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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nieder und verbargen ihr Gesicht, als seien sie unwürdig, des Herrschers Antlitz zu sehen. Dieses erste Zusammentreffen wurde ein sehr herzliches, und Montezuma führte in eigener Person seine Gäste nach dem für sie hergestellten Quartiere, einem ausgedehnten, mit einer Mauer umgebenen und von hohen Thürmen vertheidigten Palaste. Cortez traf sofort die nöthigsten Vertheidigungsmaßregeln und ließ seine Geschütze so aufstellen, daß sie die hierher führenden Straßen bestrichen.
    Bei der zweiten Zusammenkunft wurden dem General und seinen Soldaten werthvolle Geschenke angeboten. Montezuma erzählte auch, daß die Vorfahren der Azteken, einer alten Sage nach, einst unter Anführung eines weißen und, ebenso wie die Spanier, bärtigen Mannes in’s Land gekommen seien. Nachdem dieser ihre Macht begründet, habe er sich auf dem Ocean eingeschifft, unter dem Versprechen, seine Nachfolger würden dereinst wieder erscheinen, sie zu besuchen und ihre Gesetze zu verbessern. Wenn er sie (die Spanier) heute nicht als Fremde, sondern als Freunde aufnähme, so geschehe das, weil er überzeugt sei, in ihnen die Abkömmlinge jenes alten Häuptlings zu sehen, und er bitte sie deshalb, sich als die Herren seiner Staaten zu betrachten.
    Die nächsten Tage widmeten die Spanier einer genaueren Besichtigung der Stadt, die sie größer, volkreicher und schöner fanden als irgend eine bis jetzt in Amerika gesehene andere. Als ganz besondere Eigenthümlichkeit erschienen die Straßen, die sie mit dem Festlande verbanden, nämlich eine Art Dämme mit verschiedenen Durchlaßöffnungen, um den auf dem See dahinsegelnden Fahrzeugen unbehinderten Durchgang zu gewähren. Uebrigens schlossen leicht zerstörbare Brücken jene Oeffnungen ab. In der Richtung nach Osten fehlte es jedoch an einem solchen Straßendamme, und konnte man auf dieser Seite nur mittelst Canots nach der Stadt gelangen.
    Diese eigenthümliche Lage der Stadt Mexico flößte Cortez, der hier, ohne einen Ausweg zu haben, unerwartet eingeschlossen werden konnte, doch einige Unruhe ein. Er beschloß also, um jedem verrätherischen Putsche zuvorzukommen, sich des Kaisers als Geisel zu bemächtigen. Die ihm eben zukommenden Nachrichten lieferten dazu den geeignetsten Vorwand: der mexicanische General Qualpopoka hatte von den Spaniern schon unterworfene Gebiete angegriffen und dabei Escalante und sieben Soldaten tödtlich verwundet.
    Cortez benutzte diese Vorkommnisse, den Kaiser des Verrathes zu beschuldigen. Er behauptete, daß jener seinen Soldaten nur freies Spiel gewähre, um sie auch die erste günstige Gelegenheit ergreifen zu lassen, ihnen gegenüber hier ebenso wie gegen Escalante aufzutreten, ein Verfahren, das eines mächtigen Herrschers unwürdig wäre und sich sehr von dem guten Vertrauen unterscheide, mit dem Cortez zu ihm gekommen sei. Im Falle der Verdacht der Spanier aber unbegründet sei, habe der Kaiser ja ein einfaches Mittel, sich zu rechtfertigen, indem er Qualpopoka empfindlich bestrafen lasse. Um die Wiederkehr gewaltthätiger Auftritte zu verhindern, welche dem bisherigen guten Einvernehmen doch nur schaden konnten, und um seinen Mexicanern zu zeigen, daß er selbst gegen die Spanier keinerlei böse Absichten hege, blieb Montezuma keine andere Wahl übrig, als mitten unter Letzteren seine eigene Wohnung aufzuschlagen. Es liegt auf der Hand, daß sich der Kaiser hierzu nur sehr ungern entschloß, doch mußte er wohl oder übel der Uebermacht und den Drohungen seiner ungebetenen Gäste nachgeben. Als er seinen Unterthanen den Beschluß der Residenzverlegung kundgab, mußte er ihnen wiederholt versichern, daß er sich freiwillig und aus eigener Wahl unter die Spanier begebe, und sie durch seine Worte zu besänftigen suchen, da jene nicht übel Lust zeigten, über die Fremdlinge herzufallen.
    Cortez’ gewagter Streich gelang also weit über Erwarten. Qualpopoka, sein Sohn und fünf Hauptanführer bei jenem Angriffe wurden von den Mexicanern selbst verhaftet und einem spanischen Tribunal – Richter und Partei in einer Person – übergeben, das sie verurtheilte und lebendig verbrennen ließ. Nicht zufrieden damit, die Männer grausam bestraft zu haben, welche nur ihres Kaisers Befehle ausführten und sich dem Raube ihres Landes mit bewaffneter Hand widersetzten, bereitete Cortez Montezuma noch eine weitere Erniedrigung, indem er diesen unter dem Vorwande, von den Verurtheilten im letzten Augenblicke schwer angeschuldigt worden zu sein, in Ketten legen

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