Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
Vom Netzwerk:
mit dem Count of Aumale zu sprechen, und Hugh fuhr nachdenklich gestimmt mit dem Überwachen des Entladens seiner Schiffe fort. Longespee war durch seine Heirat mit William Marshal verwandt, und es hatte immer so ausgesehen, als würde er ihn bewundern, aber er war auch der Bruder des Königs. Wer wusste schon, wo seine Sympathien lagen  – vielleicht noch nicht einmal Longespee selbst.
     
    Hugh räkelte sich auf einer gepolsterten Bank und spürte, wie seine Lider schwer wurden. Nach einem langen Tag im Sattel tat es gut, in Countess Isabelles Privatgemach in Kilkenny zu sitzen, sich zu entspannen und goldenen Met zu trinken. Eve, eine von Mahelts kleinen Schwestern, hatte sich wie ein Welpe an ihn gekuschelt. Das Kind war sechs Jahre alt, hatte welliges, helles, zu einem Zopf geflochtenes Haar und fröhliche haselnussbraune Augen. Ein Baby, ein Mädchen, das noch jünger als sein Sohn war, schlief in einer Wiege. Der Marschall war zwar schon über sechzig, aber seine Frau stand noch im gebärfähigen Alter, und das Ehebett schien immer noch ein fruchtbarer Ort
zu sein. Andere Marshal-Sprösslinge tollten, in ein Spiel vertieft, um ihn herum. Ancel war ein lebhafter kleiner Junge, dann waren da noch, neben Eve, zwei kleine Mädchen und zwei übermütige Jungen. Einer in der Pubertät, der andere kurz davor. Hugh fand, dass Isabelle erschöpft aussah, aber sie hatte in der letzten Zeit die drohende Zerschlagung ihrer Familie und den Verlust ihrer beiden ältesten Söhne als Geiseln an John ertragen müssen. Während ihr in höchster Gefahr schwebender Mann versuchte, am Hof alles zusammenzuhalten, hatte sie sich um die Ländereien gekümmert, ihre Vasallen bei der Stange gehalten, den Haushalt geführt und eine Schwangerschaft durchgestanden. Er konnte sich nicht vorstellen, dass seine sanftmütige Mutter eine solche Leistung vollbringen könnte, aber er vermutete, Mahelt wäre durchaus dazu imstande.
    Isabelle nahm mit ihrem Metbecher in der Hand neben ihm auf der Bank Platz. Obwohl ihr Gesicht von Furchen der Erschöpfung durchzogen war, blickten ihre Augen klar und klug.
    »Erzähl mir von meinem Enkel«, bat sie. Ihr angestrengtes Lächeln verriet ihm, dass sie Ablenkung brauchte.
    Hugh lehnte sich behutsam zurück, um das schlafende Kind nicht zu stören.
    »Er ist ein prächtiger, kleiner Bursche  – kräftig, gesund und voller Neugier. Alles interessiert ihn, wenn er wach ist, und das ist er die meiste Zeit.« Er grinste wehmütig. »Er ähnelt seiner Mutter sehr.«
    Isabelle lachte.
    »Da scheinst du ja alle Hände voll zu tun zu haben.«
    Hugh nickte zustimmend und unterhielt sie mit Geschichten über den kleinen Roger, erzählte ihr, wie viele Zähne er hatte. Dann überreichte er ihr eine Locke von ihm. Sie war so dunkel wie die Flechten seiner Mutter und mit einem blauen Seidenband zusammengebunden.
    Isabelle streichelte das weiche Andenken.
    »Geht es meiner Tochter gut?«
    »Oh ja, Madam.« Er fragte sich, ob sie von Mahelts heimlichem Treffen mit ihrem Bruder wusste, verspürte aber wenig Lust, das heikle Thema anzuschneiden. So zu tun, als hätte sich der Zwischenfall nie ereignet, war wohl der sicherste Weg. »Sie macht sich in diesen Zeiten natürlich Sorgen um ihre Familie, und sie vermisst euch alle.«
    »Ach, wir vermissen sie auch. Richte ihr bitte aus, dass es uns allen gut geht und uns kein Leid geschehen ist, das wird sie beruhigen.«
    »Natürlich tue ich das.« Er war nicht sicher, ob Mahelt ihm glauben würde.
    »Ich habe ein paar Geschenke für sie. Kannst du sie in deinem Gepäck verstauen?«
    Hugh neigte den Kopf. »Gerne.«
    Isabelle maß ihn mit einem nachdenklichen Blick, und er fragte sich, ob sie darauf wartete, dass er weitersprach  – aber was gab es denn noch zu sagen?
    Isabelle seufzte.
    »Der Umgang mit meiner Tochter kann bisweilen schwierig sein. Sie hat die Willenskraft und Energie ihres Vaters, lässt aber leider sein Taktgefühl vermissen. Schon als kleines Mädchen hat sie immer versucht, es ihren älteren Brüdern gleichzutun  – in allem.«
    Hugh lachte leise.
    »Das glaube ich unbesehen. Sie hasst es zu nähen oder irgendetwas zu tun, wenn sie dabei stillsitzen muss, aber gerade deswegen liebe ich sie. Sie erinnert mich an den Himmel.«
    »Wie kommst du darauf?«
    Hugh lachte erneut, spürte aber, wie ihm die Röte in die Wangen stieg.
    »Weil sie jeden Tag anders ist. Man weiß nie, ob man mit Wolken oder Sonnenschein zu rechnen hat. Im Sonnenschein

Weitere Kostenlose Bücher