Die Entdeckung der Erde
von der Junta von Vera-Cruz früher erhalten hatte, wieder zuzugestehen. Cortez, der jetzt die Nichte des Herzogs von Bejar, aus einer der ersten Familien Castiliens, geheirathet hatte, begleitete nun den Kaiser, der sich nach Italien begab, bis zum Hafen, bald aber machte er sich, dieses thatlosen, mit seinen übrigen Gewohnheiten so wenig entsprechenden Lebens müde, 1530 wieder auf den Weg nach Mexico, wo er in Villa-Rica landete.
Er schlichtete zuerst einige Zänkereien der Behörde, welche in seiner Abwesenheit die Zügel der Regierung geführt und früher die gegen ihn erhobenen Anklagen hervorgesucht hatte, kam aber auch wegen militärischer Angelegenheiten mit der Civil-Junta in Conflict. Bald ekelten ihn diese Zwistigkeiten so sehr an, daß sich der Marquis della Balle auf seine ungeheuren Besitzungen nach Cuernavaca zurückzog, um sich mit Landbau zu beschäftigen. Auf diesem Gebiete verdankt man ihm die Einführung des Zuckerrohres und des Maulbeerbaumes, die Anregung zur Cultur des Hanfes und Leinsamens und die in größerem Maßstabe getriebene Zucht des Merinoschafes.
Dieses friedliche Leben ohne jedes Abenteuer konnte jedoch dem unternehmenden Geiste eines Cortez nicht lange genügen. In dem Jahre 1532 und 1533 rüstete er zwei Geschwader aus, welche im Nordosten des Pacifischen Oceans eine Entdeckungsreise unternehmen sollten. Die letzteren gelangten bis zum Südende der Californischen Halbinsel, ohne dasjenige Resultat zu erzielen, auf welches ihr Haupt-Augenmerk gerichtet war, nämlich auf die Entdeckung einer Wasserstraße zwischen dem Atlantischen und Pacifischen Ocean. Nicht mehr Erfolg hatte er selbst im Jahre 1536 im »Purpurmeere« (Busen von Californien). Endlich, drei Jahre später, drang eine letzte Expedition bis zum Grunde des Golfs ein, folgte dann der äußern Küste der Halbinsel und segelte bis zum 29. Grade der Breite hinaus. Von hier aus sandte der Chef der Expedition eines seiner Schiffe an Cortez zurück, während er selbst weiter nach Norden vordrang; man hörte jedoch später kein Wort mehr von ihm.
Das war das unglückliche Ende von Cortez’ Expeditionen, die, ohne ihm einen Ducaten einzubringen, einen Kostenaufwand von über 300.000 Goldpesos verursacht hatten. Immerhin verdankt man denselben die Kenntniß der Küste des Pacifischen Oceans von der Bai von Panama bis zum Colorado. Es wurde ferner dabei die californische Halbinsel umschifft und festgestellt, daß die vermeintliche Insel einen Theil des Festlandes bildete. Alle Einbuchtungen des Purpurmeeres, oder der Cortez-See, wie es die Spanier mit Fug und Recht bezeichneten, wurden sorgfältig untersucht, wobei man eben erkannte daß jenes, statt, wie vorausgesetzt, einen Ausgang nach Norden zu haben nur einen tief in den Continent eingeschnittenen Golf darstellte.
Die erwähnten Expeditionen hatte Cortez freilich nicht in’s Werk setzen können ohne Conflict mit dem Vicekönig Don Antonio de Mendoza, den der Kaiser mit diesem, für den Marquis della Valle beleidigenden Titel nach Mexico geschickt hatte. Ermüdet von den unaufhörlichen Streitigkeiten und verletzt in seiner Würde, seine Vorrechte als General-Kapitän, wenn auch nicht gänzlich mißachtet, so doch immer wieder angefochten zu sehen, reiste Cortez noch einmal nach Spanien. Freilich sollte diese Fahrt der ersten nicht im mindesten gleichen. Gealtert, thatenmüde und vom Glücke verlassen, wie der »Conquistador« jetzt auftrat, hatte er von der Regierung nichts mehr zu erwarten und sollte das auch nur zu bald gewahr werden. Eines Tages drängte er sich durch die Menge, welche die Sänfte des Kaisers umgab, und stieg auf das Trittbrett derselben. Karl V. stellte sich, als erkenne er ihn nicht wieder, und fragte, wer dieser Mann sei? »Der, antwortete Cortez stolz, der Euch mehr Reiche geschenkt hat, als Eure Väter Euch Städte hinterließen!« Die öffentliche Meinung beschäftigte sich jetzt im Ganzen weniger mit Mexico, das den zuerst überspannten Erwartungen nicht entsprochen hatte, und alle Köpfe waren schon von den an’s Wunderbare grenzenden Reichthümern Perus verdreht. Von dem obersten Rathe für Indien ehrenvoll empfangen, setzte Cortez seine Beschwerden vor diesem Tribunal auseinander; die Verhandlungen zogen sich jedoch in die Länge und er konnte keine Genugthuung erlangen. Im Jahre 1541 verlor Cortez, bei Gelegenheit von Karl’s V. unglücklichem Zuge gegen Algier, an dem er als Freiwilliger theilnahm, obwohl man seiner abmahnenden Stimme
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