Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)
badet man, und wenn der Gewittersturm losbricht, sucht man schnellstmöglich Schutz … aber man langweilt sich nie, und manchmal ist man überwältigt, weil man es nie für möglich gehalten hätte, dass so viel Schönheit existiert.«
Isabelle musterte ihn liebevoll und tätschelte sein Knie. »Ich habe mich oft gefragt, ob wir recht daran getan haben, sie mit dir zu verheiraten, sowohl deinet- als auch ihretwegen. Aber deine Worte beweisen mir, dass es richtig war.«
Hugh räusperte sich.
»Ich liebe sie und werde sie beschützen, so gut ich kann.«
»Daran zweifle ich nicht. Du bist ein guter Mann.« Isabelle lächelte ihn an, als er sich erhob, um sich zu verabschieden. Die im Schlaf gestörte Eve gähnte wie ein Kätzchen und rieb sich die Augen.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Hugh verlegen. »Aber ich wünschte, mein Besuch wäre unter glücklicheren Umständen erfolgt.«
»Das wünschte ich auch«, sagte William Marshal von der Tür her.
Hugh schickte sich an, sich zu verneigen, doch der ältere Mann hielt ihn mit einer Geste davon ab, trat zu ihm und umfasste seine Schulter. »So wie Mahelt seit eurer Heirat die Tochter deines Vaters ist, so bist du mein Sohn.«
»Schau her«, warf Isabelle ein. »Eine Haarlocke von unserem Enkel.« Sie hielt sie ihm hin. »Hugh sagt, er ist Matty sehr ähnlich.«
Die Fältchen um Williams Augenwinkel vertieften sich, als er lächelte, aber zugleich strahlte er eine leise Traurigkeit aus.
»Ich hoffe, wir bekommen ihn bald einmal zu Gesicht.« Er sah Hugh an. »Du wolltest gerade gehen?«
»Ich muss mich vergewissern, dass es den Männern und den Pferden an nichts fehlt, Sir.«
William nickte.
»Du trägst während der Abwesenheit deines Vaters eine große Verantwortung. Ich hoffe, es geht ihm nicht allzu schlecht?« Sein Ton war weltmännisch und verbindlich.
»Seine Knie plagen ihn, und er spürt die Last der Jahre, aber sein Verstand ist so scharf wie eh und je.«
»Daran zweifle ich nicht. Ich kenne deinen Vater«, erwiderte William trocken. »Und ich hege auch keinen Zweifel daran, dass du seinen Erwartungen gerecht wirst.«
»Ich hoffe es, Sir. Aber es tut mir leid, dass ich hier sein muss.«
»Du tust, was du tun musst, um zu überleben«, versetzte William. »Das tun wir alle – innerhalb der Grenzen dessen, was uns unsere Ehre und geleisteten Schwüre gebieten.«
Hugh verneigte sich zum Abschied. Isabelle brachte ihn zur Tür und versprach, einen Diener mit den erwähnten Geschenken zu ihm zu schicken, bevor die Armee Kilkenny verließ. Als sie ihn auf die Wange küsste, sog Hugh einen warmen, würzigen Duft ein, der ihn an Mahelt erinnerte und mit Verlangen erfüllte. Hier in der Kammer in Kilkenny kam er sich vor wie zu Hause, und doch war alles anders. Als er hinausging, spähte er über seine Schulter und sah, dass Mahelts Vater jetzt auf der Bank saß, von der er soeben aufgestanden war, und sich das Gesicht rieb wie ein Mann, auf dem zu viele Bürden lasteten.
Hugh schlenderte zwischen den Zelten seiner Männer umher, überzeugte sich davon, dass alles in Ordnung war, schlug sich mit Problemen und unbeantworteten Fragen herum und sah dann endlich nach den Pferden, deren Gegenwart immer eine beruhigende Wirkung auf ihn ausübte. Sterne funkelten am Himmel, die Luft war mild und ruhig, und der vertraute Geruch
der Tiere schlug ihm entgegen. Ihre Atemzüge, das leise Zischen ihrer Schweife und das Stampfen ihrer Hufe waren Geräusche, die er seit seiner frühesten Kindheit kannte.
Als er seine Pferde erreichte, sah er im letzten Licht eine Gestalt auf sich zukommen. Sein Herz wurde schwer, als er Longespee erkannte. Dieser hatte sich einen Weinschlauch über die Schulter geschlungen und summte vor sich hin. Irgendwie gelang es Hugh, ihn höflich zu begrüßen.
Longespee lächelte zur Antwort und trat zu Brunet, um ihn erneut zu bewundern. Der Hengst schüttelte sich, sodass sein Fell schimmernde kleine Wellen zu schlagen schien.
»Er steht nicht zum Verkauf«, sagte Hugh gereizt, weil sein Halbbruder ihn an einen Pferdehändler erinnerte, der auf einem Viehmarkt in Smithfield die zur Schau gestellte Ware begutachtete.
Longespees Lächeln schwand.
»Vermutlich setzt du ihn auch nicht als Preis beim Würfeln ein?«
»Nein, obwohl ich dein Glück beim Spiel kenne.«
Das Lächeln erstarb endgültig, doch Longespee schüttelte Hughs Bemerkung ab und deutete auf den Schlauch.
»Möchtest du einen Schluck? Der Wein ist nicht
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