Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)
dieselbe behagliche, gepflegte Atmosphäre aus, weshalb sie es sofort ins Herz schloss. Die bogenförmigen Fenster sahen wie erstaunte Augen aus, und freundliches Licht strömte durch die Tür.
Hugh hatte Reiter vorausgeschickt, um ihre Ankunft zu melden, sodass die Diener alles Erforderliche vorbereiten konnten.
Aus den Küchengebäuden wehten verlockende Düfte herüber, die Halle war hell und sauber, an den frisch getünchten Innenwänden hingen bunte Schilde und Banner. Viele Möbel gab es nicht, aber sie waren aus gutem Eichenholz gefertigt und verströmten den süßen Honigduft von Bienenwachs.
Sie waren entlang der Küste nach Settrington gereist, von Yarmouth nach Bridlington hinaufgesegelt und dann in westlicher Richtung zu dem Landsitz geritten. Mahelt hatte jeden Moment genossen. Im Gegensatz zu ihrem Vater wurde sie nicht seekrank, sie liebte den Seewind und wenn die Gischt aufspritzte, die ihre Lippen mit Salzwasser benetzte. Auch Hugh war auf dem Wasser zu Hause. Voller Stolz und Verlangen hatte sie zugesehen, wie er beim Reffen der Segel half und ab und an den Platz am Ruder einnahm. Sie hatte es genossen, als sie, beide zum Schutz vor dem Wind in einen schweren Umhang gehüllt, unter einem Sonnensegel an Deck saßen, während die Galeere nordwärts durch die Wellen pflügte und Seevögel sich von den Aufwinden an der Küste entlangtreiben ließen.
Hugh machte es ihr vor dem Feuer in der Halle bequem und wies die Diener an, ihr Wasser zum Händewaschen und Wein und Pasteten zu bringen. Dann murmelte er, er habe noch etwas zu erledigen und werde sofort wieder bei ihr sein. Mahelt nickte lächelnd und nutzte die Zeit, um ihre Gedanken zu ordnen und die Atmosphäre in sich aufzunehmen. Die Bank, auf der sie saß, war alt, aber liebevoll gepflegt und wies eine sanft schimmernde Patina auf. Sie lehnte sich zurück und kostete den Geschmack des Weins und das Gefühl von Ruhe und Freiheit aus.
Hugh kam zurück und ließ sich neben ihr nieder. Sein Gesicht war erhitzt, und er schien sehr zufrieden mit sich zu sein. »Gefällt es dir hier?«, fragte er, eine Hand durch die Luft schwenkend.
»Sehr sogar.« Sie strahlte ihn an. »Ich komme mir fast so vor, als wären wir verheiratet? Du dir nicht?«
Hugh warf den Kopf in den Nacken und prustete vor Lachen. »Noch nicht, aber ich bin entschlossen, das zu ändern.« Er verzehrte eine Pastete und spülte sie mit Wein hinunter. »Dieses Haus ist seit meinem siebzehnten Lebensjahr mein Eigentum.«
Mahelt blinzelte ihn unter den Wimpern hervor kokett an.
»Wir hätten schon früher hierherkommen sollen.«
»Daran hatte ich auch gedacht, aber dann wäre ich mit Sicherheit nicht imstande gewesen, mein Versprechen deinen und meinen Eltern gegenüber zu halten.«
In Mahelts Magengegend setzte ein angenehmes Prickeln ein.
»Ich muss dir etwas zeigen.« Er stellte seinen Becher ab und streckte die Hand aus. »Komm mit.«
Mahelt lachte. Sie fühlte sich warm und seltsam schwerelos. »Doch nicht noch ein Pony, oder?«
Hughs Augen leuchteten.
»Diesmal nicht.«
Mahelt ergriff seine Hand, folgte ihm in den Gang hinaus und die Treppe empor, die zu der Kammer über der Halle führte. Er nahm seine Kapuze ab und bedeckte damit ihre Augen.
»Ich möchte nicht, dass du durch die Finger blinzelst«, flüsterte er ihr ins Ohr. Seine Stimme wurde von den Stoffschichten gedämpft, aber die darin mitschwingende Heiterkeit und Vorfreude waren nicht zu überhören. Ein Schauer rann ihr über den Rücken.
Wieder nahm er ihre Hand, öffnete die Tür und führte sie Schritt für Schritt durch den Raum. Sie spürte frische Binsen unter ihren Füßen und einen leichten Windzug von einem Fenster,
der ihre Wange streifte. Er zog sie zur Seite, um einem Möbelstück auszuweichen. Da sie nichts sehen konnte, waren ihre anderen Sinne umso geschärfter. Seine Hand lag warm in der ihren. Sie berührte einen schweren Wollvorhang und wusste, dass Hugh einen Arm hob und ihn zurückzog. Dann zog er sie sanft über eine Schwelle und schloss den Vorhang hinter ihnen.
»Jetzt kannst du die Augen aufmachen.« Er entfernte die Kapuze.
Mahelt blinzelte, dann starrte sie ungläubig auf das Bild, das sich ihr bot. Wie sie erwartet hatte, befanden sie sich in einer Schlafkammer, aber in einer Kammer, die sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht ausgemalt hätte. Im Kamin flackerte ein niedriges Feuer, das eine angenehme Wärme verströmte. Die Wände waren weiß getüncht und mit einem grünen,
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