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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Mutter.
    »Und was ist mit den Wünschen deines Vaters?«
    »Er soll seine Zeremonie haben, das habe ich doch gerade gesagt«, antwortete Hugh mit ruhiger Entschlossenheit. »Mit ein bisschen Hühnerblut für das Laken, wenn für ihn unbedingt alles seine Ordnung haben muss. Ich habe mich bislang seinen Wünschen gefügt, aber ich bin nicht er, und er muss mir Raum zum Atmen gewähren. Im Gegensatz zu ihm kenne ich meine Frau und möchte sie noch besser kennen lernen. Wie kann ich mich auf meine Arbeit konzentrieren, wenn sie die ganze Zeit in meiner Nähe ist  – an meiner Seite und doch unerreichbar?«
    Ida musterte ihn nachdenklich.
    »Und du meinst, wieder klar denken zu können, wenn sie ganz dein ist? Wirst du dann deine Arbeit bewältigen können?«
    Hugh wich dem sanften Blick ihrer braunen Augen nicht aus. Normalerweise ruhten sie voller Zärtlichkeit auf ihm, und oft tanzte ein lebhafter schelmischer Funke darin. Aber heute wirkten sie erschöpft und bekümmert, und Ida betrachtete ihn mit finsterem Blick.
    »Davon bin ich überzeugt«, entgegnete er fest. »Ich werde
mich wieder wie ein vollständiger Mensch fühlen  – und sie sich auch. Solange wir hier sind, gleichen wir Kindern unter den wachsamen Augen ihrer Mutter. Wir brauchen Zeit für uns, um Mann und Frau zu werden.«
    Seine Mutter schwieg lange. Dann seufzte sie erneut.
    »Als ich deinen Vater heiratete, brachte er mich nach Framlingham. Das war in der Zeit, bevor die Türme und das neue Haus gebaut wurden, es gab nur die alte Halle. Und er war noch kein Earl, sondern ein junger Mann, der versuchte, sich einen Platz in der Welt zu schaffen. Ich hatte viele Jahre am Hof gelebt, war aber froh, hierherzukommen. Wir hatten die Zeit für uns, die du dir wünschst, und diese Momente waren mir mehr wert als Gold oder die Krone einer Grafschaft.« Ihre Augen schimmerten feucht. »Tatsächlich waren diese Wochen all die Jahre sowohl ein Segen als auch ein Fluch für mich.«
    Hugh hob verständnislos die Brauen.
    »Es war die schönste Zeit meines Lebens. Wir waren nur ein ganz gewöhnliches, jung verheiratetes Paar, das tun und lassen konnte, was es wollte. Dein Vater röstete in der Schlafkammer Brot über dem Feuer, und wir fütterten uns gegenseitig damit …« Sie schluckte hart. »Seither hat es nicht mehr viele solcher Momente gegeben. Was uns die Welt nicht genommen hat, haben uns die veränderten Zeiten geraubt.« Sie lächelte traurig. »Ja, geht nur und genießt die Tage  – mit meinem Segen. Ich will euch beiden dieses Glück nicht verwehren.«
    Hugh kniete vor seiner Mutter nieder und spürte ihre leichte Berührung auf seinem Kopf.
    »Einst hast du mir bis zu den Knien gereicht«, flüsterte sie mit erstickter Stimme. »Jetzt musst du sie beugen.«
    »Es ist mir eine Ehre«, gab Hugh zurück, woraufhin sie seine Hände nahm und ihn auf beide Wangen küsste.
    Nachdem er gegangen war, fuhr sich Ida mit dem Handrücken
über die Augen und ließ den Blick über die zahlreichen gestickten Wandbehänge in der Kammer schweifen. Jeder Nadelstich markierte ein winziges Stück Zeit, das sich ausdehnte, je weiter das Werk voranschritt. Ihre Kunstwerke standen für monate- oder gar jahrelange Arbeit  – Monate und Jahre, die sie abgesehen von flüchtigen Begegnungen nicht mit Roger verbracht hatte, und sie waren greifbare Zeugnisse von Fleiß und Einsamkeit. Die Andenken, die ihr an die gemeinsame Zeit mit ihrem Mann blieben, waren ihre Kinder, doch eines nach dem anderen hatte sich von ihr gelöst und sich ein eigenes Leben aufgebaut  – so wie sich Roger allmählich immer weiter von ihr entfernt hatte und seine Zeit fast ausschließlich der Grafschaft und dem Dienst bei Hof widmete. Vermutlich würden Enkelkinder die Leere ihres Daseins ausfüllen, und natürlich gab es immer etwas zu nähen … Ida schüttelte sich innerlich. So zu denken war töricht und unproduktiv. Sie befahl ihren Frauen, die Bettdecke aus heller Seide zu bringen, die sie für die Bettzeremonie mit weißen und rosafarbenen Rosen bestickt hatte. Sie war fast fertig, und wenn sie alle heute noch daran arbeiteten, konnte Hugh sie als Zeichen ihrer Liebe und ihres Segens mit nach Yorkshire nehmen.
     
    Mahelt stieg in Settrington vor dem Stall von ihrer Stute, blickte sich um und nahm ihre Umgebung in sich auf. Das Haus erinnerte sie in vieler Hinsicht an das ihrer Familie in Hamstead. Es war fast genauso groß, in seiner Nähe gab es einen Fluss, und es strahlte

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