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Die Enklave

Die Enklave

Titel: Die Enklave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ann; Pfingstl Aguirre
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Dach, und das reichte mir.
    Die Tür war verzogen und hing offen im Rahmen, als wollte sie uns einladen. Der Wind fuhr durch meine Kleidung, und ich zitterte. Drinnen war es etwas feucht und nicht besonders sauber. Gegenstände aus vergangenen Zeiten lagen unter Staub begraben, in den Ecken hingen überall Spinnweben. Selbst das immer heller werdende Tageslicht konnte die Trostlosigkeit dieses Ortes nicht vertreiben.
    Im ersten Raum lagen zerschlagene Möbelstücke herum, als hätte hier jemand gekämpft – und verloren. Das Gebäude war nicht groß, es gab nur vier Räume. Ich erkannte die Küche an dem Becken und dem klapprigen Tisch. Die Beine der Stühle waren aus schlechtem Holz und vermodert; sie lagen umgestürzt auf der Seite. Es gab einen Waschraum und einen Raum zum Schlafen, glaubte ich zumindest, als ich die groben Bretter sah, die dort durchhängend in einem hölzernen Gestell lagen.
    In dem Waschraum gab es auch ein Klo mit einem Hebel daran. Ich drückte auf den Hebel und erschrak, als ich in dem Stuhl darunter Wasser rauschen hörte. Ich drehte an einem weiteren Hebel an der Waschschüssel daneben und wurde von Wasser aus einem Metallrohr nassgespritzt. Entgeistert schrie ich auf. Wie war das möglich?

    Bleich kam zur Tür und spähte herein. »Alles in Ordnung? «
    »Sieh dir das an!« Ich zeigte ihm meine Entdeckung.
    An seinem Gesichtsausdruck sah ich, dass Bleich genauso erstaunt war wie ich. An der anderen Wand war ein noch viel größeres Becken, so groß, dass ein ausgewachsener Mensch hineinpasste. Bleich drehte den Hebel über dem Becken, und auch dort spritzte Wasser aus einem Rohr. Zuerst war es noch braun, aber dann wurde es immer klarer. Es war eiskalt, aber sauber.
    » Wenn wir ein bisschen Wasser aufkochen und es da reinschütten, könnten wir uns da drinnen waschen«, sagte Bleich schließlich.
    Es klang wie die wunderbarste Sache der Welt, sogar noch besser als die Aussicht, es zum ersten Mal seit Tagen wieder warm und trocken zu haben. Den ersten Teil des Tages verbrachten wir damit, sauberzumachen, dann schleppten wir alles trockene Holz zu der Feuerstelle im Hauptraum. Mit der Hilfe von Bleichs Feuerzeug brachten wir ein ansehnliches Feuer zustande.
    Drinnen machte mir das Licht nicht mehr ganz so zu schaffen, aber ich behielt trotzdem meine Brille auf. An der Feuerstelle gab es eine Metallvorrichtung, die dazu geeignet schien, Töpfe daran aufzuhängen. Ich brannte darauf, die Idee, uns in dem großen Becken zu waschen, in die Tat umzusetzen, also füllte ich einen Topf mit Wasser und machte ihn heiß. Ich nahm etwa drei davon und eine wohl überlegte Menge kalten Wassers aus dem Rohr. Unter dem Becken entdeckte ich etwas, bei dem es sich um ein Stück Seife zu handeln schien. Sie zerbrach, als ich sie aus dem Papier wickelte,
aber als ich in das Becken stieg und sie eintauchte, begann sie zu schäumen.
    Es war nicht viel Wasser, aber es funktionierte viel besser als das kalte, schnelle Abspritzen im Fluss. Als ich fertig war, wusch ich noch meine Sachen in dem warmen Wasser und spülte sie mit kaltem aus. Dann zog ich die letzte Garnitur an, die ich noch aus der Enklave hatte, und versuchte, nicht daran zu denken, wie ich mich fühlen würde, wenn auch die abgetragen war.
    Nachdem ich endlich sauber war, war Tegan als Nächste dran. Wir waren tagelang marschiert, hatten das ganze Haus saubergemacht und waren jetzt selbst von oben bis unten verdreckt, aber das Feuer fühlte sich fantastisch an, als ich mich davorsetzte. Ich war immer noch müde und hungrig, aber zumindest war mir jetzt warm. Ich klopfte etwas von dem getrockneten Schlamm von meiner Decke, wickelte mich mit der sauberen Seite nach innen darin ein und versuchte, mir mit den Fingern die Knoten aus dem Haar zu kämmen.
    Kurz darauf kam Pirscher herein, und ein kalter Windstoß fuhr durch die Tür. Er bringt Kälte und Licht – ein interessanter Gegensatz, wie ich fand. In der einen Hand hielt er ein blutiges Etwas, das ich bei näherem Hinsehen als Vogel erkannte. In der anderen hatte er ein kleines Pelztier.
    »Du solltest sie draußen häuten und ausnehmen«, sagte ich. »Danach koche ich sie.«
    Ich hatte Kupfer hundertmal dabei zugesehen, und jetzt, da wir ein Feuer hatten, konnte es nicht allzu schwer sein.
    Pirscher hob eine Augenbraue. »Mach ich.«
    »Danke.«

    Aber er war schon wieder auf dem Weg nach draußen. Er zog die Tür so weit zu, wie es ging, doch sie ließ sich nicht schließen, selbst wenn man

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