst komme ich dich in Faithwell besuchen.« Er schwang sich wieder auf seinen Fuchs und lenkte das Pferd in Richtung Wellington. »Die Haube von

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