Die Entdeckung der Erde
ließ.
Montezuma’s Tod. (S. 317.)
Sechs Monate hindurch übte der »Conquistador« so im Namen des zum bloßen Scheinherrscher degradirten Kaisers die oberste Gewalt aus, entsetzte ihm mißliebige Gouverneure, ließ Zölle und Steuern eintreiben, bekümmerte sich um alle Einzelheiten der Verwaltung und entsendete Spanier in die verschiedenen Provinzen des Reiches, um sich Kenntnisse von deren Erzeugnissen zu verschaffen und vorzüglich die Bergbau-Districte auszukundschaften, sowie die bei der Goldgewinnung üblichen Verfahrungsweisen zu studiren.
Endlich machte sich Cortez die Neugier Montezuma’s, der gern einmal europäische Schiffe sehen wollte, zunutze und ließ von Vera-Cruz Takelage nebst anderem Ausrüstungsmateriale kommen, um zwei Brigantinen erbauen zu lassen, die ihm die Verbindung mit dem Festlande sichern sollten.
Ermuntert durch die Beweise von Furcht und Unterwürfigkeit, ging Cortez noch weiter und verlangte von Montezuma, daß er sich als Vasall und Tributärfürst Spaniens bekennen solle. Die Leistung des Lehenseides ging, wie man sich leicht denken kann, unter Darbringung zahlreicher und kostbarer Geschenke, sowie unter Auflegung einer starken Contribution vor sich. Durch letztere wollte man alles von den Indianern erpreßte Gold und Silber zusammenhäufen, das mit Ausnahme weniger, ihrer schönen Bearbeitung wegen verschonter Stücke eingeschmolzen werden sollte. Alles in Allem kamen aber nicht mehr als 600.000 Pesos ( = 1,600.000 Mark) zusammen. Obwohl die Spanier also ihre ganze Macht aufboten und Montezuma seine eigenen Schätze leerte, um sie zu befriedigen, so erreichte das Ergebniß doch nur obige lächerliche Summe, die den Vorstellungen der Eindringlinge von den Reichthümern des Landes herzlich schlecht entsprach.
Nach Absetzung eines Fünftels für den König, eines Fünftels für Cortez und nach Abzug der für die Heeresausrüstung aufgewendeten Unkosten betrug der Antheil jedes Soldaten noch nicht hundert Pesos. Statt so arge Strapazen durchzumachen, sich so großen Gefahren auszusetzen und so schwere Entbehrungen zu erleiden für – erbärmliche hundert Pesos, wäre Jeder gewiß lieber auf Espagnola geblieben! Liefen Cortez’ prahlerische Versprechungen auf dieses armselige Resultat hinaus, wenn anders die Theilung gerecht zugegangen war, worüber man sich allerdings leise Zweifel erlaubte, so erschien es wahrhaft lächerlich, noch länger in einem so elenden Lande auszuharren, während man unter einem, mit Versprechungen mehr haushälterischen aber freigebigeren Führer an Gold und Edelsteinen reiche Länder erobern konnte, wo für brave Kriegsleute wenigstens eine entsprechendere Belohnung ihrer Mühen zu erwarten war. So etwa murmelten die beutegierigen Abenteurer unter einander; die Einen nahmen ihren Antheil höchstens unwillig in Empfang, Andere schlugen ihn verächtlich ganz aus.
Gelang es nun Cortez, auch bei Montezuma bezüglich aller politischen Angelegenheiten seinen Willen durchzusetzen, so war das bezüglich der Religion doch ganz und gar nicht der Fall. So konnte er ihn niemals dazu bewegen, das Christenthum anzunehmen, und als er, wie in Zempoalla, einen Versuch machte, die Götzenbilder umzustürzen, entstand sofort ein Aufruhr, der gewiß ein sehr ernstes Aussehen angenommen hätte, wenn er nicht staatsklug genug gewesen wäre, von seinem Vorhaben sofort abzustehen. Ertrugen die Mexicaner auch fast ohne Widerstand die Einkerkerung und Herabwürdigung ihres Monarchen, so beschlossen sie jetzt doch, den ihren Göttern angethanen Schimpf zu rächen, und bereiteten heimlich eine allgemeine Empörung gegen die Eindringlinge vor.
Eben als die Dinge im Innern des Landes einer minder günstigen Wendung entgegen gingen, empfing Cortez von Vera-Cruz her die Nachricht, daß mehrere Schiffe vor dem dortigen Hafen kreuzten. Zuerst glaubte er, diese als eine von Karl V. gesendete Hilfsflotte ansehen zu dürfen, und als Antwort auf einen Brief, den er durch Karrero und Monteja am 16. Juli 1519 an den König abgeschickt hatte. Bald erkannte er seine Täuschung und er erfuhr, daß diese Flottille, ausgerüstet von Velasquez, welcher wohl erfahren hatte, mit wie leichtem Herzen sein Unterbefehlshaber alle Bande des Gehorsams gegen ihn gesprengt hatte, den Auftrag habe, ihn abzusetzen, gefangen zu nehmen und nach Cuba zu schaffen, wo ihm der Proceß gemacht werden sollte.
Diese, unter dem Commando Pamphilo de Narvaez’ stehende Flotte zählte nicht weniger als
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