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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Kleinen auf.«
    Mahelt schüttelte abwehrend den Kopf. Ida hatte keine Ahnung, wie sie sich fühlte. Wenn ihre Schwiegermutter sich aufregte oder Kummer hatte, zog sie sich unweigerlich in ihre Nähkammer oder ihr Bett zurück, aber Mahelt wusste, dass sie den Verstand verlieren würde, wenn sie es ihr gleichtat. Sie musste sich beschäftigen  – sich mit praktischen Dingen ablenken, nicht mit dem verhassten Nähen.
    Der Earl räusperte sich.
    »Tochter«, sagte er schroff. »Jetzt, wo die Männer fort sind, müssen die Vorratskammern überprüft und alles Fehlende ersetzt werden.«
    Seine Miene blieb unbewegt, seine Augen blickten grau und wachsam, aber Mahelt entdeckte darin einen Hauch von etwas, das an Mitgefühl grenzte.
    »Ich werde mich darum kümmern, Vater«, erwiderte sie, und obwohl sie immer noch wütend auf ihn war, weil er Hugh an seiner Stelle nach Irland geschickt hatte, empfand sie plötzlich einen ungebetenen Anflug von Dankbarkeit.

22
    Crooke, Südirland, Sommer 1210
     
    »Brrr! Ruhig, ganz ruhig!« Mit beschwichtigenden Worten lockte Hugh sein Schlachtross die Planken hinunter auf den Strand. Pferde über die Irische See zu transportieren war immer riskant, aber Gott war ihnen gnädig und die Überfahrt ruhig gewesen, daher hatten die Tiere nicht allzu sehr gelitten. Brunet war ein junger, kräftiger Hengst aus der Bigod-Zucht, sein Fell schimmerte im Zwielicht wie Kupfer, und auf seiner Stirn prangte eine blendend weiße Blesse. Er war ein direkter Abkömmling des Kriegsrosses, das Hughs Vater in die Schlacht von Fornham Saint Genevieve geritten hatte, wo die Royalisten eine ihnen zahlenmäßig vierfach überlegene Rebellenarmee besiegt hatten.
    Die Junisonne brannte auf Hughs Nacken hinab, es war heiß wie in einem Backofen, als er Brunet einem Pferdeknecht übergab und sich dann abwandte, um Hebon auszuladen. Die gesamte Küstenlinie von Crooke war mit den Schiffen von König Johns Transportflotte gesäumt. Siebenhundert Schiffe, die mit Männern und Material beladen waren  – das nicht nur für den erwarteten Konflikt bestimmt war, sondern auch für die Regelung der darauffolgenden Wirren. Auf einer Galeere lagerten über sechshundert Häute für die Herstellung von Pergament, auf dem eine neue Verfassung für Irland festgeschrieben werden sollte, die Johns Macht steigern und die seiner Barone beschneiden würde.
    Weiter unten am Ufer sah Hugh Männer, die die Ladung der Marshal-Schiffe an Land brachten. Sein Schwiegervater hatte den König in Cross on the Sea in der Nähe von Pembroke aufgesucht, ihm seine Reverenz erwiesen und seine Unterstützung zugesagt. Hugh hatte keine Ahnung, was William Marshal zu John gesagt hatte, aber er war unversehrt geblieben und stand scheinbar auch wieder in der Gunst des Königs. Er war weder vom Hof verbannt noch zum Rebellen erklärt worden, auch wenn die Atmosphäre zwischen ihm und dem König mehr als frostig war.
    Hugh sah Longespee von seinen Schiffen her über den Strand auf sich zukommen und wappnete sich mit einem innerlichen Stöhnen.
    »Eine problemlose Überfahrt, nicht wahr?« Longespee rieb sich die Hände, als er sich zu ihm gesellte. Der Wind zerrte an seinem Umhang und fuhr wie mit einer unsichtbaren Hand durch sein Haar.
    Hugh nickte.
    »Uns ist nur ein Fall gerissen, und die Pferde haben die Reise gut überstanden.«
    Longespee heftete den Blick auf Brunet.
    »Wo hattest du den denn versteckt? Im Stall von Framlingham habe ich ihn nicht gesehen.«
    »Da war er auch nicht«, gab Hugh knapp zurück. Sein Instinkt riet ihm zur Vorsicht. »Mein Vater hatte ihn mit der Bungay-Herde auf der Weide.« Sein Nacken begann zu prickeln, und er bedeutete dem Pferdeknecht, den Hengst davonzuführen.
    Longespee sah ihm nach.
    »Er ist eines Königs würdig.«
    Hugh erwiderte nichts darauf, und endlich schien sein Halbbruder den Hinweis zu verstehen, denn er drehte sich um, betrachtete
das trügerisch ruhige, glitzernde Wasser und wechselte das Thema.
    »Sowie sich unsere Beine wieder an festen Boden gewöhnt haben, werden wir die Armee zum Bergfried des Marshalls in Kilkenny führen, sagt mein Bruder.«
    »Und auf Kosten des Marschalls, nehme ich an«, gab Hugh zurück.
    Longespee zuckte die Achseln und blickte zu den über der Flotte kreisenden Möwen empor.
    »Das ist das Los eines Kronvasallen. Besucht ihn der König, trägt er die Kosten.«
    »Vor allem, wenn dieser König mit einer Armee kommt.«
    »Vor allem dann.« Longespee ging weiter, um

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