Die Entdeckung der Erde
achtzehn Schiffe und trug vierhundert Reiter, hundert Fußsoldaten, darunter achtzig Musketiere nebst hundertzwanzig Armbrustschützen, und zwölf Kanonen.
Narvaez landete, ohne Widerstand zu finden, in der Nähe des Forts San Juan d’Ulloa. Als er aber an Sandomal, den Gouverneur von Vera-Cruz, das Ansuchen stellte, ihm die Stadt auszuliefern, verhaftete dieser einfach die Leute, welche sich zur Ueberbringung jener unverschämten Zumuthung hergegeben hatten, und schickte dieselben nach Mexico. Cortez setzte sie hier sofort wieder in Freiheit und zog von ihnen eingehende Erkundigung über die Absichten und Streitkräfte Narvaez’ ein. Die ihm persönlich drohende Gefahr war gewiß nicht gering. Außer ihrer überlegenen Anzahl besaßen die von Velasquez aufgebotenen Truppen auch bessere Waffen und reichlichere Munition als die seinigen; was ihn aber vorzüglich beunruhigte, war nicht etwa die Aussicht, selbst zum Tode verurtheilt zu werden, sondern die Furcht, die Erfolge seiner Mühen wieder verloren gehen zu sehen und die vor dem schlechten Eindruck, den solche Differenzen in Spanien hervorrufen mußten. Die Lage wurde kritisch Zuletzt, nach reiflicher Ueberlegung und Abwägung des Für und Wider, entschloß sich Cortez trotz des Mißverhältnisses zwischen seinen und den entgegenstehenden Kräften doch, lieber den Kampf aufzunehmen, als seine Eroberungen und die Interessen Spaniens aufzugeben.
Bevor es jedoch zum Aeußersten kam, entbot Cortez an Narvaez seinen Kaplan Olmeda, der eine sehr schlechte Aufnahme fand, und alle seine überbrachten Vermittelungsvorschläge kurzer Hand abgewiesen sah. Mehr Erfolg hatte Olmedo bei den Soldaten, die ihn meist von früherher kannten und unter denen er eine Menge Kettchen, Goldringe und andere Schmuckgegenstände vertheilte, Geschenke, welche nur zu sehr geeignet waren, bei jenen eine hohe Meinung von den Reichthümern des kühnen Eroberers zu erwecken. Narvaez, der hiervon hörte, wollte seine Soldaten aber nicht länger der Verführung ausgesetzt wissen; er setzte einen Preis aus auf den Kopf Cortez’ und seiner ersten Officiere und zog jenem entgegen. Der Letztere war viel zu kriegsgewandt, um unter ungünstigen Verhältnissen eine Schlacht anzunehmen. Er suchte nur Zeit zu gewinnen, ermüdete Narvaez und dessen Truppen, die sich nach Zempoalla zurückzogen, und traf so ausgezeichnete Vorbereitungen, daß er durch eine nächtliche Ueberrumpelung, bei der Erstaunen und Schrecken das Mißverhältniß der Streitkräfte ausglichen, seinen Gegner mit allen Truppen gefangen nahm, während er selbst nur zwei Soldaten verlor.
Der Sieger behandelte die Besiegten mild und ließ ihnen die Wahl entweder nach Cuba zurückzukehren, oder sich seiner Fahne anzuschließen. Der letztere Ausweg erschien durch Cortez’ Geschenke und Versprechungen den neuen Ankömmlingen am verlockendsten, so daß jener sich heute an der Spitze von 1000 Mann befand, wo er gestern so nahe daran war, Narvaez in die Hände zu fallen.
Diese unerwartet günstige Wendung seiner Verhältnisse benutzte Cortez mit diplomatischer Gewandtheit und beeilte sich zunächst, nach Mexico zurückzugehen. Die hier unter dem Befehle Almarado’s zurückgelassenen Truppen zur Bewachung seiner Schätze und des kaiserlichen Gefangenen befanden sich in harter Bedrängniß. Die Eingebornen hatten nicht wenige derselben getödtet und verwundet und hielten den Rest, unter fortwährender Bedrohung mit einem allgemeinen Sturmangriff eng eingeschlossen. Uebrigens muß hierzu bemerkt werden, daß das unkluge, vor keinem Verbrechen zurückscheuende Verfahren der Spanier und vorzüglich die Ermordung der hervorragendsten Personen der Stadt während eines Festes, den Aufruhr erst hervorgerufen, dem die Spanier dadurch hatten zuvorkommen wollen.
Nachdem er sich durch zweitausend Tlascalanen verstärkt, wandte sich Cortez in Eilmärschen nach der Hauptstadt, wo er glücklich eintraf, bevor die Indianer die Brücken der Landstraßen und Dammwege, welche Mexico mit dem Lande verbanden, zerstört hatten. Trotz Eintreffens dieser Verstärkung besserte sich aber die Lage noch nicht. Tagtäglich kam es zu Gefechten und mußten die Straßen, die nach dem von den Spaniern besetzten Palaste führten, mit Waffengewalt gesäubert werden.
Cortez erkannte jetzt den Fehler, den er begangen hatte, sich in einer Stadt festzusetzen, wo er in jedem Augenblicke angegriffen werden konnte, während der Abzug aus derselben mit ganz besonderen
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