Die Entdeckung der Erde
reiste in Begleitung mehrerer Geistlichen ab. Ueber Terracina und Gaëta gingen sie nach Neapel, segelten nach Reggio in Calabrien und nach Catane und Syrakus in Sicilien; dann begaben sie sich zur Ueberfahrt auf das Meer, berührten nur Cos und Samos und landeten in Ephesus in Kleinasien, wo sich die Gräber des Evangelisten Johannes, der Maria Magdalena und der Siebenschläfer finden, letztere sieben christliche Jünglinge, welche sich wegen Religionsverfolgungen im Jahre 25 in einer Höhle nahe der Stadt verbargen, darin einschliefen und der Sage nach am 27. Juni 446 erst wieder erwachten.
Soleyman beobachtete einen Haifisch, in dessen Bauche man einen kleineren vorfand. (S. 35.)
Nach kürzerem Aufenthalte in Strobola, Petara und zuletzt in Mytilenä, der Hauptstadt der Insel Lesbos, begaben sich die Pilger nach Cypern, wo sie Paphos und Konstanzia besuchten; endlich finden wir sie, Sieben an Zahl, in der phönizischen Stadt Edissa wieder, welche das Grab des Apostels Thomas birgt.
Bekannte Erde der Alten. (S. 35.)
Hier wurden Willibald und seine Gefährten, weil man sie für Spione hielt, von den Sarazenen eingekerkert, vom König aber auf Fürsprache eines Spaniers wieder in Freiheit gesetzt. In aller Eile verließen die Pilger die ungastliche Stadt, und von jetzt ab fällt ihre Reiseroute fast durchgängig mit der des Bischofs Arculph zusammen. Sie besuchten Damaskus in Syrien, Nazareth in Galiläa, Kanaan, wo einer der Wunder-Eimer zu sehen ist, den Berg Thabor, auf dem einst die Transfiguration vor sich ging; Tiberia, nahe der Stelle, wo der Herr mit Petrus auf dem Wasser wandelte, Magdala, den Wohnort des Lazarus und seiner Schwestern; Kapernaum, wo Jesus die Tochter des Statthalters vom Tode erweckte, Bethsaïda in Galiläa, die Heimat Petri und Andreas’; Corozaïn, wo der Herr die Besessenen heilte; Cäsarea, wo der heilige Paul den Schlüssel zum Himmel empfing; ferner die Stelle, an der Christus getauft ward, sowie Galgala, Jericho und Jerusalem.
Die heilige Stadt, das Thal Josaphat, der Oelberg, Bethlehem, Thema, wo Herodes die Kinder morden ließ, das Laura-Thal und Gaza erhielten den Besuch der frommen Pilger. Willibald erzählt, daß er in dieser Stadt, während des Gottesdienstes in der Kirche St. Mathäi, plötzlich das Augenlicht verloren und es erst in Jerusalem, zwei Monate später, beim Eintreten in die Heilige-Kreuz-Kirche wiedererlangt habe. Er durchwanderte hierauf das Thal von Diospolis, zehn Meilen von Jerusalem, und an der Küste des syrischen Meeres Tyrus, Sidon und Tripolis. Von da aus zog Willibald über den Libanon, Damaskus und Cäsarea nach Emaus, einem Flecken Palästinas, bei dem die Quelle entspringt, in der sich Christus die Füße wusch, und endlich wieder nach Jerusalem, wo Alle den ganzen Winter über verweilten.
Hier sollten die unermüdlichen Pilger aber nicht etwa ihre Fahrt beschließen. Man trifft sie im Gegentheil nach und nach in Ptolomäïs, dem heutigen St. Jean-d’Acre, in Emessa, Jerusalem, Damaskus, Samaria, wo sich die Gräber Johannes des Täufers, Abadias’ und Eliseus’ befinden, in Tyrus, wo der gottesfürchtige Willibald damals freilich eine Zolldefraudation beging, indem er eine nicht unbeträchtliche Menge des sehr berühmten, aber einem Zolle unterworfenen Balsams von Palästina einpaschte. Erst nach langem Aufenthalt in Tyrus konnte er sich daselbst nach Konstantinopel einschiffen, welche Stadt seine Begleiter und er zwei Jahre hindurch bewohnten, bis sie endlich nach Sicilien und Calabrien, Neapel und Capua zurückkamen. Zehn Jahre nach dem Verlassen seines Vaterlandes trat Willibald in das Kloster des Berges Cassin ein. Noch hatte für ihn jedoch die Stunde der Ruhe nicht geschlagen. Er ward vom Papst Gregor III. zum Bischof eines neugeschaffenen Sprengels in Franken ernannt. Während er einundvierzig Jahre zählte, als er die Berufung als Bischof erhielt, verwaltete er dieses Amt noch fünfundvierzig Jahre hindurch und starb im Jahre 745. Im Jahre 938 ward Willibald durch den Papst Leo VII. heilig gesprochen.
Wir schließen diese Reihe von Reisenden mit dem ersten aus dem 9. Jahrhundert, einem gewissen Soleyman, Kaufmann aus Bassorah, der vom Persischen Golf ausgehend Asien erreichte und am Gestade Chinas landete. Der Bericht über diese Reise zerfällt in zwei bestimmt unterschiedene Theile, deren einer im Jahre 851 von Soleyman selbst verfaßt, der andere im Jahre 878 von einem Geographen niedergeschrieben wurde. Der
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