Die Entdeckung der Erde
günstigsten Bedingungen für sein Wohlbefinden und seine persönliche Sicherheit nach jenen entlegenen Gebieten gelangen sollte. Es wurden ihm außerdem reiche Geschenke für den Kaiser von China überliefert und ihm eine Bedeckung von zweitausend Reitern mitgegeben.
Ibn Batuta machte seine Rechnung freilich ohne die Insurgenten, welche in den benachbarten Gegenden umherschwärmten. Zwischen seinen Begleitmannschaften und den Hindus kam es zu einem Gefecht. Ibn Batuta wurde dabei von seinen Leuten getrennt, gefangen genommen, beraubt, gefesselt und weggeschleppt. Wohin – das wußte er nicht. Trotzdem verlor er weder Muth noch Hoffnung und es gelang ihm auch wirklich, den Händen der Räuber zu entwischen. Sieben Tage lang irrte er umher, bis er endlich einen Neger traf, der ihn nach Delhi und in den Palast des Kaisers zurückbrachte.
Mohammed rüstete sofort eine neue Expedition aus und bestätigte den Reisenden in seiner Eigenschaft als Gesandten zum zweiten Male. Jetzt glückte der Escorte der Zug durch das insurgirte Land über Kanoge, Merwa, Gwalior und Barum bis nach Malabar. Bald darauf gelangte Ibn Batuta nach Calicut, dem späteren Hauptort der Provinz Malabar und wichtigen Hafenplatze, in dem er drei Monate auf günstigen Wind warten mußte, um in See gehen zu können. Er benutzte diesen unfreiwilligen Aufenthalt zum Studium der chinesischen Handelsmarine, welche diese Stadt viel besuchte, und spricht mit Bewunderung von den Tjonken, wirklich schwimmenden Gärten, in denen man Ingwer und Küchengewächse zog, als eine Art unabhängiger Ansiedlungen, deren manche reiche Leute eine große Menge besaßen.
Die günstige Jahreszeit kam heran. Ibn Batuta wählte sich für die Reise eine kleine, bequeme Tjonke aus, auf welche er seine Schätze und sein Gepäck unterbrachte. Dreizehn andere Tjonken enthielten die vom Herrscher von Delhi für den Kaiser von China bestimmten Geschenke. Da erhob sich Nachts ein schrecklicher Sturm, der alle Fahrzeuge versenkte. Zum Glück war Ibn Batuta auf dem Lande zurückgeblieben, um noch dem Gebete in der Moschee beizuwohnen. Seine Frömmigkeit ward ihm zur Rettung. Aber er hatte Alles verloren; nichts war ihm übrig geblieben, als »der Teppich, auf dem er seine Andacht zu verrichten pflegte«. Nach diesem zweiten Unfalle wagte er es nicht mehr, dem Beherrscher von Delhi wieder unter die Augen zu treten. Freilich hätte solches Mißgeschick auch einen minder ungeduldigen Fürsten erzürnen können.
Ibn Batuta’s Entschluß war schnell gefaßt; er gab den Dienst des Kaisers auf und verzichtete auf die Vortheile seiner Stellung als Gesandter; dann schiffte er sich nach den Malediven ein, die damals von einer Frau regiert wurden und lebhaften Handel mit Cocosfasern (eine Art Hanf) trieben. Auch hier übertrug man dem arabischen Theologen die Würde eines Richters; er heirathete drei Frauen, erregte aber den Unmuth des Vezirs, der ihn wegen der hohen, ihm zu Theil gewordenen Auszeichnungen beneidete, und mußte in Folge dessen fliehen. Er hoffte die Coromandelküste zu erreichen; die Winde verschlugen sein Schiff aber nach der Insel Ceylon. Ibn Batuta wurde daselbst von dem Könige mit aller Achtung aufgenommen und erhielt sogar die Erlaubniß, den heiligen Berg von Serendid, d. i. den Pic Adam, zu besteigen. Er wollte hier den wunderbaren Eindruck auf der Bergspitze sehen, den die Hindus den Fußabdruck Buddah’s, die Mohammedaner aber den Fußabdruck Adam’s nennen. Er sagt in seinem Berichte darüber, daß dieser Eindruck elf Handbreiten lang sei, womit er weit unter der Schätzung eines Geschichtsschreibers des 9. Jahrhunderts zurückbleibt, der ihm nicht weniger als neunundsiebzig Armlängen giebt. Der Letzterwähnte fügt auch noch hinzu, daß, während der eine Fuß unseres Stammvaters auf dem Berge ruhte, der andere im indischen Ocean gestanden habe. Ibn Batuta spricht auch von großen bärtigen Affen, »welche einen großen Theil der Bevölkerung der Insel ausmachen«, die eine monarchische Regierung besitzt, mit einem kynocephalischen, mit Baumblättern gekrönten Könige an der Spitze. Man weiß jedoch, was von allen diesen, durch die Leichtgläubigkeit der Hindus aufgekommenen und verbreiteten Fabeln zu halten ist.
Von Ceylon aus setzte der Reisende unter schweren Stürmen nach der Coromandelküste über und erreichte, indem er den untersten Theil der Ostindischen Halbinsel durchwanderte, die entgegengesetzte Küste, wo er sich von Neuem einschiffte. Auf
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