Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)
Zinken eines Rechens abzeichneten, wimmelte von Flöhen, aber sein heftiges Schwanzwedeln und die flehenden Augen hatten den Priester davon abgehalten, einen Wachposten zu holen, damit er das Tier mit seinem Speerschaft erschlug. Mahelt, die um einen kürzlich eingegangenen Vogel trauerte, schloss den Streuner sofort ins Herz.
»Er wird nie jagen oder Füchse aufscheuchen können«, gab Will zu bedenken.
»Nicht alle Hunde müssen jagen.« Mahelt hob ihn aus der Wanne, wobei sie die Vorderseite ihres Gewandes durchweichte. »Er wird bei uns im Frauengemach leben und Fremde fernhalten.«
Der Hund schüttelte sich heftig, sodass die Wassertropfen nur so spritzten. Irgendwie gelang es ihm, auf den Beinen zu bleiben. Mahelt kicherte, während Will fluchend zurücksprang. »Auf diesen Teil deiner Mitgift legen die Bigods sicher wenig Wert«, schnaubte er verächtlich.
»Hugh mag Hunde.« Sie warf ihm einen überheblichen Blick zu. »Außerdem heirate ich ja jetzt noch nicht.« Seit ihrer Verlobung war etwas über ein Jahr verstrichen, und ihr Leben war in seinen üblichen Rhythmus zurückgefallen. Zumeist vergaß sie, dass sie überhaupt verlobt war. Sie arbeitete an ihrer Aussteuer, fertigte bestickte Kissen, Laken, Decken, Tafelwäsche und Ähnliches an, Dinge, die sie manchmal an die Zukunft erinnerten, aber genauso oft einfach nur ein Teil ihres Alltags waren. Ihren Ring bewahrte sie in ihrer Truhe auf und trug ihn nur zu besonderen Anlässen. Gespräche über ihre Hochzeit klangen wie ein Märchen, das von jemand anderem handelte. Sie schloss Hugh Bigod in ihre Gebete ein, allerdings geschah dies eher gewohnheitsmäßig, sie kannte ihn nicht gut genug, als dass ihre Gedanken ständig um ihn kreisten. Seit der Verlobung hatte sie ihn nicht mehr gesehen, weil er entweder
von den Geschäften seines Vaters in Anspruch genommen wurde oder dem Hof folgte.
Will bedachte sie und den Hund mit einem Kopfschütteln, bückte sich aber und streckte eine Hand aus, die erst beschnuppert und dann abgeschleckt wurde. Dann zog er aus seinem Beutel eine Brotkruste, die er für sein Pferd aufgespart hatte. Der Terrier wedelte begeistert mit dem Schwanz und nahm das Brot behutsam entgegen, das in einem Bissen verschwand.
»Pater Walter sagt, wir sollten ihn Tripes nennen.« Mahelt legte dem Hund ein Handtuch über den Rücken und begann ihn energisch abzureiben. »Er sagt, das ist das lateinische Wort für dreibeinig.«
»Und das englische für Eingeweide.« Will grinste. »Ein Vorschlag. Ich knüpfe aus Equus’ Schweifhaaren ein Halsband und eine Leine für ihn. Würde dir das gefallen?«
Mahelt neigte den Kopf zur Seite.
»Also findest du auch, wir sollten ihn behalten?«
Er zuckte lässig die Achseln.
»Natürlich nicht, aber du tust es ja trotzdem. Ich weiß doch, wie störrisch du bist.«
Mahelt hielt mit dem Abtrocknen des Hundes inne und umarmte ihren Bruder fest. Manchmal fand sie ihn unerträglich arrogant, voreingenommen und so von seiner männlichen Überlegenheit überzeugt, dass sie ihn am liebsten erwürgt hätte, aber manchmal, so wie jetzt, zeigte er seine freundlichere Seite und brachte sie zum Lachen. Außerdem war er ihr großer Bruder, und sie liebte ihn.
»Ich kann es gar nicht erwarten, dass Papa nach Hause kommt und ich ihn ihm zeigen kann«, sagte sie. »Glaubst du, du hast das Halsband bis dahin fertig?«
»Vielleicht«, entgegnete Will. »Das hängt davon ab, was in Portsmouth passiert.«
Von der Sonne geblendet hielt Mahelt die Hand vor Augen, um seinen Gesichtsausdruck besser erkennen zu können.
»Wie meinst du das?«
»Der König will das Meer überqueren und in die Normandie einfallen. Die Barone sind aber dagegen, dass er einen Feldzug führt, solange er noch keinen Erben hat. Viele sagen auch, was außerhalb der Grenzen Englands geschieht, geht uns nichts an. Unser Vater glaubt, die Armee wird erst gar nicht lossegeln.«
Mahelt war neidisch, weil ihr Bruder an politischen Diskussionen teilnehmen durfte, die ihr als Mädchen verwehrt blieben. Sie war ebenso intelligent wie er – oder vermutlich intelligenter, da sie sich nicht auf physische Kraft, sondern ihren Verstand verlassen musste. Ihre Mutter wurde immer in Gespräche über ihre Ländereien mit einbezogen, aber sie war eine Gräfin, und ihr Vater respektierte das. Leider genoss eine Tochter nicht dasselbe Privileg.
»Will Papa denn gehen?«, erkundigte sie sich.
»Er kann nicht, wegen des Eides, den er Philip von Frankreich
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