Die Entdeckung der Erde
kein Gehör geschenkt hatte, drei künstlich geschnittene Smaragden hervorragender Größe, deren Werth für ein Königreich als Lösegeld hingereicht hätte. Nach der Rückkehr brachte er seine Beschwerden wiederholt an maßgebender Stelle, doch ohne besseren Erfolg an. Solche Ungerechtigkeit und die vielfachen Enttäuschungen bereiteten ihm so bitteren Kummer, daß seine Gesundheit ernstlich darunter litt. Fern von dem Schauplatze seiner Großthaten, starb er am 10. November 1547 in Castilleja de la Cuesta, eben als er sich zur Rückkehr nach Amerika rüstete.
»Er war ein irrender Ritter, sagt Prescott. Unter dem ganzen glorreichen Heere von Abenteurern, das im 16. Jahrhundert von Spanien aus auf Entdeckungen und Eroberungen auszog, war keiner so tief erfüllt von dem Geiste dieser romantischen Unternehmungen wie Fernand Cortez, Der Kampf war seine Lust und er liebte es, seine Aufgaben womöglich von der schwierigsten Seite anzufassen….«
Die Vorliebe für das Romantische könnte den Eroberer von Mexico wohl leicht zu der Rolle eines gewöhnlichen Abenteurers erniedrigen; Cortez war aber sicherlich auch ein weitsichtiger Politiker und großer Anführer, wenn irgend ein Mann nur diesen Namen verdient, der so weitumfassende Unternehmungen allein durch sein Genie ausführte. Die Geschichte kennt kein zweites Beispiel, daß solche Großthaten mit so unzulänglichen Mitteln vollbracht worden wären, und man kann in der That behaupten, daß Cortez Mexico nur mit eigener Hilfe unterjocht hat.
Sein Einfluß auf den Geist der Soldaten gründete sich gewiß auf deren Vertrauen zu seiner Geschicklichkeit, doch wird man auch sein leutseliges Auftreten dabei mit in Anschlag bringen müssen, das ihn mehr als einen Anderen zur Führung einer Bande von Abenteurern geeignet machte. Als er zu hohem Range emporgestiegen, sich mehr Aufwand gestattete, büßten wenigstens seine alten Kriegskameraden ihr vertrauliches Verhältniß zu ihm keineswegs ein. Zur Vollendung dieses Bildes des »Conquistadors« schließen wir uns vollständig dem an, was der ehrenwerthe und wahrheitsliebende Bernal Dias von ihm sagt: »Er gab seinem einfachen Namen Cortez stets den Vorzug vor allen Titeln, die ihm zu Theil wurden, und gewiß hatte er allen Grund dazu, denn der Name Cortez ist noch heute so berühmt wie der Cäsar’s bei den Römern oder Hannibal’s bei den Karthagern«. Der alte Chronist schließt mit einem Satze, der die religiöse Geistesrichtung des 16. Jahrhunderts recht charakteristisch kennzeichnet: »Vielleicht sollte er, heißt es nämlich an der betreffenden Stelle, seinen Lohn erst in einer besseren Welt empfangen, und das glaube ich gewiß; denn er war ein sehr ehrenwerther Ritter, voll ernstlicher Ergebung gegen die heilige Jungfrau, den Apostel St. Petrus und gegen alle Heiligen«.
III.
Die Tripelallianz. – Franz Pizarro und seine Brüder. – Don Diego d’Almagro. – Die ersten Versuche. – Peru, seine Ausdehnung, Bevölkerung und seine Könige. – Gefangennahme Atahualpa’s, sein Lösegeld und sein Tod. – Peter d’Alvarado. – Almagro in Chili. – Kämpfe zwischen den Eroberern. – Proceß und Hinrichtung Almagro’s. – Expeditionen Gonzalo Pizarro’s und d’Orellana’s. – Ermordung Franz Pizarro’s. – Empörung und Hinrichtung seines Bruders Gonzalo.
Kaum gewannen die Berichte Balboa’s von den Schätzen der im Süden von Panama gelegenen Länder einige Ausbreitung in Spanien, als auch schon mehrere Expeditionen ausgerüstet wurden, um deren Eroberung zu versuchen. Alle aber scheiterten, entweder weil ihre Führer der übernommenen Aufgabe nicht gewachsen waren, oder wegen Unzulänglichkeit der zu Gebote stehenden Hilfsmittel. Man darf auch nicht vergessen, daß die von den ersten Abenteurern – jenen Pionnieren, wie man sich heute ausdrücken würde – erforschten Länder keineswegs dem entsprachen, was spanische Habsucht von ihnen erwartete. In der That hatten sich alle nach jenen Gebieten begeben, welche man damals das »Festland« nannte, nach jenen sumpfigen, gebirgigen und ungesunden, waldbedeckten Küstenländern, deren zwar verstreute, aber sehr kriegslustige Ureinwohner den Fremden zu den schon von Natur vorhandenen Hindernissen noch manche neue in den Weg legten. So erkaltete nach und nach der frühere Enthusiasmus und man erwähnte der wunderbaren Berichte Balboa’s höchstens noch, um sie in’s Lächerliche zu ziehen.
In Panama aber befand sich noch ein Mann, der von der
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